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Der wissenschaftliche Umgang mit Formbegriffen hat vorderhand mit theoriegeschichtlichen Traditionslasten zu kämpfen. Ist Form gleich oder ähnlich mit Struktur, Gestalt oder Figur? Taugt Form als "Kategorie", was etwa Adorno in Zweifel zog, oder ist Form lediglich die Funktion von (elastischen!) Differenzierungen, mit denen wir epistemologische Felder im Alltagswissen und im Wissenschaftswissen zu ordnen versuchen? Solche Schwierigkeiten im Umgang vermehren sich mit "Geschlossenen Formen". Formale Geschlossenheit korrespondiert, etwa in der Literatur und der Lektüre, mit interpretatorischer…mehr

Produktbeschreibung
Der wissenschaftliche Umgang mit Formbegriffen hat vorderhand mit theoriegeschichtlichen Traditionslasten zu kämpfen. Ist Form gleich oder ähnlich mit Struktur, Gestalt oder Figur? Taugt Form als "Kategorie", was etwa Adorno in Zweifel zog, oder ist Form lediglich die Funktion von (elastischen!) Differenzierungen, mit denen wir epistemologische Felder im Alltagswissen und im Wissenschaftswissen zu ordnen versuchen? Solche Schwierigkeiten im Umgang vermehren sich mit "Geschlossenen Formen". Formale Geschlossenheit korrespondiert, etwa in der Literatur und der Lektüre, mit interpretatorischer Offenheit, formale Offenheit mit interpretatorischer Geschlossenheit. Darüber wird sich, wie unausweichlich, eine nicht enden könnende hermeneutische Frage nach der Transzendierung der Form erheben. Das klänge einerseits nach einer "Rettung der klassischen Moderne" und mag andererseits als Aufruf etwa zu einer figuralen Ästhetik verstanden werden. Der vorliegende Band dreht gleichwohl von solchen theoriegeschichtlichen Unausweichlichkeiten weg und in eine andere Richtung ab. "Geschlossene Formen" werden geradezu paradigmatisch definiert durch die Übereinstimmung von Wirklichkeit und Ausdruck, etwa in der Kunst. Für solche Definitionen sind die rationalen Rahmen mittlerweile gebrochen. Die Systemtheorie fasst geschlossene Formen daher eher funktional auf: als Blockierung externer Referenzen. Kunst und Medien sind danach nur mehr eine Art Ornament, mit dem die Blockierung sich selbst ihre Schärfe nimmt. Trotzdem bleibt an geschlossenen Formen und an allem, "was sich schliesst", ein Moment der Verstörung. Der Begriff ist insofern ideologisch und anthropologisch stark aufgeladen. Der Band greift solche Sedimentierungen auf. Aber er gibt auch zur Kenntnis, dass im Zeitalter der Datenbanken symbolische Formen abhängig von "Formaten" sein könnten. Dies führt im Alltag freilich nur auf eine andere Art von Verstörung, in der wissenschaftlichen Betrachtung hingegen zu einer Beschreibung geschlossener Formen, die Effekte der Verstörung im Spiel mit diffusen Matrizes zu verschlucken scheinen. Das Spektrum solcher Bifurkationen der Beschreibung und Wahrnehmung geschlossener Formen schreitet der Band, theoretisch und historisch interessiert, ab.
Autorenporträt
Ralph Kray, Literaturwissenschaftler (Universität Siegen, Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin), 1993 Promotion, Forschungsschwerpunkte sind Epistemologie, Kultur- und Mediengeschichte; Gründer und Leiter des EUKOS Institut für Gesundheits-, Sozial- und Wissenschaftsmanagement, Berlin; letzte Buchveröffentlichungen: Theorie als kulturelles Ereignis (2001, zus. m. K. Ludwig Pfeiffer und Klaus Städtke), Spielräume des auktorialen Diskurses (2003, zus. m. Klaus Städtke).
Kai Luehrs-Kaiser, Literaturwissenschaftler, 1999 Promotion; Musik- und Theaterkritiker für die Tageszeitung Die Welt; Mitbegründer und Vorsitzender der Heimito von Doderer-Gesellschaft; zuletzt (mit-)herausgegeben: Thomas Bernhard: Traditionen und Trabanten (1999), zur Zeit Vorbereitung der Historisch-kritischen Edition von Heimito von Doderers Roman Die Dämonen.