Im Essay »Conversation avec l'âne. Écrire aveugle« von Hélène Cixous - ins Deutsche übertragen von Claudia Simma mit kommentierenden Beiträgen von Esther Hutfless, Gertrude Postl und Elisabeth Schäfer - betont Hélène Cixous jene Dimension des Schreibens, die sich dem Ankommen des radikal Anderen öffnet, was als eines der zentralsten Themen der Dekonstruktion und ihrer Ethik gelten kann.Statt im Prozess des Schreibens auf das Sichtbare, das Offenkundige der uns umgebenden Welt zu fokussieren, geht es Cixous darum, sich dem Verborgenen zu nähern, dem Nicht-Sichtbaren, Nicht-Hörbaren, der Welt der Anderen, einzutauchen in eine Beziehung zum Anderen, in der eine:r nicht länger blind dem:der Anderen gegenüber ist, sondern sich des ganzen Sensoriums mit und zum Anderen hin bedient. Damit kündigt sich die poetisch-wirksame Utopie einer anderen, einer Bedeutungen queerenden Welt an. Eben diese Annäherung an das Unbekannte, Noch-Nicht-Benannte ist eine Bewegung, die jedoch selbst eines »blinden Schreibens« bedarf, das eine sehende, ergo wissende, teleologische, auf das Objekt des Schreibens zentrierte Perspektive radikal hinter sich lassen will.Hélène Cixous betont - wie in vielleicht keinem anderen ihrer Texte - die immanente Verbindung von Widerstand und Schreiben. Und sie tut dies in einer radikal queer-poetischen Weise, die sich der Kraft der Sprache zur Transformation, zum Generieren neuer Bedeutungen verschreibt.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Eberhard Falcke hätte sich wohl den ein oder anderen Vorstoß in geistige Gefilde außerhalb des "Cixous-Kosmos" gewünscht. Andererseits findet er das werkimmanente Kreisen um ihr Idol Helene Cixous, wie es die Kommentatorinnen des Essays im umfangreichen Anhang betreiben, durchaus reizvoll. Und Cixous erweist sich in ihrem dekonstruktivistischen Schlüsselessay über ein anderes, ein fluides Sprechen und Schreiben als "faszinierende" Denkerin, verspricht Falcke.
© Perlentaucher Medien GmbH
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