Der Titel dieses Buches verspricht Erfolg. Das gegenwärtige, neo-sozialistische Klima in Deutschland braucht solche Bücher. Man darf also interessanten, aufrüttelnden Journalismus erwarten.
Tatsächlich lesen sich die 250 Seiten mal spannend, mal vergnüglich. Was allerdings auf der Strecke
bleibt, sind jegliche tiefer gehende Analyse und vor allem die journalistische Redlichkeit. Mal ist das…mehrDer Titel dieses Buches verspricht Erfolg. Das gegenwärtige, neo-sozialistische Klima in Deutschland braucht solche Bücher. Man darf also interessanten, aufrüttelnden Journalismus erwarten.
Tatsächlich lesen sich die 250 Seiten mal spannend, mal vergnüglich. Was allerdings auf der Strecke bleibt, sind jegliche tiefer gehende Analyse und vor allem die journalistische Redlichkeit. Mal ist das rührend, mal schon fast unanständig.
Die Autorin folgt dem "Anfangsverdacht", dass unsere Eliten womöglich mit "ungerechten", weil nicht allen gleichermaßen zur Verfügung stehenden Mitteln auf ihre späteren Spitzenpositionen gelangen. Als da wären: Reiche Eltern, Reichtum, Geld und nochmals Reichtum. Julia Friedrichs sucht die Arroganz von Macht und Geld an elitären Bildungsstätten und - Überraschung! - sie findet sie dort auch. Man liegt nicht falsch, wenn man eine leicht gerümpfte Nase aus diesem Buch heraus liest.
Offenkundige soziale Unterschiede mögen ein stets erfolgversprechendes Thema für populären "Enthüllungsjournalismus" sein. Was an diesem Buch aber irritiert, ist die grell subjektive Herangehensweise der Autorin. Man erfährt viel über sie. Sie ist wütend, sie schämt sich, sie fühlt sich benachteiligt, sie ist froh, weniger karrieresüchtig zu sein. Ein dumpfes, unhinterfragtes Bild von sozialer "Gerechtigkeit" gesellt sich zu altbackenen Ressentiments gegenüber "denen da oben" und ihren vermeintlich unlauteren Wegen zum Erfolg. Selbst Fleiß und Disziplin geraten da schnell in den Verdacht, pathologisch zu sein.
Bei den angestrebten Milieuschilderungen aus den deutschen Eliteschmieden, das muss man lobend sagen, hat das Buch durchaus Unterhaltungswert. Auf politischer Ebene fragt man sich indes, wer da eigentlich diskreditiert werden soll. Jener soziale Staat, dem es nicht gelingt, mit den ihm eigenen Mitteln flächendeckend gute Ausbildung vom Kindergarten bis zur Universität bereitzustellen? Oder sind jene Eliten die Bösen, die sich, oh Schreck, mit guten Beziehungen gegenseitig und mit Geld auch alleine weiterhelfen? Man erfährt es nicht.
Eine auch nur ansatzweise erhellende Analyse der tieferen politischen wie persönlichen Gründe für den Wunsch, mehr aus sich zu machen, sucht man vergeblich. Das Buch will nur schildern. Und doch gerät jeder, der nicht Durchschnitt werden will, hier in ein eher schiefes und manchmal auch schlechtes Licht. Gleichzeitig lernt man die "Mächtigen von morgen" auf über 250 Seiten kaum kennen. Eindimensional sind die Portraitskizzen, zu offenkundig die gesuchten Indizien. Es fällt auf, was der Autorin auffällt. Man vermißt wirkliche Neugier und vor allem journalistische Offenheit.
Was man am Ende allerdings sehr gut kennt, sind die Vorurteile und recht übersichtlichen Vorstellungen der Autorin vom "richtigen Leben". Insofern wäre der Titel: "Meine Elite". Auf den Spuren meiner Ressentiments" wohl etwas ehrlicher gewesen. Schade um die schöne Idee dieses Buches!