Der weibliche Körper stand schon immer im Mittelpunkt der Darstellungen der westlichen Metaphysik. Diese Bedeutungszuschreibungen hatten eine essenzialisierte Sichtweise des Verhältnisses zwischen Geschlecht und Begehren und waren für die Untermauerung der religiösen, wissenschaftlichen und biologischen Diskurse verantwortlich. Die Naturalisierung des Geschlechterdiskurses als unmittelbare Folge der diskursiven Konstruktion von Geschlecht blieb bis zur kritischen Geschlechterforschung unhinterfragt und losgelöst von Machtverhältnissen. In diesem Zusammenhang sind die Darstellungen von Frauen in dem Roman Memorial de Maria Moura (1992) von Rachel de Queiroz (1910-2003) von Bedeutung, da sie es uns ermöglichen, über die Konstruktion von Geschlecht innerhalb von Machtbeziehungen nachzudenken. Seit den 1990er Jahren interessieren sich die Gender Studies für die Schriftstellerin Rachel de Queiroz. Die weibliche Figur in dem Roman Memorial de Maria Moura (1992) wird durch die Zeichen der väterlichen und mütterlichen Verwaisung und Einsamkeit dargestellt. Maria Moura löst sich von den traditionellen Geschlechterrollen der Mutter und Ehefrau und begibt sich in die öffentliche Sphäre des Krieges und des Strebens nach Macht.