„Kontrolle zurückerhalten“: Dies war der Brexit Gewinner Slogan
„Take back control“, der wesentliche Slogan des Brexit stammt von Dominic Cummings, den David Cameron einen Karriere-Soziopathen nannte. Mich fesselte dieses Kapitel in dem Buch von Marion Löhndorf ebenso wie alle anderen. Es ist
mein Auftakt für eine weitere Beschäftigung mit diesem Thema, das am Ende dieses Buches mit…mehr„Kontrolle zurückerhalten“: Dies war der Brexit Gewinner Slogan
„Take back control“, der wesentliche Slogan des Brexit stammt von Dominic Cummings, den David Cameron einen Karriere-Soziopathen nannte. Mich fesselte dieses Kapitel in dem Buch von Marion Löhndorf ebenso wie alle anderen. Es ist mein Auftakt für eine weitere Beschäftigung mit diesem Thema, das am Ende dieses Buches mit Literaturempfehlungen weiter gesponnen wird. Tradition und Vergangenheitssehnsucht haben in Britannien einen besonderen Platz und waren wohl der reich gedüngte Boden für den Brexit.
Besonders eindrücklich empfinde ich am ganzen Buch, dass Frau Löhndorf nicht im üblichen deutschen Haltungsstil schreibt, sondern analysiert was ist. Humorvoll, breit gefächert und unterhaltsam. Engländer haben immer noch eine reiche Tradition aus der Vergangenheit, die sie trägt und davon abhält, in andere Zusammenhänge und Verbünde zu gehen, die ihnen ihre Souveränität nehmen.
George Orwell, der sozialistische Autor meinte über die englische Zivilisation: „It has a flavor of its own.“ Er brandmarkte Linke wie Rechte und mit ihm wird klar, dass der Engländer es verachtet, wenn er etikettiert, koordiniert und gezählt wird, sein Heimatgefühl liegt im Privaten, Individuellen, Humorvollen und insb. die zahlreichen, notwendigen Überwachungskameras in London (Nr. 3 aller Städte weltweit, warum wohl?) sind ihm ein Gräuel.
Eine Tasse Tee schraubt die Seelentemperatur auf einen komfortablen Mittelwert, lesen wir und denken bei diesem klassischen Getränk der Mäßigung direkt an die Queen, die wir auch so gerne als Königin hätten statt einen Präsidenten, der Spaziergänger maßregelt. Sie dagegen ehrt einen 100-jährigen Kriegsveteranen, der mit Rollator noch Spenden sammelte für die Corona-Kranken. Das Video von Thomas Moore bzw. sein Ritterschlag rührt auch heute noch Kontinentaleuropäer zu Tränen.
Wer in England als Politiker humorlos und ungeschickt agiert, hat verloren. Noch reitet Johnson das Humor-Pferd und man ist gespannt, wie lange noch. England feiert den Sieg über Deutschland aus den beiden Weltkriegen immer noch enthusiastisch, während das Wirtschaftliche und der Fußball eher Deutschland zu Füßen liegt. Kein Wunder, wollte man sich von Merkel nicht weitere Migranten aufschwatzen lassen, ein weiterer Grund für den Brexit.
Den Multikulturalismus sehen Briten heute als gescheitert an, sie bieten Zuwanderern eine reiche Kultur, mit der man sich identifizieren kann, in die eine Integration möglich ist. In Deutschland hingegen, schreibt eine SPD Politikerin, gäbe es neben der deutschen Sprache nichts mehr, was kulturell auf ein Dasein hindeuten würde. Man beginnt, Engländern zu beneiden, auch wenn sie einen Bürgermeister in London haben, der meint, dass Terroranschläge auch für Engländer normal seien.
Mir scheint heute, London ist für Engländer vom Land eine Art außerirdische, globalisierte Stadt, die alle Probleme der Globalisierung potenziert anbietet und den Normalbürger abschreckt. Er glaubt dann eher an Plakate, auf denen er liest: "EU Policy at work. Britisch workers are hit hard by cheap unlimited labour." Man sieht einen britischen Arbeiter, der als Bettler auf der Straße sitzt.
Und doch: man ist stolz auf London und die Bollwerke, die sich dort versammeln und von ewiger Größe künden: Tower Bridge und Tower, Buckingham Palace, Riesenrad London Eye, St. Paul's Cathedral. "London ist eine Stadt der Möglichkeiten. Unvorhergesehenes kann passieren, jeden Monat, jeden Tag, jede Minute."