Mit den 'Tagen der Alpen-Adria-Küche' kommt es zu einer Vermählung von Spitzengastronomie aus Slowenien, Friaul, Istrien und Kärnten. Der Standort wird erstmals genutzt, um Impulsgeber für eine grenzübergreifende, innovative Küche zu sein, in der die lokal gewachsenen Geschmäcker mit jenen, die von Reisen mitgebracht wurden, am Gaumen eine Hochzeit eingehen."Wir sind mit den "Tagen der Alpen-Adria-Küche" eine Hoch-Zeit eingegangen.Dabei begleiten uns die Verse des Dichters Milan Rúfus, der sich fragt, was denn ein Gedicht sei.Auf den Tisch etwas Klares stellen, wie Brot / Oder Wasser. Oder / zwischen zwei Finger Salz. (...) Wenn die Forellen den Jordan heraufziehen werden, / keine Angel kaufen, doch wissen, daß der Fluß nicht nur / aus Fischen besteht. // Daß er um vieles mehr ist. / Wie das Gedicht mehr ist als Worte //Wie in diesem Gedicht ist es doch auch mit den Speisen: In ihnen verbirgt sich mehr als bloß die Vermengung von Zutaten. Es geht doch nicht nur darum, Nahrung zu sich zu nehmen. Es geht darum, mit der den Gerichten innewohnenden Harmonie eins zu werden und durch das neu erlangte Wohlbefinden Kraft für Körper und Seele zu tanken. Die Kraft zur Meisterung des Alltages erwächst aus der Vollkommenheit des Zusammenwirkens vom Können der Köchinnen und Köche einerseits, und andererseits der Übersetzung der vorgefundenen Gegebenheiten, wie sie sich in der Strukturiertheit der Natur widerspiegeln und auf den Tellern zur Harmonie zwischen Speis und Mensch erweckt werden.Diese Erkenntnis ist nicht neu. Neu ist, dass sie sich von der industriellen Lebensmittelproduktion abhebt und das Gefühl der Menschen nach gesunder Ernährung trifft. Das ist in unseren Breiten erst in den letzten Jahren derart ins Bewusstsein gerückt, dass es die Kulinarik revolutionierte.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.2019Für den Tisch Slowenien, Friaul, Istrien, Kärnten - das klingt nicht nur wie eine Tour, die man unbedingt einmal angehen sollte, sondern auch wie ein Gedicht in ältesten Sprachmelodien des Kontinents. Es beschwört eine mitteleuropäische Landschaft, die sich Berge und Flüsse und Wälder teilt, was nicht immer leicht war, weil die Menschen hier andere Sprachen sprechen und zu oft ein enges Herz hatten, wem gehört hier was, wer herrscht über wen? Auch ein Drama also ist diese Alpen-Adria-Region - und heute eine jener Übergangsgegenden, in denen im Alltag ausgehandelt wird, wie man lebt in einer Welt, die so oft die Grenzen verlegt und neue gezogen und alte überwunden hat, dass man doch inzwischen wirklich verstanden haben sollte, dass man damit nicht mehr weiterkommt. Geht es ums Essen, lassen sich die Trennungen eh nicht aufrechterhalten: Gailtaler Krapfen aus Kärnten, auch Ziljski krapi genannt, oder Ravioli aus Italien, wer kann die Idee für sich pachten, Fleisch oder Gemüse in Teig zu füllen? Im September 2018 fanden in Klagenfurt erstmals die "Tage der Alpen-Adria-Küche" statt, bei denen sich Köche aus der Region nach den Rezepten ihrer Vorfahren erzählten, woher sie kommen, wohin sie gehen könnten. Der formidable Wieser-Verlag hat aus dieser "Geschmackshochzeit" ein herrliches, mehrsprachiges Kochbuch gemacht, lauter Gedichte zum Essen: "Ente, Fichte, Zwetschge" lautet eines davon, ausgedacht hat es sich der slowenische Koch Luka Kosir aus Gric. Wie gesagt: Man will direkt hinfahren.
tob
"Geschmackshochzeit. Die Vermählung von Alpen und Adria". Wieser-Verlag, 148 Seiten, 14,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
tob
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