Ende der 1920er Jahre war die "Wiener Gemütlichkeit" geradezu sprichwörtlich geworden. Sie beschwor eine heile Welt, in der das Leben noch in Ordnung ist. Doch Ödön von Horváths Volksstück "Geschichten aus dem Wiener Wald", 1931 uraufgeführt, zeigt ein vollkommen anderes Österreich: In brillant geschliffenen Dialogen entlarvt Horváth ein müßiges Wiener Kleinbürgertum, das bei aller scheinbaren Heiterkeit von wahrhaft heiler Welt nichts mehr weiß. Denn tatsächlich taumeln seine Figuren dumm und unbeholfen einem Schicksal entgegen, dessen Bitterkeit sie kaum selbst erahnen.