Die einzige aus der Antike erhaltene theoretische Abhandlung über die Abfassung von Historiographie stammt aus der Feder des Lukian von Samosata. Die Beurteilung der Schrift Quomodo historia conscribenda sit stellt den modernen Interpreten jedoch vor Schwierigkeiten, handelt es sich bei dem Verfasser doch um einen Satiriker, der seiner Schrift einen bewusst doppelbödigen Charakter gab. Veranlasst durch eine Flut an Geschichtswerken, die im Zuge des Partherkrieges des Lucius Verus (161 - 166 n. Chr.) entstanden, führt Lukian seinen Zeitgenossen spottend ihre Fehler vor Augen, um daraufhin zu erläutern, wie man richtig Geschichte schreiben solle. Ist die Schrift also eine Satire oder handelt es sich um einen seriösen Ratgeber? Die vorliegende Studie macht es sich zur Aufgabe, Lukians Traktat in das geistige und kulturelle Umfeld des 2. Jhs. n. Chr. einzuordnen. Zunächst wird der Blick auf Lukians Ratschläge gerichtet und in Relation zu einigen Aspekten der zeitgenössischen Bildungskultur analysiert. Daraufhin wird die Abhandlung im Kontext des Gesamtwerkes Lukians betrachtet und ihr Platz unter seinen Schriften bestimmt. Schließlich soll anhand des Werkes auf den Zustand der Geschichtsschreibung des 2. Jhs. geschlossen werden. Dieser Rahmen ermöglicht eine vertiefte Einschätzung, welchen Aussagewert die Schrift dem Rezipienten kaiserzeitlicher Geschichtsschreibung anbietet.
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