Das Studium der EU-Außenpolitik hat in den letzten Jahren der Konzeptualisierung der Rolle der Union als internationaler Akteur große Bedeutung beigemessen. In diesem Aufsatz werden zwei übergreifende Erzählungen - realistisch und interpretierend - über die Rolle der Union als internationaler Akteur unter Verwendung von Erkenntnissen der kritischen Theorie kritisch analysiert. Mit solchen Erzählungen sind jene Perspektiven gemeint, die in der Wissenschaft entwickelt wurden und die versucht haben, Fragen darüber zu beantworten, wie sich die EU im internationalen System verhält und wie sie sich verhalten sollte. Die Methode der kritischen Lektüre besteht darin, die Prämissen aufzudecken, auf denen die internationale Rolle der EU innerhalb der beiden Narrative konstruiert wurde, dann ihre Konsequenzen zu unterstreichen und sie ihren Gründungsprinzipien gegenüberzustellen. Dieses Unterfangen verdeutlicht den Zweck, der hinter den verschiedenen Arten von Außenpolitik steht, die durch die beiden Erzählungen konstruiert und gefördert wurden. Gleichzeitig fragt die Studie nach der gemeinsamen Verpflichtung der beiden Erzählungen zur Schaffung einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik für die EU.