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Warum sind Menschen mal aggressiv, mal einfühlsam? Der Neurobiologe Robert Sapolsky schlüsselt Schritt für Schritt sämtliche Faktoren auf, die zu Gewalt oder Mitgefühl führen: Welche Reize wirken unmittelbar vor der Tat auf das Gehirn? Wie stimulieren Hormone Tage zuvor das Nervensystem? Und was hat die Evolution damit zu tun, dass wir morden? Sapolskys faszinierende Analyse lässt uns jede Tat als komplexes Zusammenspiel biologischer und psychologischer Einflüsse begreifen. "Gewalt und Mitgefühl" ist eine grandiose Synthese der Wissenschaft vom menschlichen Verhalten. Und ein Buch, das…mehr

Produktbeschreibung
Warum sind Menschen mal aggressiv, mal einfühlsam? Der Neurobiologe Robert Sapolsky schlüsselt Schritt für Schritt sämtliche Faktoren auf, die zu Gewalt oder Mitgefühl führen: Welche Reize wirken unmittelbar vor der Tat auf das Gehirn? Wie stimulieren Hormone Tage zuvor das Nervensystem? Und was hat die Evolution damit zu tun, dass wir morden? Sapolskys faszinierende Analyse lässt uns jede Tat als komplexes Zusammenspiel biologischer und psychologischer Einflüsse begreifen. "Gewalt und Mitgefühl" ist eine grandiose Synthese der Wissenschaft vom menschlichen Verhalten. Und ein Buch, das vollkommen neue Wege aufzeigt, die Kontrolle über unser Handeln zurückzugewinnen - und damit die Gewalt einzudämmen.
Autorenporträt
Robert Sapolsky ist Primatologe und Neurowissenschaftler an der Stanford University. Für seine Forschung und seine Bücher wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Royal Society Prize for Science Books und dem Isaac Asimov Award. Auf Deutsch erschienen von ihm Warum Zebras keine Migräne kriegen (1996) und Mein Leben als Pavian (2001)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2017

Barbaren, die Versöhnung können

Wie kommt es, dass wir so anfällig dafür sind, "wir" und "sie" zu unterscheiden? Robert Sapolsky räumt mit Klischees der Verhaltensforschung auf.

Von Julia Fischer

Robert Sapolsky ist Professor für Biologie und Neurologie in Stanford und verbindet in seiner Forschung das Studium von Zellkulturen in der Petrischale mit der Freilandforschung an Pavianen in Afrika. Zudem hat er sich einen Namen als begnadeter Wissenschaftskommunikator gemacht. Etwa mit seinem Buch "Why zebras don't get ulcers", das sich mit der physiologischen Stressreaktion beschäftigt und auf Deutsch aus unerfindlichen Gründen den Titel erhielt "Warum Zebras keine Migräne bekommen".

In seinem neuen Buch "Gewalt und Mitgefühl" nimmt er sich die Grundlagen des menschlichen Verhaltens vor. In beeindruckender Manier schlägt er den Bogen von den neuronalen und hormonellen Grundlagen des Verhaltens bis zu den Kriegsverbrechen in Ruanda, aber auch zum selbstlosen Einsatz für andere Menschen. Sapolsky selbst räumt ein: "Wenn wir dieses Buch in einem einzigen Satz zusammenfassen müssten, würde er wohl lauten: "Es ist kompliziert." Und genau diese Einsicht, dass komplexe Fragen auch komplexe Antworten erfordern, ist die Stärke dieses Buchs.

Sein erster Teil nimmt eine einzelne Handlung als Ausgangspunkt und vergrößert sukzessive den Zeithorizont: Was passierte in der Sekunde vor der Handlung, was in den Minuten davor? Hier erläutert Sapolsky den aktuellen Stand der Forschung zur neuronalen Steuerung von Verhalten. In den "Stunden und Tagen" vor einer Handlung spielen Hormone und ihre Interaktion mit dem Nervensystem eine tragende Rolle. Wir erfahren, dass Oxytocin kein Kuschelhormon ist und der Testosteronspiegel nicht unbedingt mit Aggression in Verbindung steht, wohl aber impulsives und risikobehaftetes Handeln verstärkt.

In den nächsten Abschnitten wendet sich Sapolsky dem adoleszenten Gehirn und den Grundlagen der jugendlichen Risikobereitschaft zu sowie der Bedeutung frühkindlicher Erfahrung. Mit leichter Hand verknüpft er persönliche Erfahrungen und aktuelle Erkenntnisse mit historischen und politischen Dimensionen. Er berichtet, wie ihm als Teenager die Lektüre von Harry Harlows Deprivationsversuchen mit jungen Rhesusaffen Tränen in die Augen trieb.

Für Sapolsky war Harlow gefühlskalt, empfand nichts für die Affen. Gleichzeitig halfen seine Versuche zu verstehen, wie tiefgreifend frühkindlicher Verlust die Entwicklung beeinflussen kann. Im Kapitel über die genetischen Grundlagen korrigiert Sapolsky die Vorstellung, man könne jemals das "Gen für" dieses oder jenes Verhalten finden. Die Effekte einzelner Gene sind meist unglaublich klein und nur im Konzert mit vielen anderen Genen zu verstehen: komplexe Wechselwirkungen, die schwer aufzulösen sind.

Ein wichtiges Augenmerk gilt kulturellen Prägungen und ihrer Wirkung auf physiologische Reaktionen. So zeigte ein Experiment, dass es amerikanischen Probanden aus den nördlichen Bundesstaaten weniger ausmachte, in einem engen Gang angerempelt und beschimpft zu werden, als Testpersonen aus den südlichen Staaten, bei denen die Testosteronwerte und Stressreaktionen massiv anstiegen. Erklärt wurde das mit der Rolle der dortigen "Ehrenkultur". Eine der Fragen, die aufgeworfen werden, lautet, welche Subsistenzbedingungen zur Entstehung von Ehrenkulturen beitragen.

Sapolsky räumt mit zahlreichen Klischees der Verhaltenswissenschaften auf. Die vielbeschworenen Spiegelneuronen müssen dran glauben, ebenso wie die Idee, dass unsere Gesellschaften immer friedfertiger werden. Das Buch liefert auch Einblicke in wissenschaftliche Kontroversen und Machtkämpfe hinter den Kulissen. Zum Beispiel galt der Gedanke, dass auch im erwachsenen Tier neue Nervenzellen im Gehirn entstehen können - die sogenannte adulte Neurogenese - ursprünglich als vollkommen abwegig.

Bereits 1965 hatte Joseph Altmann, ein Lehrbeauftragter am MIT, zwar erste Hinweise auf adulte Neurogenese gefunden. Doch einer der führenden Vertreter des Feldes, Pasko Rakic von der Yale University, befand, dass diese Ergebnisse nicht stimmen könnten. Selbst Fernando Nottebohm von der Rockefeller University, der die Entstehung neuer Nervenzellen beim Gesanglernen von Singvögeln nachwies, stieß zunächst auf erbitterten Widerstand. Heute ist die adulte Neurogenese ein anerkanntes Forschungsthema.

Während der erste Teil in seinem Detailreichtum auch als Referenzwerk dienen kann, ist der zweite mitreißender und für manche Debatte gut. Was bedeutet es, in einer kollektivistischen Gesellschaft aufzuwachsen statt in einer individualistischen und wie wirkt sich dies auf die Bewertungen von Handlungen aus? Wie kommt es, dass Menschen so anfällig dafür sind, "wir" und "sie" zu unterscheiden? Und wie lässt sich die Bereitschaft überwinden, "uns" von "denen" abzugrenzen?

Sapolsky referiert auch die klassischen Experimente von Asch und Milgram sowie das berüchtigte Stanford Prison Experiment - beide räumten den Probanden Verfügungsgewalt über andere Menschen ein -, aber er lässt es nicht dabei bewenden, die Geschichten einfach wieder aufzutischen. Stattdessen beschreibt er, wie beim Stanford Prison Experiment der Versuchsleiter selbst Teilnehmer des Experiments war und massiv in die Dynamik eingriff. Auch bei Milgram ging nicht alles mit rechten Dingen zu: Der derzeit diskutierte "Publikationsbias", nach dem nur die gewünschten Ergebnisse publiziert werden, der unpassende Rest aber in der Schublade verschwindet, war seinerzeit offensichtlich ebenso virulent wie heute.

Ans Ende stellt Sapolsky einen Appell, nämlich die Erinnerung, dass Menschen nicht nur zur Barbarei, sondern auch zur Versöhnung befähigt sind. Er beschließt ein Buch, aus dem noch viele Fundstücke anzuführen wären. Ein großes Kompliment gebührt überdies dem Übersetzer, dem es hervorragend gelungen ist, die Leichtfüßigkeit des Textes und den Witz des Autors zu bewahren.

Robert Sapolsky: "Gewalt und Mitgefühl". Die Biologie des menschlichen Verhaltens.

Aus dem Englischen von Hainer Kober und Antoinette Gittinger. Carl Hanser Verlag, München 2017. 1024 S., geb., 38,- [Euro].

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"Wenn Sie nur ein Buch über unser Verhalten lesen könnten, dann lesen Sie bitte Robert Sapolskys Gewalt und Mitgefühl." Stefanie Kara, Die Zeit, 22.07.21

"Wer genau wissen will, wie das in der Natur mit der Macht in einer Gruppe funktioniert. sollte diesen dicken Wälzer des Neurobiologen Robert Sapolsky lesen." Karin Pollack, Der Standard

"Sapolsky ist auch Primatologe - und ganz offensichtlich Universalgelehrter. Das erklärt, warum er es mit Gewalt und Mitgefühl (Behave im amerikanischen Original) auf mehr als 1000 Seiten bringt. Beim Versuch, menschliches Verhalten zu erklären, in Situationen, in denen das »Ich« nicht alleine ist, gelang ihm das wohl umfassendste Werk, das sich je dem Zusammenleben der Menschen gewidmet hat: kaum eine Wissenschaftsdisziplin, die Sapolsky nicht Inhalte geliefert hätte, um die ganze Palette aggressiven Handelns abzuarbeiten, von Mobbing bis Genozid ... Sapolsky ist ein begnadeter Autor." Urs Willmann, Die Zeit, 16.11.17

"Sapolsky räumt mit zahlreichen Klischees der Verhaltenswissenschaften auf ... Ein großes Kompliment gebührt überdies dem Übersetzer, dem es hervorragend gelungen ist, die Leichtfüßigkeit des Textes und den Witz des Autors zu bewahren." Julia Fischer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.17

"Nach der Lektüre hat man das befriedigende Gefühl, etwas Fundamentales begriffen zu haben - über sich, und über andere." Brigitte, 27.09.17

"Mit viel Scharfsinn, Humor und Gespür für das entscheidende Detail analysiert Robert Sapolsky die sozialen und biologischen Umstände, die Menschen zu guten oder zu bösen Taten bewegen. Auf unterhaltsame und fesselnde Weise führt er in bedeutende wissenschaftliche Kontroversen ein ... Robert Sapolskys Meisterstück gehört zum Kanon der Wissenschaftsliteratur ... Er zeigt zahlreiche Möglichkeiten auf, unser Leben und unsere Welt schrittweise zu verbessern." Michael Holmes, Neue Zürcher Zeitung, 24.09.17…mehr