Die Darstellung der Geschlechterrollen in den antiken Quellen ist keine direkte Abbildung der antiken Wirklichkeit, sondern wird durch verschiedene Filter vermittelt. Deshalb erscheint es besonders wichtig, den Blick auf die Verbindungen zwischen dem Urheber einer Quelle (antiker Autor), seinen Absichten, dem zeitgenössischen historischen Kontext und den umfassenden Traditionszusammenhang zu lenken.Auch der ethnographische Raum stellt einen für den antiken Menschen gestaltbaren Raum dar. Dabei spielen Projektionen sowie mit der eigenen Welt kontrastierende Darstellungen eine besondere Rolle. Die Analyse dieses Schrifttums wird jedoch dadurch erschwert, daß alle Äußerungen jeweils vor dem Hintergrund einer wirkungsmächtigen ethnographischen Tradition gesehen werden müssen. Aus diesem Grund stellt sich in jedem einzelnen Fall die Frage, ob, in welchem Ausmaß und in welcher Weise die jeweilige Äußerung eine vom Autor bewußt vorgenommene Schilderung darstellt.Neben der Analyse der Kategorie "Geschlecht" im Kontext des antiken Schrifttums wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, ob im jeweiligen Text eine Autorintention erkennbar ist. Mittels quantitativer Analysen wird versucht, in der Frage der ethnographischen Topoi zu möglichst klaren Antworten zu gelangen. Schließlich wird dem Problem Rechnung getragen, daß die Herausarbeitung der Spezifik von Texten nicht nur den impliziten Bezug zu anderen Texten, sondern auch eine vorausgesetzte Realität benötigt. Diese Realität wird in der Regel über die Auswertung verschiedener Texte und Textsorten hergestellt. Weil diese Kontextualisierung für das gesamte Vorhaben notwendig ist, sind auch Studien aufgenommen, die sich unter direktem Bezug auf die Themata Geschlechterrollen und Ethnographie direkt mit der historischen Realität beschäftigen.