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Reich bebilderte Autobiographie der weltberühmten Kinderbuchautorin und Illustratorin Judith Kerr, Schöpferin von Klassikern wie "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", "Ein Tiger kommt zum Tee" und der "Mog"-Serie - von der Berliner Kindheit über die Emigration in die Schweiz und nach Paris bis zur Ausbildung und dem Wirken in London, von ihr selbst warmherzig und anrührend, z.T. auch humorvoll erzählt, aus dem Englischen übersetzt von der bekannten Jugendbuchautorin Ute Wegmann. Mit ausführlicher Zeittafel und Bibliographie aller Bücher von Judith Kerr, also die Grundlage für jede Beschäftigung mit ihrem Leben und Schaffen.…mehr

Produktbeschreibung
Reich bebilderte Autobiographie der weltberühmten Kinderbuchautorin und Illustratorin Judith Kerr, Schöpferin von Klassikern wie "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", "Ein Tiger kommt zum Tee" und der "Mog"-Serie - von der Berliner Kindheit über
die Emigration in die Schweiz und nach Paris bis zur Ausbildung und dem Wirken in London, von ihr selbst warmherzig und
anrührend, z.T. auch humorvoll erzählt, aus dem Englischen übersetzt von der bekannten Jugendbuchautorin Ute Wegmann.
Mit ausführlicher Zeittafel und Bibliographie aller Bücher von Judith Kerr, also die Grundlage für jede Beschäftigung mit ihrem
Leben und Schaffen.
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Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Cornelia Geißler liest bewegt die Erinnerungen der mittlerweile 95 jährigen Kinderbuchautorin Judith Kerr. Gewohnt liebevoll schreibe Kerr über ihren Vater, den Theaterkritiker Alfred Kerr, ihre Mutter und ihren Mann, mit dem sie 54 Jahre verheiratet war. Doch die Flucht aus Nazi-Deutschland 1933 stellt sich in diesen Buch der Rezensentin bitterer und bedrohlicher dar als in Kerrs berühmten Jugendbuch "Als Hitler das Rosa Kaninchen stahl". Andererseits erfährt Geißler auch viel über Kerrs Leben im sicheren Großbritannien, in dem sie vor allem als Zeichnerin und Schöpferin des Katers Mog bekannt war. Die Freundlichkeit, mit der hier eine Frau nach einem erfüllten Leben auf die Welt blickt, lässt der Rezensentin das Herz aufgehen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2018

Diesen Tiger stiehlt keiner

Judith Kerr schildert in "Geschöpfe" ihre Flucht nach London, den Beginn ihrer Karriere als Künstlerin und was ihre Küche mit dem Leid japanischer Kriegsgefangener zu tun hat.

Die Frage, was von 1968 bleibt, wird meist unter politischen und gesellschaftlichen Vorzeichen gestellt. Dabei dürfte kaum etwas so viele Menschen so nachhaltig erreicht haben wie ein Bilderbuch, das im Oktober jenes Jahres in England erschienen ist - "The Tiger Who Came to Tea" wurde seither mehr als eine Million Mal verkauft und ist eines der beliebtesten englischen Kinderbücher aller Zeiten.

Entstanden ist es offenbar aus Langeweile: Judith Kneale, geborene Kerr, und ihre kleine Tochter Tacy verbrachten viel Zeit zu zweit, weil der BBC-Autor Tom Kneale, Tacys Vater, wenig zu Hause war. Mutter und Tochter gingen in den Zoo, und weil Tacy so gern Tiergeschichten hörte, dachte sich ihre Mutter aus, wie endlich Schwung in den langweiligen Alltag kommen könnte: durch einen riesigen Tiger, der unvermutet vor der Tür steht, in die Küche schleicht, den Kühlschrank bis auf den letzten Krümel plündert und dann die Wasserleitung leer trinkt. Sind Mutter und Tochter erleichtert, als das riesige Tier dann verschwunden ist? Keine Spur, schließlich ist damit auch das Abenteuer vorbei. Denn der Tiger, so endet dieses Buch, kommt nicht mehr zurück.

Die Frau, die sich diese Geschichte ausgedacht und mit eigenen Zeichnungen versehen hatte, die damit eine Ikone der Kinderliteratur schuf und in Gestalt ihrer Serie um "Mog, the Forgetful Cat" noch eine weitere, war gut dreißig Jahre zuvor ins Land gekommen, als Tochter des legendären deutschen Theaterkritikers Alfred Kerr. Die Stationen dieser Flucht hat Judith Kerr in drei Romanen geschildert - "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", "Warten, bis der Frieden kommt" und "Eine Art Familientreffen" -, sie erzählen von der Schweiz, Frankreich und England, von dem Bemühen der Protagonistin Anna, sich als Zeichnerin zu beweisen, und am Rande auch von den Schwierigkeiten der Eltern, vor allem des Vaters, im britischen Exil Fuß zu fassen. Der letzte Roman schließlich endet mit der Rückreise Annas von einem Aufenthalt im zerstörten Nachkriegsberlin nach London und mit der plötzlichen Erkenntnis, das sie schwanger ist. Ihr Kind wird sie in England zur Welt bringen, die Frage nach der Heimat ist entschieden.

Die Trilogie, schreibt Kerr in ihrer reich bebilderten Autobiographie "Creatures", die nun zum heutigen 95. Geburtstag der Autorin ins Deutsche übersetzt worden ist, sei Fiktion in dem Sinne, dass die Romane "Schwerpunkte setzen. Einige Ereignisse sind dramatisiert, andere abgeschwächt." Zudem sei die Geschichte aus Annas Perspektive erzählt - was die anfangs Neunjährige nicht mitbekommt, findet keinen Eingang in den Text, der daher das Abenteuer mehr betont, als er die eigentliche Gefahr durchblicken lässt. Entscheidend aber für den neuen biographischen Ansatz in "Creatures" ist etwas anderes: "Es gibt aber auch Begebenheiten im Leben meiner Eltern, die ich zu der Zeit, als ich die Bücher schrieb, nicht kannte, sondern die erst nach und nach ans Licht kamen."

"Creatures" ist zwar keine Revision der Romantrilogie, wohl aber eine hochinteressante Ergänzung. Judith Kerr, die, wie sie schreibt, noch siebzig Jahre nach dem Tod ihres Vaters imaginäre Gespräche mit ihm führt, bemüht sich um Gerechtigkeit ihm und seinen Bemühungen gegenüber, die Familie mit literarischen Arbeiten zu unterstützen, obwohl er immer wieder die Erfahrung macht, die Flüchtlingen nur zu vertraut ist: In der Fremde ist auch die souveräne Beherrschung der Muttersprache nicht mehr allzu viel wert.

Judith Kerr konzentriert sich in ihrer Autobiographie weitgehend auf das Leben in England, den eigenen künstlerischen Werdegang, die Ehe mit Tom Kneale und die Entstehung ihrer literarischen Texte. Sie erzählt knapp, konzentriert, erzählt von der Katastrophe des Kriegs und von den Strategien derer, die von ihm betroffen sind. Manchmal ist da ein Hauch von Bitternis, etwa wenn sie über die Schweizer Politik der dreißiger Jahre schreibt und feststellt, dass die offizielle Neutralität mit dem Bemühen einhergeht, Hitler nicht zu verärgern.

Und immer wieder finden sich ausgesprochen witzige Miniaturen, wenn sie etwa von einer Wohngemeinschaft berichtet, in der sie nach dem Krieg mit ihrem Bruder Michael und dessen Freund Ronnie lebte. Sie selbst zahlte eine etwas reduzierte Miete und kümmerte sich, so die Verabredung, im Gegenzug ums kochen, ohne allerdings Kochen zu können: "Michael wusste vielleicht, worauf er sich gefasst machen musste, aber rückblickend finde ich, dass Ronnie, der vier Jahre in einem japanischen Kriegsgefangenenlager verbracht hatte, etwas Besseres verdient gehabt hätte."

Vor kurzem ist Kerr noch einmal in Paris gewesen und hat die Rue Paul Valéry aufgesucht. Dort, im fünften Stock, war die Wohnung, in der die Familie während der französischen Exilzeit gewohnt hatte. Natürlich war nach immerhin achtzig Jahren alles verändert, selbst die Wohnung war nun in mehrere kleine aufgeteilt. Eine davon durfte sie betreten, und den Blick in den Hof, erzählt sie, erkannte sie sogar wieder.

Sie habe Glück gehabt, zu überleben, schreibt sie. Dass sie es nicht dabei belassen hat, auch davon erzählt diese große Autobiographie.

TILMAN SPRECKELSEN

Judith Kerr: "Geschöpfe". Mein Leben und Werk.

Aus dem Englischen von Ute Wegmann. Edition Memoria, Hürth 2018. 176 S., Abb., geb., 36,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2018

FUNDSTÜCK
Judith Kerr erzählt
Viele lieben Judith Kerrs Bildergeschichten von Kater Mog. Und sie kennen ihren autobiografischen Kinderroman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Aber was weiß man noch über das Leben der inzwischen 95-jährigen britischen Illustratorin und Autorin – Tochter von Alfred Kerr (1867 – 1948), einem der scharfsinnigsten Theaterkritiker des 20. Jahrhunderts? Bei Edition Memoria erschienen nun – von Ute Wegmann übersetzt – Judith Kerrs Lebenserinnerungen „Geschöpfe – Mein Leben und Werk“, in dem zu schmökern eine Freude ist. Judith Kerr erinnert sich an ihre Kindheit in Berlin, an die Flucht vor den Nazihäschern, an die Zeit in der Schweiz und in Frankreich, bevor die Familie 1936 in Großbritannien eine neue Heimat fand. Von ihrem Leben in England erzählt sie mit Augenzwinkern. Die Zeit ist geprägt von einem unorthodoxen Karriereweg an der Seite ihres Mannes Tom Nigel Kneale, einem bekannten Drehbuchautor. Nach Toms Tod 2006 blieb sie dem Schreiben und Illustrieren treu. Ihr neuestes Bilderbuch heißt „The Great Granny Gang“, in dem ein munteres Trüppchen von Großmüttern eine Kapuzenpullovergang bezwingt. „Geschöpfe“ sind die lesenswerte Erinnerungen einer großen alten Dame der Kinderliteratur, die nichts von ihrem Lebensmut und Witz verloren zu haben scheint.
SIGGI SEUSS
Judith Kerr: Geschöpfe. Mein Leben und Werk. Edition Memoria. Aus dem Englischen von Ute Wegmann. Hürth Verlag, Köln 2018, 176 Seiten, 38 Euro.
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