Als erste Bände erscheinen der kritisch edierte und philologisch kommentierte Erstdruck und die Faksimile-Edition des bisher unpublizierten Manuskripts von «Geschwister Tanner», Robert Walsers Debüt als Romanschriftsteller. Die in KWA IV.1 faksimilierte und diplomatisch transkribierte Handschrift ist die früheste erhaltene Druckvorlage in Walsers Nachlass. Allem Anschein nach stellt das Manuskript, niedergeschrieben im Januar 1906 in Berlin, zugleich auch die erste Niederschrift des Romans dar; Vorentwürfe sind keine bekannt. Christian Morgenstern, damals tätig als Lektor beim Verlag Bruno Cassirer, berichtet dem Verleger am 8. April 1906 von der Lektüre des Manuskripts: «Bis zur Mitte der Geschwister Tanner sagte ich mir: du hast selten etwas in seiner Art so Schönes gelesen. Im Verlauf des 2. Teils wurde ich manchmal von einer leisen Ungeduld ergriffen, obwohl auch er herrliche Stellen enthält.» Das Manuskript zu «Geschwister Tanner», das im Vergleich zu vielen anderen Handschriften Walsers ein ungewöhnlich hohes Mass an Bearbeitungsspuren aufweist, gibt einen neuen und differenzierten Einblick in die Anfänge von Walsers schriftstellerischer Entwicklung und dokumentiert indirekt auch die Auswirkungen des Lektorats von Bruno Cassirer und Christian Morgenstern. Ein vollständiges Variantenverzeichnis teilt die Textveränderungen mit, die der Wortlaut des Manuskripts auf dem Weg zum Erstdruck erfahren hat. Christian Morgenstern, der auch noch die ersten Korrekturfahnen des Romans mitgelesen hat, schrieb an Walser im September 1906: «Der Anfang Ihrer Arbeit machte auf mich, aus dem Privatgebiet des Handschriftlichen in die Öffentlichkeit des Drucks gerückt, einen schlechten Eindruck.» Die Edition des Erstdrucks (KWA I.2) enthält in zahlreichen philologischen Annotationen Hinweise zur Textdifferenz des Erstdrucks gegenüber der Handschrift und gibt im Nachwort einen Abriss der frühen Rezeption des Romans. Auf der beigelegten CD-ROMbefindet sich die elektronische Version der «Geschwister Tanner»-Edition, mit Dokumenten und den farbigen Handschriftenfaksimiles. Ausserdem enthält die CD-ROM die erste Version des «Findbuchs», mit dem sämtliche Texte Robert Walsers nach den Archivstandorten, Erstdruckorten und den Abdrucken in den wichtigsten späteren Textausgaben identifiziert werden können.
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