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Die von Pierre Bourdieu herausgegebene Studie "La misère du monde" ("Das Elend der Welt") erzielte bei ihrem Erscheinen einen erstaunlichen Publikumserfolg. Das große Echo auf dieses Werk und die zahlreichen Übersetzungen in andere Sprachen verweisen auf das starke öffentliche Bedürfnis nach einer solchen Form radikaler Gesellschaftsdiagnose, nach einer unbeschönigten Analyse der alltäglichen Lebensumstände. Bereits 1999 plädierte Günter Grass in einem Gespräch mit Pierre Bourdieu dafür, ein solches Projekt auch für die Bundesrepublik durchzuführen. Genau dieses ehrgeizige Ziel haben sich rund…mehr

Produktbeschreibung
Die von Pierre Bourdieu herausgegebene Studie "La misère du monde" ("Das Elend der Welt") erzielte bei ihrem Erscheinen einen erstaunlichen Publikumserfolg. Das große Echo auf dieses Werk und die zahlreichen Übersetzungen in andere Sprachen verweisen auf das starke öffentliche Bedürfnis nach einer solchen Form radikaler Gesellschaftsdiagnose, nach einer unbeschönigten Analyse der alltäglichen Lebensumstände. Bereits 1999 plädierte Günter Grass in einem Gespräch mit Pierre Bourdieu dafür, ein solches Projekt auch für die Bundesrepublik durchzuführen. Genau dieses ehrgeizige Ziel haben sich rund 30 Forscher über einen Zeitraum von drei Jahren gesetzt und legen nun diese umfassende Sozioanalyse Deutschlands vor. Ebenso wie "La misère du monde" verzichtet auch dieser Band weitgehend auf eine soziologische Fachsprache und nähert sich in Interviews den Menschen in Deutschland. Rund 50 Lebensgeschichten geben Zeugnisse von kleinen und großen Nöten, von Hoffnungen und Enttäuschungen, von Anstrengungen und Frustrationen. Gerade auch die Situation der Menschen in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung und die Position des Staates werden eingehend untersucht. Zusammen genommen geben die Interviews und ihre Analysen ein fassettenreiches und vielschichtiges Bild der deutschen Gegenwartsgesellschaft unter den besonderen Bedingungen zunehmenden Konkurrenzdrucks und individueller Herausforderungen, struktureller Massenarbeitslosigkeit und der Unsicherheit von Beschäftigungsverhältnissen, Prozessen räumlicher Segregierung und gesellschaftlicher Ausschließung.
Autorenporträt
Franz Schultheis und Kristina Schulz lehren am Départements de Sociologie der Universität Genf.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensent Martin Hartmann ist beeindruckt und auch ein bisschen schockiert von diesem Buch, in dem sozial unterschiedlich gestellte Menschen Auskunft über den Status Quo ihres Lebens geben. Inspiriert ist diese "Gesellschaftsdiagnose" von Pierre Bordieus "Das Elend der Welt", doch im Unterschied zu dessen Arbeit hat das deutsche Gegenstück am "theoretischen Apparat" gespart. Das hat nach Meinung des Rezensenten Vor- und Nachteile. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass der Band so "näher an das Genre der Sozialreportage heranrückt, als den Herausgebern lieb sein kann". Der Vorteil ist, dass die Gesprächspartner so einen stärkeren Eindruck hinterlassen: "oft rücken sie bedrohlich nahe, da kaum einem Leser das Gelesene gänzlich fremd sein dürfte". Optimistisch stimmen können einen die Selbstbetrachtungen der Menschen jedenfalls nicht: "Der Mensch der Gegenwart, so würde man es im Boxerjargon sagen, ist angezählt."

© Perlentaucher Medien GmbH