Produktdetails
- Verlag: Verlag Hans Huber
- ISBN-13: 9783456840222
- ISBN-10: 3456840225
- Artikelnr.: 12112932
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2004Mehr Gesundheit für alle
Eine systematische Einführung in die Gesundheitspolitik
Rolf Rosenbrock/Thomas Gerlinger: Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung. Verlag Hans Huber, Bern 2003, 320 Seiten, 29,95 Euro.
Textbücher zur Struktur und Wirkungsweise der Sozialversicherung bergen die Bibliotheken zuhauf. Da mag es manch einem gar nicht aufgefallen sein, daß eine systematische Einführung in die Gesundheitspolitik noch nicht dabei war. Rolf Rosenbrock und Thomas Gerlinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WBZ) haben eine solche jetzt vorgelegt - die erste, wie sie betonen. Auf 320 Seiten stellen sie knapp, aber nicht verkürzend die Problemlagen und die Struktur des deutschen Gesundheitssystems mit seinen vielseitigen Akteuren gut lesbar dar. Zum Schluß werfen sie auch noch einen Blick auf die Gesundheitspolitik in der Schweiz. Dies ist zum einen dem eidgenössischen Verleger geschuldet, zum anderen jedoch - und deshalb gutzuheißen - der Tatsache, daß die Schweiz in der hiesigen gesundheitspolitischen Strukturdebatte (zwischen "Bürgerversicherung" und "Kopfpauschale") gern als Referenzmodell gewählt wird.
Die Autoren sind seit langem mit den Themen vertraut. Rosenbrock gehört seit 1999, nachdem Rot-Grün die Regierungsmacht übernommen hatte, dem Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen an, einem Beratungsgremium der Bundesgesundheitsministerin. Beide Autoren halten die Gesundheitspolitik für eine umfassende Gestaltungsaufgabe. Nach ihrer Argumentation ist das Ziel die Verbesserung des Gesundheitszustandes der gesamten Bevölkerung, und die Gesundheitspolitik stelle damit eine Querschnittsaufgabe der Politik dar.
Entsprechend groß ist das Gewicht, das Rosenbrock und Gerlinger einer weitreichenden Gesundheitsvorsorge einräumen - für die derzeit ein Gesetzentwurf vorbereitet wird. Schon deshalb lohnt die Lektüre. Finanzierbarkeit und Bezahlbarkeit von Gesundheitsleistungen müßten hinter den normativen Vorgaben zurücktreten, meinen die Autoren, wobei die Problematisierung des unkritisch übernommenen Solidarprinzips der gesetzlichen Krankenversicherung freilich zu kurz kommt. Dies sollte in einer bald wünschenswerten Neuauflage nachgeholt werden, zusammen mit einer Berücksichtigung der Änderungen, welche die jüngste Reform des Gesundheitswesens mit sich gebracht hat. Die wesentlichen strukturellen Änderungen durch die Reform sind immerhin bereits angesprochen, auch werden Vorzüge und Nachteile neuer Finanzierungsformen wie Kopfpauschale oder Bürgerversicherung thematisiert. Man braucht mit den Schlußfolgerungen nicht immer übereinzustimmen, um das Buch dennoch gesundheitspolitisch Interessierten und nicht nur Studenten von "Public Health" zur Lektüre zu empfehlen.
ANDREAS MIHM
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine systematische Einführung in die Gesundheitspolitik
Rolf Rosenbrock/Thomas Gerlinger: Gesundheitspolitik. Eine systematische Einführung. Verlag Hans Huber, Bern 2003, 320 Seiten, 29,95 Euro.
Textbücher zur Struktur und Wirkungsweise der Sozialversicherung bergen die Bibliotheken zuhauf. Da mag es manch einem gar nicht aufgefallen sein, daß eine systematische Einführung in die Gesundheitspolitik noch nicht dabei war. Rolf Rosenbrock und Thomas Gerlinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WBZ) haben eine solche jetzt vorgelegt - die erste, wie sie betonen. Auf 320 Seiten stellen sie knapp, aber nicht verkürzend die Problemlagen und die Struktur des deutschen Gesundheitssystems mit seinen vielseitigen Akteuren gut lesbar dar. Zum Schluß werfen sie auch noch einen Blick auf die Gesundheitspolitik in der Schweiz. Dies ist zum einen dem eidgenössischen Verleger geschuldet, zum anderen jedoch - und deshalb gutzuheißen - der Tatsache, daß die Schweiz in der hiesigen gesundheitspolitischen Strukturdebatte (zwischen "Bürgerversicherung" und "Kopfpauschale") gern als Referenzmodell gewählt wird.
Die Autoren sind seit langem mit den Themen vertraut. Rosenbrock gehört seit 1999, nachdem Rot-Grün die Regierungsmacht übernommen hatte, dem Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen an, einem Beratungsgremium der Bundesgesundheitsministerin. Beide Autoren halten die Gesundheitspolitik für eine umfassende Gestaltungsaufgabe. Nach ihrer Argumentation ist das Ziel die Verbesserung des Gesundheitszustandes der gesamten Bevölkerung, und die Gesundheitspolitik stelle damit eine Querschnittsaufgabe der Politik dar.
Entsprechend groß ist das Gewicht, das Rosenbrock und Gerlinger einer weitreichenden Gesundheitsvorsorge einräumen - für die derzeit ein Gesetzentwurf vorbereitet wird. Schon deshalb lohnt die Lektüre. Finanzierbarkeit und Bezahlbarkeit von Gesundheitsleistungen müßten hinter den normativen Vorgaben zurücktreten, meinen die Autoren, wobei die Problematisierung des unkritisch übernommenen Solidarprinzips der gesetzlichen Krankenversicherung freilich zu kurz kommt. Dies sollte in einer bald wünschenswerten Neuauflage nachgeholt werden, zusammen mit einer Berücksichtigung der Änderungen, welche die jüngste Reform des Gesundheitswesens mit sich gebracht hat. Die wesentlichen strukturellen Änderungen durch die Reform sind immerhin bereits angesprochen, auch werden Vorzüge und Nachteile neuer Finanzierungsformen wie Kopfpauschale oder Bürgerversicherung thematisiert. Man braucht mit den Schlußfolgerungen nicht immer übereinzustimmen, um das Buch dennoch gesundheitspolitisch Interessierten und nicht nur Studenten von "Public Health" zur Lektüre zu empfehlen.
ANDREAS MIHM
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Thomas Gerlinger und Rolf Rosenbrock haben mit ihrer systematischen Einführung in die Gesundheitspolitik ein gut lesbares Buch vorgelegt, dessen Lektüre sich lohne, versichert Andreas Mihm. Die Autoren stellen nach Dafürhalten unseres Rezensenten die Problemlage und Struktur des Gesundheitssystems "knapp, aber nicht verkürzend" dar. Darüber hinaus plädieren Gerlinger und Rosenbrock für eine umfassende Gesundheitsvorsorge als einer "Querschnittsaufgabe der Politik" und diskutieren - mit Blick auf die Schweiz - neue "Finanzierungsformen wie Kopfpauschale und Bürgerversicherung". So empfiehlt unser Rezensent das Buch allen gesundheitspolitisch Interessierten; auch wenn seiner Auffassung nach in der Forderung der Autoren, dass Finanzierbarkeit und Bezahlbarkeit der Gesundheitsvorsorge "hinter den normativen Vorgaben zurücktreten" müssen, "die Problematisierung des unkritisch übernommenen Solidarprinzips der gesetzlichen Krankenversicherung freilich zu kurz" kommt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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