Vorauseilende Integrationshörigkeit eines Vorzeigeeinwanderers
Sieht man genau hin, ist das Weihnachtsfest und vor allem die oftmals unwirklichen Vorbereitungsorgien eine ausgesprochene skurrile Angelegenheit. Selten lässt sich die eigentliche religiöse und kulturelle Bedeutung dieses Festes noch
erkennen. Sich verwischende und vermischende Symbolik und extreme Oberflächlichkeit kennzeichnen…mehrVorauseilende Integrationshörigkeit eines Vorzeigeeinwanderers
Sieht man genau hin, ist das Weihnachtsfest und vor allem die oftmals unwirklichen Vorbereitungsorgien eine ausgesprochene skurrile Angelegenheit. Selten lässt sich die eigentliche religiöse und kulturelle Bedeutung dieses Festes noch erkennen. Sich verwischende und vermischende Symbolik und extreme Oberflächlichkeit kennzeichnen das bekannteste und gewichtigste Fest des Christlichen Abendlandes. Da wundert es nicht, wenn sich bei Andersgläubigen ohne Umschweife satirische Gedanken entwickeln.
Der Türk-Deutsche Osman Engin, offensichtlich längst integrierter Bremer, hat eben das getan: Weihnachten von der kritisch-satirischen Seite betrachtet. Gut, das haben schon Ungezählte vor ihm ebenfalls, aber aus türkischer Tastatur liest es sich doch ein wenig lustiger, als wenn ein miesepetriger einheimischer Kritiker �vom Leder zieht�. Dabei muss gleich zur Entlastung des Autors klar gesagt werden: er bleibt absolut harmlos, keineswegs kulturfeindlich oder gar herablassend, ein wenig selbstkritisch und kaum wirklich satirisch!
Das ist auch das Manko des kleinen Ablenkbüchleins. Irgendwie bleibt einem nichts im Halse stecken � doch das braucht die Satire. Die vielen verschiedenen Aspekte überspannter Weihnachtsromantik, die unerklärlichen Schenkungsvorgänge unter dem Nadelbaum oder die scheinheiligen Beziehungsbekundungen gepaart mit überspannten Wunschlisten bieten ausreichend Anlass, witzige Situationen zu erleben und zu beschreiben. Einiges davon greift der Autor kulturkritisch und verwundert nachfragend gut auf, lässt seinen Protagonisten so manche Merkwürdigkeit zum Schrecken und Unverständnis seiner Familie übereifrig erfüllen und formuliert witzige Schmunzelabschnitte daraus. Ein paar eingestreute Cartoons von Til Mette eröffnen zudem Deutungssprünge und sorgen für neuen Witz.
© 12/2006, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.