Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die berühmten Keuner-Geschichten sind nie en bloc und selbständig publiziert worden, hat Martin Krumbholz nachgelesen, sondern eingebaut in die "Kalendergeschichten" oder andere übergeordnete Zusammenhänge. Ihre Entstehungszeit erstreckt sich wohl auch über fast drei Jahrzehnte, mutmaßt der Rezensent, wobei die meisten im dänischen Exil (1933 - 39) entstanden sein sollen. Nach seiner Rückkehr aus dem amerikanischen Exil sammelte Brecht sie in der so genannten "Zürcher Mappe", die er mit vielen anderen Pappschachteln bei seiner Gastfamilie stehen ließ, berichtet Krumbholz weiter. Die Original-Mappe, erst im Jahr 2000 wieder aufgetaucht und nun erstmals publiziert, enthält 15 Texte, die Brecht selbst nie zur Veröffentlichung vorgesehen hat. Mehr oder weniger teilt der Rezensent die Einschätzung des Meisters, der seine weniger meisterhaften Keuner-Geschichten der Öffentlichkeit vorenthalten wollte. Bis auf eine Ausnahme - die Episode "Ruhm", in der Krumbholz die typische Keunersche Selbstironie aufblitzen sieht - fehlten hier "die Eleganz und der dialektische Schliff", schreibt der Kritiker, welche den Ruhm der Keuner-Geschichten begründet hätten. Im übrigen wären auch die neuen Herausgeber der Brechtschen Anordnung getreu gefolgt und hätten die unveröffentlichten als gesonderten Block gekennzeichnet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2014ULF K., Comiczeichner aus Düsseldorf, hat vor einem Jahr in dieser Zeitung seine Serie "Geschichten vom Herrn Keuner" publiziert. Über vier Monate hinweg adaptierte er die gleichnamigen, über mehr als drei Jahrzehnte hinweg entstandenen Prosaminiaturen von Bertolt Brecht: mit einer Titelfigur, die nach Brechts eigenem Aussehen gestaltet worden, aber dennoch im unnachahmlichen Stil des 1969 geborenen und bereits seit zwanzig Jahren erfolgreichen Zeichners gehalten war. Wie die Keuner-Geschichten selbst waren auch Ulf K.s Comics dazu von unterschiedlicher Länge: von einer einzelnen Folge bis zu Episoden, die sich über eine ganze Woche hinzogen - 34 Erzählungen kamen so insgesamt zusammen. Alle sind jetzt bei Brechts Hausverlag Suhrkamp in einem Band gesammelt, um eine Zusatzfarbe bereichert und von Ulf K. in abwechslungsreicher Seitendramaturgie neu montiert worden. ("Geschichten vom Herrn Keuner". Von Bertolt Brecht und Ulf K. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014. 134 S., br., 18,99 [Euro].)
F.A.Z.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ulf K. ist der Poet der deutschen Comicszene.« SPIEGEL ONLINE