Zwei politische Schwergewichte aus Ostdeutschland und Westdeutschland legen gemeinsam eine Streitschrift vor. Sie argumentieren gegen die zurzeit häufig vorgebrachte Behauptung, die Deutsche Einheit sei gescheitert, weil sie eine gespaltene Gesellschaft hinterlassen habe.In ihrem Buch zeigen Karl-Heinz Paqué und Richard Schröder, dass - bei allen verbleibenden West-Ost-Unterschieden - weder wirtschaftlich noch politisch oder sozial von einer dauerhaften und sich vertiefenden Spaltung die Rede sein kann. Allerdings sind die verbleibenden Unterschiede ernst zu nehmen, vor allem was die ökonomische Lage und die politische Kultur betrifft. Nach 30 Jahren Deutscher Einheit ist klar, dass sie das Ergebnis der Geschichte sind. Sie lassen sich nicht in wenigen Jahren beseitigen, sondern müssen in einem Geist des Verständnisses offen diskutiert werden. Die Autoren haben sich jahrzehntelang aktiv mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der beiden Deutschland auseinandergesetzt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sehr angetan ist Rezensent Eckhard Jesse von dieser Vereinigungsgeschichte des westdeutschen "politischen Ökonomen" Karl-Heinz Paque und des ostdeutschen "philosophischen Theologen" Richard Schröder. Dem Kritiker gefällt, dass die Problematik der Vereinigung aus den Zuständen vor derselben angesehen und analysiert werden, so auch der Zusammenhang von Mangelzuständen in der DDR, als die notwendige gegenseitige Hilfe anschließend gerne als menschliche Wärme ausgegeben wurde. Zudem lobt er, wie mit "Mythen" durch "Fakten" rund um die Treuhand dekonstruiert werden. Auch die vorgeblich basisnahen Demokratievorstellungen der AfD würden hier analysiert, so der Kritiker, nämlich als falsche Parallelisierung zum plebiszitären System der Schweiz. Insgesamt sei die Vereinigung von Ost und West ebenso gut gelaufen, so schließt sich der Kritiker der Auffassung der Autoren an, wie die von ihnen zitierte historische Vereinigung von Nord- und Süddeutschland 1871.
© Perlentaucher Medien GmbH
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