Die literarische Biografie nimmt eine hochinteressante Schnittstellenposition zwischen einem sachlichen Geschichtswerk und einem fiktionalen Text ein. Beide Werke Hans Magnus Enzensbergers bestehen zu einem großen Teil aus einer Collage aus authentischem Quellenmaterial: Akten, Fotografien, Zeitzeugeninterviews etc. Dazwischen meldet sich in sogenannten 'Glossen' ein Erzähler zu Wort, welcher versucht, aus den Quellen ein nachvollziehbares Geschichtsbild zu konstruieren und sich dabei mit Fragen über die Grenzen historischer Erkenntnis auseinandersetzt. Diese Arbeit setzt sich vergleichend mit dem Geschichtsverständnis beider Biografien auseinander. Hierbei werden das jeweilige Autorenkonzept, der Einfluss des Erzählers, die gattungsgeschichtlichen Rahmenbedingungen der literarischen Biografie sowie die Art der Quellendarstellung hinsichtlich deren Auswahl, Anordnung und die verwendete Zitierweise untersucht. Abschließend erfolgt eine Auswertung der Ergebnisse in Hinblick auf faktuale und fiktionale Elemente. Es wird untersucht, welches erkenntnistheoretische Konzept in Bezug auf die vergangene Wirklichkeit den Werken zugrunde liegt und inwiefern dieses durch die Person des historischen Autors, des Erzählers und des literaturgeschichtlichen Kontextes beeinflusst ist.