Ein anspruchsvolles, aber interessantes, sachkundiges und gut geschriebenes Buch. Das Beste kommt leider zum Schluss, nämlich die Beantwortung der Frage warum es Gewalt gibt, was dabei in unserem Gehirn passiert und warum wir uns trotzdem nicht ständig töten.
Die ersten Kapitel erklärt Pinker
zunächst, dass die Gewalt seit Jahrhunderten abnimmt. Kaum eine Gesellschaftsform war - und ist in…mehrEin anspruchsvolles, aber interessantes, sachkundiges und gut geschriebenes Buch. Das Beste kommt leider zum Schluss, nämlich die Beantwortung der Frage warum es Gewalt gibt, was dabei in unserem Gehirn passiert und warum wir uns trotzdem nicht ständig töten.
Die ersten Kapitel erklärt Pinker zunächst, dass die Gewalt seit Jahrhunderten abnimmt. Kaum eine Gesellschaftsform war - und ist in manchen Gegenden noch - so gewalttätig wie die alte Stammesgesellschaft, die von Romantikern noch immer als heile Welt verklärt wird.
Sachkundig erläutert der Autor, dass sich auch die Zahl der Morde in den vergangenen Jahrzehnten - abgesehen von den 1960er und 1970er Jahren - reduziert hat.
Nur an manchen Stellen verrennt sich Pinker. Beispielsweise wenn er erläutert, dass selbst im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends in den USA nur in einem Jahr mehr Menschen durch Terror starben als in den 1970ern. Doch leider war dieses eine Jahr das Jahr 2001 - und die Morde des 11. September kosteten laut seinen Daten mehr Menschenleben als alle Attentate der 70er Jahre zusammen. Auch beschäftigt er sich lange mit dem neuen Frieden nach 1945 und seinen Ursachen - und geht nur unzureichend darauf ein, dass der auch einfach großes Glück war.
Insgesamt aber ist es ein großer Verdienst, dass er auf die Alltäglichkeit von Gewalt in der Vergangenheit hinweist. Völkermord ist kein Erfindung des 20. Jahrhunderts und viele Kriege der "guten alten Zeit" töteten einen größeren Teil der Bevölkerung als die beiden Weltkriege.
Das ist auch hilfreich mit Blick auf die Gegenwart. Denn vielleicht lautet die interessante Frage gar nicht: "Warum gibt es Kriege auf der Welt" sondern "Warum gab es an vielen Orten lange keine Kriege mehr".