Marktplatzangebote
19 Angebote ab € 1,50 €
  • Gebundenes Buch

Im Jahr 1592 wurden die Amsterdamer Kaufleute Cornelius und Frederick Houtman in Portugal verhaftet und eingekerkert. Ihr Verbrechen: Sie hatten versucht, die neuesten Navigationskarten mit detailgenauen Beschreibungen des Seewegs nach Indien zu stehlen. In den vergangenen Jahren hatten portugiesische Entdeckungsreisende die afrikanischen Küstenregionen vermessen, sodass Portugal, nachdem Vasco da Gama 1499 Indien auf dem Seeweg erreicht hatte, als erste europäische Großmacht den Handel mit Fernost eröffnen konnte. Viele Jahrzehnte hielten die Portugiesen den gesamten Handel unter ihrer…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahr 1592 wurden die Amsterdamer Kaufleute Cornelius und Frederick Houtman in Portugal verhaftet und eingekerkert. Ihr Verbrechen: Sie hatten versucht, die neuesten Navigationskarten mit detailgenauen Beschreibungen des Seewegs nach Indien zu stehlen. In den vergangenen Jahren hatten portugiesische Entdeckungsreisende die afrikanischen Küstenregionen vermessen, sodass Portugal, nachdem Vasco da Gama 1499 Indien auf dem Seeweg erreicht hatte, als erste europäische Großmacht den Handel mit Fernost eröffnen konnte. Viele Jahrzehnte hielten die Portugiesen den gesamten Handel unter ihrer Kontrolle, da allein sie die notwendigen Land- und Seekarten besaßen. Das weckte die Begierden der anderen aufstrebenden Handelsnationen, die auch nicht davor zurückschreckten, sich diese wertvollen Navigationshilfen auf kriminellem Weg zu beschaffen. Vierhundert Jahre später landete wiederum ein Kartendieb im Knast, diesmal in Charlottesville im amerikanischen Bundesstaat Virginia: der unbesc holtene 47-jährige Gilbert J. Bland, dem vorgeworfen wurde, über 150 wertvolle alte Karten aus verschiedenen Universitätsbibliotheken gestohlen zu haben. Diesmal spielten nationale Interessen keine Rolle, auch konnten keine merkantil orientieren Auftraggeber im Hintergrund ausgemacht werden: Das FBI fand heraus, dass Bland sich ausschließlich für die wertvollsten Karten aus dem 16. und 17. Jahrhundert interessiert und diese nur in seltenen Fällen auf dem Schwarzmarkt angeboten hatte. Anfang 1996 erfuhr Miles Harvey, damals Korrespondent der Zeitschrift Outside, von diesem "Al Capone der Kartografie", wie ihn die Justiz bald nannte, und setzte sich auf seine Fährte. Was Harvey bei seinen Nachforschungen herausfand, ist erstaunlich: Bland entpuppte sich als ein Mensch, der sich jedem Gespräch, jeder Zusammenarbeit entzog, der nichtssagend war und langweilig. Er war eine Null, im Sprachgebrauch der Kartografen eine terra incognita, und er machte seinem Namen alle Ehre: "Bland" bedeutet im Englischen so viel wie "langweilig", "fade". Und doch wurde dieser Durchschnittstyp zum größten Landkartendieb der Vereinigten Staaten mit einem untrüglichen Gespür für Einmaligkeit und Qualität. Je länger der Autor sich mit dem Menschen Bland beschäftigte, desto tiefer tauchte er ein in die ihm unbekannte, faszinierende Welt der Kartografen. Und aus seiner journalistischen Recherche wurde eine Abenteuerreise. Einen großen Bogen schlägt Miles Harvey von der Kunst des Kartenzeichnens in europäischen wie arabischen Ländern seit der Mitte des 13. Jahrhunderts - besonders geht er auf die kartografischen Arbeiten von Mercator ein, der durch seine Karte von Europa (1554) und seine Weltkarte für Seefahrer (1569) seinen Ruf als bedeutendster Kartenzeichner seiner Zeit begründete - bis hin zu Satellitenaufnahmen, die ausschlaggebenden Einfluss auf strategische Militäraktionen hatten, beispielsweise im Golfkrieg...
Autorenporträt
Miles Harvey ist Wissenschaftsjournalist und arbeitet für viele Zeitungen und Zeitschriften. Autor zahlreicher Kinderbücher.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Miles Harveys Buch ist einzigartig, denn eine Geschichte der Kartographie und der Entdeckungsreise habe es bisher noch nie gegeben und schon gar nicht als Kriminalgeschichte und vom Einzelfall ausgehend, stellt Gerald Sammet fest. Der Kartendieb Gilbert Bland war auf der Jagd nach dem Glück, um letztlich festzustellen, dass seine Besessenheit eher der Jagd als dem Glück galt. Er, der in amerikanischen Bibliotheken mit der Rasierklinge die Atlanten verfälscht, hatte im Grund dieselbe Motivation wie der Eroberer Columbus. Beiden ging es um Grenzverschiebung, erklärt der Rezensent. Mit ihren Karten verschafften sie sich die Sicherheit, die ihnen eigentlich fehlte, vermutet Sammet. Der Autor, der sie dabei beobachtet, weicht, nachdem fast alle Grenzen überschritten sind, vor der letzten zurück, weil sie seine Identität auflösen und ihn zu einem Menschen machen würde, der er nicht sein will, bemerkt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH