In einer Reihe von Briefen an einen nicht genannten College-Freund berichtet der Ich-Erzähler in Charles Simmons' erstem Roman, der vor vierzig Jahren das erste Mal erschien, aus seinem turbulenten Leben. Aufgestört durch den Tod seines Vaters und das Drängen seiner Mutter, einen aussichtsreichen Beruf zu ergreifen, nimmt der jugendlich-schnoddrige Erzähler in Simmons' Roman seine Briefe zum Anlaß, die Lebens- und Sinnangebote seiner amerikanischen Umwelt lustvoll, rasant und ironisch auseinanderzunehmen. Weil er in Wirklichkeit Schriftsteller werden will, nimmt er lausige Jobs in Kauf, die ihm dafür jede Menge Einsichten und Erlebnisse bescheren, und geht im übrigen seinen offenherzig beschriebenen erotischen Eskapaden nach, bei denen er sich vor allem auf zwei Frauen, Mary und Prudence, konzentriert. Gleichzeitig liefern die Briefe immer wieder Episoden aus dem Roman, an dem Simmons' Protagonist schreibt, und Überlegungen über dessen Hauptfigur Austin. Der Roman, für den Simmons seinerzeit den Faulkner Award erhielt, schockierte einst nicht wenige mit seiner unverblümten Beschreibung von Sex und der Abrechnung des Protagonisten mit der konventionellen Religion.
Heute liest man den Roman nicht nur als ein wunderbares Portrait der 60er Jahre mit Verweisen auf die Popmusik und die gerade einsetzende sexuelle Revolution, sondern auch das Spiel mit der Romanform, lange bevor man das als "postmodern" zu bezeichnen lernte, bereitet einem großes Lesevergnügen. "Geständnisse eines ungeübten Sünders", das seine Frische bewahrt hat und an Jerome D. Salinger und den jungen John Updike erinnert, ist ein verspielt-mitreißendes Buch.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Heute liest man den Roman nicht nur als ein wunderbares Portrait der 60er Jahre mit Verweisen auf die Popmusik und die gerade einsetzende sexuelle Revolution, sondern auch das Spiel mit der Romanform, lange bevor man das als "postmodern" zu bezeichnen lernte, bereitet einem großes Lesevergnügen. "Geständnisse eines ungeübten Sünders", das seine Frische bewahrt hat und an Jerome D. Salinger und den jungen John Updike erinnert, ist ein verspielt-mitreißendes Buch.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2005Was aus Eipulver alles werden kann
Der Hänger im Roggen: Charles Simmons' erster Roman in neuer Übersetzung / Von Edo Reents
Man denkt sofort: Salinger. Es steckt wirklich eine ganze Menge vom "Fänger im Roggen" in diesem Roman. "Denk doch nur", schreibt denn auch ganz richtig der namenlose Ich-Erzähler seinem ebenfalls namenlosen College-Freund, "an uns tausend und abertausend talentloser kleiner Wichser, die sich abrackern und bei Tennessee Williams abschreiben oder bei J.D. Salinger oder T.S. Eliot oder, wie ich, bei Peter Pan." Es hätte dieses Hinweises nicht bedurft, die Herkunft ist auch so erkennbar.
Charles Simmons veröffentlichte "Powdered Eggs" 1964, dreizehn Jahre nach Salingers großem Roman. Die deutsche Übersetzung erschien schon 1967. Aber der Autor ist in Deutschland erst in den letzten Jahren entdeckt worden, und das ist ganz wesentlich das Verdienst des Beck-Verlags. Hier erschienen, in relativ kurzer Abfolge, die Romane "Lebensfalten", "Belles Lettres" "Das Venus-Spiel", dazu die Turgenjew-Variation "Salzwasser" - Bücher, die vor allem mit ihrer Lakonik beeindruckten. Nun liegt auch das Debüt in einer neuen Übersetzung vor, sie stammt von dem in Sachen Simmons erfahrenen Klaus Modick. Wenn nicht alles täuscht, wird das Buch durch diese Neufassung ebenso neu belebt, wie dies Salingers "Fänger im Roggen" in der Neuübersetzung durch Eike Schönfeld widerfuhr (F.A.Z. vom 26. Februar 2003).
Verdient hätte es dies und nötig auch. Niemand kann etwas dafür, daß gerade Übersetzungen von Büchern, die sich durch eine neue Form von Zeitgenossenschaft auszeichnen und bei ihrem Erscheinen irgendwie frischer wirken als andere, schneller altern als das Original; man kann nur froh sein, wenn ein Verlag daraus die richtige Konsequenz zieht. In diesem Falle war es so, daß nicht die mitgeteilten Erkenntnisse veraltet waren - Simmons schreibt über die Themen, die jeden Menschen beschäftigen: Liebe, Einsamkeit, Krankheit und Tod -, wohl aber war es das Inventar, über das die Alltagswirklichkeit des Helden erschlossen wird.
"Geständnisse eines ungeübten Sünders" heißt der Roman jetzt, und das kommt der Sache erheblich näher als der damals etwas uninspiriert eingedeutschte Titel "Eipulver". Es ist ganz wesentlich Konfessionsliteratur, so, wie auch der "Fänger im Roggen" eine einzige Konfession ist: die mit viel Ranküne und Ruppigkeit vorgetragene Beichte als der Versuch eines jungen, sehr verletzlichen Menschen, sich verständlich zu machen, Anschluß zu finden an eine Welt, die eher gefürchtet als gehaßt wird.
Simmons' einundzwanzigjähriger Held erzählt aus seinem Leben, indem er seinem Freund, der nie in Erscheinung tritt, einen Brief nach dem anderen schreibt. Die Wahl dieses Genres könnte altfränkisch anmuten; aber dieser Briefroman ist in seiner ganz und gar unprätentiösen Art, in seinem charmant-angeberhaften Tonfall reine Gegenwart, auch wenn die Gegenwart, in der er damals spielte, heute Jahrzehnte zurückliegt. Im Klappentext ist von einem "Porträt der sechziger Jahre mit Verweisen auf die Popmusik und die gerade einsetzende sexuelle Revolution" die Rede. Popmusik kommt im ganzen Roman nicht vor, und was die sexuelle Revolution betrifft, so ist die Sache halb so schlimm: Die "Geständnisse" sind stellenweise unverblümt, aber es ist bekannt, daß Hunde, die bellen, nicht beißen. Simmons' Held ist so triebhaft, wie manche Männer es in dem Alter nun einmal sind; aber er hat Respekt und manchmal auch Herzklopfen vor dem Abenteuer, das die Jugend bedeutet, und ist auf eine gewisse Weise - die Ungeübtheit dieses Sünders deutet es ja an - sogar keusch; so, wie auch Holden Caulfield eine im Grunde keusche Figur ist. Man hätte auf diese reißerisch-banale Anpreisung verzichten sollen, das Buch hat sie nicht nötig.
Wie der "Fänger", so sind auch diese "Geständnisse" sehr leicht zu lesen, aber schnell kommt man dahinter, wie durchdacht die Konstruktion eigentlich ist. Der Absender der Briefe erzählt von seinem Leben an der amerikanischen Ostküste: katholische Erziehung, früher Tod des Vaters, Gelegenheitsarbeiten mit dem einen Ziel, Schriftsteller werden zu wollen, dazu verschiedene, altersgemäß unausgegorene Liebschaften. Und er erzählt von seinem Romanprojekt: die Geschichte eines gewissen Austin, der das Unglück erlitten hat, seine Sichtbarkeit einzubüßen, und nun auf der Suche nach seiner Floggis ist, jenem Substrat, das ihn wieder zu einem normalen Menschen machen kann - der Roman im Roman also. Das ist als Idee noch wenig originell.
Aber Simmons, der seine Erfahrungen als langjähriger Redakteur der "New York Times Book Review" nicht nur hier gewitzt verarbeitet, dreht die Schraube weiter. Die Briefe, in denen von dem Roman die Rede ist, sind selber der Roman, und Simmons baut vorwegnehmend seinen eigenen Verriß ein, der noch erheblich aufschneiderischer ist als der Klappentext des Verlags: "Die exzessiven, sexuellen Darstellungen und der übermäßige Einsatz von Fäkalsprache sind zwar befremdlich, machen jedoch nicht die abstoßendsten Bestandteile dieses ganz und gar abstoßenden Buchs aus. Wirklich abstoßend sind vielmehr die zahlreichen, unqualifizierten Ausfälle gegen religiöse und nationale Gruppierungen. Protestanten, Juden und insbesondere Katholiken werden häufig beleidigt, desgleichen Italiener, Neger, Iren, Deutsche und Amerikaner." Da bleibt keiner ungeschoren, und das ist auch das Gute an all den Tiraden, die wie mit abgesägter Schrotflinte abgefeuert werden und eine ziemlich hohe Durchschlagskraft haben, aber niemanden richtig treffen. So ist es halt, wenn junge Leute räsonieren: Mit allem sind sie schnell fertig und hängen, sentimental, wie sie sind, doch daran.
Eigentlich und in einem sehr rührenden Sinne ist dies also die Geschichte verirrter Jugend. Der Geist von Elia Kazans "Fieber im Blut" und Mike Nichols' "Reifeprüfung" durchweht die "Geständnisse". Hier sagen junge Frauen auf die voreilig gestellte Frage nach Heirat: "Ja, ich will. Vielleicht." So redet wörtlich auch die Tochter einer gewissen Misses Robinson. Und wieder einmal merken wir, wie festgefügt das Benehmen und die Lebensgewohnheiten auch in Zeiten des vermeintlichen Aufbruchs waren. Simmons, der schon vierzig war, als sein Debüt herauskam, muß es zumindest persönlich so empfunden haben, daß auch die Kennedy-Zeit nicht die Freiheiten gewährte, die mancher im nachhinein in sie hineinphantasiert. Der Rahmen, innerhalb dessen die Unbotmäßigkeit wenig schrillen Laut gibt, ist eine alles in allem doch recht bürgerliche Existenz. Dies hält Simmons auf Distanz zur Beat-Generation, mit deren Produkten die "Geständnisse" nicht verwechselt werden dürfen.
Was sind die "Geständnisse" dann? Am Ende schreibt der Held dem Freund: "Mit Witz und Weisheit ist es mir also wieder einmal gelungen, Dich für mich einzunehmen." Der Leser dieses wunderbaren, von Klaus Modick inspiriert und nur mit kleinen Versehen - ein Roman ist keine "fiktive", sondern eine fiktionale Erzählung - übersetzten Buches kann das nur unterschreiben.
Charles Simmons: "Geständnisse eines ungeübten Sünders". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Modick. C. H. Beck Verlag, München 2005. 255 S., geb., 17, 90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Hänger im Roggen: Charles Simmons' erster Roman in neuer Übersetzung / Von Edo Reents
Man denkt sofort: Salinger. Es steckt wirklich eine ganze Menge vom "Fänger im Roggen" in diesem Roman. "Denk doch nur", schreibt denn auch ganz richtig der namenlose Ich-Erzähler seinem ebenfalls namenlosen College-Freund, "an uns tausend und abertausend talentloser kleiner Wichser, die sich abrackern und bei Tennessee Williams abschreiben oder bei J.D. Salinger oder T.S. Eliot oder, wie ich, bei Peter Pan." Es hätte dieses Hinweises nicht bedurft, die Herkunft ist auch so erkennbar.
Charles Simmons veröffentlichte "Powdered Eggs" 1964, dreizehn Jahre nach Salingers großem Roman. Die deutsche Übersetzung erschien schon 1967. Aber der Autor ist in Deutschland erst in den letzten Jahren entdeckt worden, und das ist ganz wesentlich das Verdienst des Beck-Verlags. Hier erschienen, in relativ kurzer Abfolge, die Romane "Lebensfalten", "Belles Lettres" "Das Venus-Spiel", dazu die Turgenjew-Variation "Salzwasser" - Bücher, die vor allem mit ihrer Lakonik beeindruckten. Nun liegt auch das Debüt in einer neuen Übersetzung vor, sie stammt von dem in Sachen Simmons erfahrenen Klaus Modick. Wenn nicht alles täuscht, wird das Buch durch diese Neufassung ebenso neu belebt, wie dies Salingers "Fänger im Roggen" in der Neuübersetzung durch Eike Schönfeld widerfuhr (F.A.Z. vom 26. Februar 2003).
Verdient hätte es dies und nötig auch. Niemand kann etwas dafür, daß gerade Übersetzungen von Büchern, die sich durch eine neue Form von Zeitgenossenschaft auszeichnen und bei ihrem Erscheinen irgendwie frischer wirken als andere, schneller altern als das Original; man kann nur froh sein, wenn ein Verlag daraus die richtige Konsequenz zieht. In diesem Falle war es so, daß nicht die mitgeteilten Erkenntnisse veraltet waren - Simmons schreibt über die Themen, die jeden Menschen beschäftigen: Liebe, Einsamkeit, Krankheit und Tod -, wohl aber war es das Inventar, über das die Alltagswirklichkeit des Helden erschlossen wird.
"Geständnisse eines ungeübten Sünders" heißt der Roman jetzt, und das kommt der Sache erheblich näher als der damals etwas uninspiriert eingedeutschte Titel "Eipulver". Es ist ganz wesentlich Konfessionsliteratur, so, wie auch der "Fänger im Roggen" eine einzige Konfession ist: die mit viel Ranküne und Ruppigkeit vorgetragene Beichte als der Versuch eines jungen, sehr verletzlichen Menschen, sich verständlich zu machen, Anschluß zu finden an eine Welt, die eher gefürchtet als gehaßt wird.
Simmons' einundzwanzigjähriger Held erzählt aus seinem Leben, indem er seinem Freund, der nie in Erscheinung tritt, einen Brief nach dem anderen schreibt. Die Wahl dieses Genres könnte altfränkisch anmuten; aber dieser Briefroman ist in seiner ganz und gar unprätentiösen Art, in seinem charmant-angeberhaften Tonfall reine Gegenwart, auch wenn die Gegenwart, in der er damals spielte, heute Jahrzehnte zurückliegt. Im Klappentext ist von einem "Porträt der sechziger Jahre mit Verweisen auf die Popmusik und die gerade einsetzende sexuelle Revolution" die Rede. Popmusik kommt im ganzen Roman nicht vor, und was die sexuelle Revolution betrifft, so ist die Sache halb so schlimm: Die "Geständnisse" sind stellenweise unverblümt, aber es ist bekannt, daß Hunde, die bellen, nicht beißen. Simmons' Held ist so triebhaft, wie manche Männer es in dem Alter nun einmal sind; aber er hat Respekt und manchmal auch Herzklopfen vor dem Abenteuer, das die Jugend bedeutet, und ist auf eine gewisse Weise - die Ungeübtheit dieses Sünders deutet es ja an - sogar keusch; so, wie auch Holden Caulfield eine im Grunde keusche Figur ist. Man hätte auf diese reißerisch-banale Anpreisung verzichten sollen, das Buch hat sie nicht nötig.
Wie der "Fänger", so sind auch diese "Geständnisse" sehr leicht zu lesen, aber schnell kommt man dahinter, wie durchdacht die Konstruktion eigentlich ist. Der Absender der Briefe erzählt von seinem Leben an der amerikanischen Ostküste: katholische Erziehung, früher Tod des Vaters, Gelegenheitsarbeiten mit dem einen Ziel, Schriftsteller werden zu wollen, dazu verschiedene, altersgemäß unausgegorene Liebschaften. Und er erzählt von seinem Romanprojekt: die Geschichte eines gewissen Austin, der das Unglück erlitten hat, seine Sichtbarkeit einzubüßen, und nun auf der Suche nach seiner Floggis ist, jenem Substrat, das ihn wieder zu einem normalen Menschen machen kann - der Roman im Roman also. Das ist als Idee noch wenig originell.
Aber Simmons, der seine Erfahrungen als langjähriger Redakteur der "New York Times Book Review" nicht nur hier gewitzt verarbeitet, dreht die Schraube weiter. Die Briefe, in denen von dem Roman die Rede ist, sind selber der Roman, und Simmons baut vorwegnehmend seinen eigenen Verriß ein, der noch erheblich aufschneiderischer ist als der Klappentext des Verlags: "Die exzessiven, sexuellen Darstellungen und der übermäßige Einsatz von Fäkalsprache sind zwar befremdlich, machen jedoch nicht die abstoßendsten Bestandteile dieses ganz und gar abstoßenden Buchs aus. Wirklich abstoßend sind vielmehr die zahlreichen, unqualifizierten Ausfälle gegen religiöse und nationale Gruppierungen. Protestanten, Juden und insbesondere Katholiken werden häufig beleidigt, desgleichen Italiener, Neger, Iren, Deutsche und Amerikaner." Da bleibt keiner ungeschoren, und das ist auch das Gute an all den Tiraden, die wie mit abgesägter Schrotflinte abgefeuert werden und eine ziemlich hohe Durchschlagskraft haben, aber niemanden richtig treffen. So ist es halt, wenn junge Leute räsonieren: Mit allem sind sie schnell fertig und hängen, sentimental, wie sie sind, doch daran.
Eigentlich und in einem sehr rührenden Sinne ist dies also die Geschichte verirrter Jugend. Der Geist von Elia Kazans "Fieber im Blut" und Mike Nichols' "Reifeprüfung" durchweht die "Geständnisse". Hier sagen junge Frauen auf die voreilig gestellte Frage nach Heirat: "Ja, ich will. Vielleicht." So redet wörtlich auch die Tochter einer gewissen Misses Robinson. Und wieder einmal merken wir, wie festgefügt das Benehmen und die Lebensgewohnheiten auch in Zeiten des vermeintlichen Aufbruchs waren. Simmons, der schon vierzig war, als sein Debüt herauskam, muß es zumindest persönlich so empfunden haben, daß auch die Kennedy-Zeit nicht die Freiheiten gewährte, die mancher im nachhinein in sie hineinphantasiert. Der Rahmen, innerhalb dessen die Unbotmäßigkeit wenig schrillen Laut gibt, ist eine alles in allem doch recht bürgerliche Existenz. Dies hält Simmons auf Distanz zur Beat-Generation, mit deren Produkten die "Geständnisse" nicht verwechselt werden dürfen.
Was sind die "Geständnisse" dann? Am Ende schreibt der Held dem Freund: "Mit Witz und Weisheit ist es mir also wieder einmal gelungen, Dich für mich einzunehmen." Der Leser dieses wunderbaren, von Klaus Modick inspiriert und nur mit kleinen Versehen - ein Roman ist keine "fiktive", sondern eine fiktionale Erzählung - übersetzten Buches kann das nur unterschreiben.
Charles Simmons: "Geständnisse eines ungeübten Sünders". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Modick. C. H. Beck Verlag, München 2005. 255 S., geb., 17, 90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
"Große Literatur", jauchzt Frank Schäfer, der den 1964 erschienenen Romanerstling von Charles Simmons als Zeitdokument liest, ihn aber deshalb noch lange nicht für verstaubt hält. Der ungebrochene Optimismus der Sechziger werde in diesem Briefroman, in dem der Erzähler seine Irrungen und Wirrungen schildert, bis er schließlich im amerikanischen Patriotismus eine Sinnheimat findet, "ganz gut eingefangen", meint Schäfer. Dass die ständige ironische Brechung der eigenen Niederschrift "ziemlich artifiziell" anmutet, stört ihn nicht besonders. Begeisterung löst allerdings die stilististische Brillanz und die "mimetische Sicherheit" Boyds aus, der gekonnt die Sprache und den Gestus eines 21-jährigen Erzählers imitiere. Aus einem "überschäumenden emotionalen Gebräu" werde so ein "flüssiges, allemal witziges Prosa-Parlando", jubelt Schäfer, der in dem Buch am Ende der Besprechung doch noch zeitlose Qualitäten zu entdecken glaubt. Die Übersetzung wird auch gelobt, bis auf den Titel, bei dem Schäfer die textreue Übertragung von "Powdered Eggs" bevorzugt hätte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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