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Dieser Klassiker der deutschen pazifistischen Literatur aus der Feder des österreichischen Kommunisten Lazar Herman, der sich Leo Lania nannte, wird jetzt von Andreas Krings neu herausgegeben. 1924 erschien er erstmals unter diesem sarkastischen Titel im Berliner Malik Verlag. Der Text ist von atemberaubender Aktualität. Waffenschmuggel hat offensichtlich immer Konjunktur. 1923 setzte sich das entsprechende Komplott aus Banken, Diplomaten, Freischarleuten, einem Rittmeister und einem General zusammen. Neben dem Profitinteresse ging es um die nationalistisch motivierte Absicht die Reichswehr…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Klassiker der deutschen pazifistischen Literatur aus der Feder des österreichischen Kommunisten Lazar Herman, der sich Leo Lania nannte, wird jetzt von Andreas Krings neu herausgegeben. 1924 erschien er erstmals unter diesem sarkastischen Titel im Berliner Malik Verlag. Der Text ist von atemberaubender Aktualität. Waffenschmuggel hat offensichtlich immer Konjunktur. 1923 setzte sich das entsprechende Komplott aus Banken, Diplomaten, Freischarleuten, einem Rittmeister und einem General zusammen. Neben dem Profitinteresse ging es um die nationalistisch motivierte Absicht die Reichswehr insgeheim aufzurüsten. Heute ist eher das Ausland der Schauplatz solcher Machenschaften. Deutsche Weltfirmen exportieren in den Irak und verkaufen Panzer an arabische Potentaten, die französische Rüstungsindustrie liefert semi-legal U-Boote in den Nahen Osten, und Österreich regelte derlei Geschäfte über die staatliche Firma NORICUM. 'Seitdem man dem modernen Spießer die Tötungsmaschine zum Spielen gegeben hat, ist er nicht mehr zu halten. "Denn wer die Waffe hat, der schlägt die Wunde", heißt es da bei Karl Kraus. Wenn man nur ein Maschinengewehr besitzt: das Schußfeld wird sich schon finden.' - Diese Zeilen stammen aus dem Vorwort von Kurt Tucholsky, sie lesen sich jedoch wie ein politischer Kommentar aus dem Jahr 2003. Leo Lania (1896-1961) begann 1915 seine Karriere bei der Wiener 'Arbeiter-Zeitung'. Nach dem Kriegsdienst 1919 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs und arbeitete zeitweilig als Redakteur bei der Wiener 'Roten Fahne'. Zwei Jahre später übersiedelte er nach Berlin, wo er unter anderem für die 'Weltbühne' und das 'Tagebuch' schrieb. Lania arbeitete auch als Dramatiker, Übersetzer und Drehbuchautor. 1923 verbrachte er, als italienischer Faschist getarnt, einige Wochen in München, um Hitler zu interviewen und schrieb danach das entlarvende Buch 'Die Totengräber Deutschlands'. Anfang der 30er-Jahre emigrierte Lania nach Paris. "Lanias Büchlein ist von der ersten bis zur letzten Zeile interessant. Schon wegen der jämmerlichen Rolle, die die deutsche Justiz in diesem Waffenhandel spielt. Wie ahnungslos dieser Engel ist!" Kurt Tucholsky
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Andreas Krings ist Schriftsetzer und Lithograf in München. Eines Tages stieß er auf die Empfehlung Tucholskys, Leo Lanias 'kleines Buch mit dem witzigen Titel' zu lesen. Lang suchte Krings nach dem Buch, bis er in der Bayrischen Staatsbibliothek ein letztes Exemplar fand. Er ergriff die Initiative, das Buch neu herauszugeben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2002

Die Kanonen sind unsere Rettung

In Monte Carlo war zunächst auch nur eine Würstchenbude. Dann kamen ein paar Seeräuber mit Familiennamen Grimaldi und vor allem reichlich Schmuggler. Und was ist da heute? Doch dieses Erfolgsrezept, das der italienische Wirtschaftshistoriker Carlo M. Cipolla eindrucksvoll beschrieben hat, funktionierte nicht überall. Dem Deutschland der Weimarer Republik geriet Konterbande nicht zum Vorteil. Doch was heißt da eigentlich Konterbande? Es lief alles ganz offen. Leo Lania hat 1924 einen kleinen Band im Malik-Verlag publiziert, der den schönen, auch Tucholsky begeisternden Titel "Gewehre auf Reisen" trug. Darin beschrieb er die zahlreichen ominösen Waffengeschäfte, die seit dem Ende des Ersten Weltkriegs durchgeführt wurden, um die reaktionären Freikorps mit Waffen zu versorgen. Natürlich war das alles illegal und verstieß gegen die rigiden Bewaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrags. Und doch kann man kaum von Schmuggelware sprechen, denn dieser Handel unterlag der Protektion durch höchste Regierungsstellen. Ministerien und die Reichswehr förderten ihn nach Kräften. Deshalb also würde die Rede von Konterbande in die Irre führen. Dagegen darf man Lanias Buch mit Fug und Recht als solche bezeichnen, denn nach nahezu achtzig Jahren ist es nun wieder greifbar, und fürwahr: Was da dank privater Initiative abermals auf dem Buchmarkt erscheint, ist unzweifelhaft Schmuggelgut ("Gewehre auf Reisen". Bilder aus deutscher Gegenwart. Eigenverlag Andreas Krings, München 2002. 128 S., Abb., geb., 26,- [Euro]). Denn wie könnte sonst ein solches Buch, wundervoll in feuerrotem Leinen gebunden, ungewöhnlich typographiert (und trotzdem gut lesbar), geradezu liebevoll ausgestattet (man betrachte nur das winzige Etikett, das wie am Saum eines Hemdes hier am unteren Eck des Buches angebracht, den Namen des Autors angibt, der sich sonst nirgends auf dem Umschlag findet), kurz: eine Bibliophilenausgabe sui generis, die ihresgleichen sucht, an all der Dutzendware vorbeigelangen? Fünfhundert Exemplare nur sind davon gedruckt worden, und dafür hat Verleger Andreas Krings, wie verlautet, seinen Golf zu Geld machen müssen. Respekt für diesen Vertreter einer Generation Buch, die man gemeinhin ausgestorben wähnte. Allein Interesse für die Zwischenkriegszeit und Bewunderung für die linksliberalen Publizisten jener Jahre waren der Antrieb für die verlegerische Initiative, und ein literarisches Meisterwerk ist damit nicht einmal wiedererstanden. Aber eine typische Weimarer Stimme kann nun wieder vernommen werden, und wer weiß, daß einzelne Passagen von Lanias Buch zuerst in der "Weltbühne" erschienen (wo dann auch Tucholsky das Buch pries; vor Korrumpierung waren all diese Wahrheitsschmuggler nicht ganz gefeit), dem wird der Herausgeber dieser Zeitschrift einfallen: Carl von Ossietzky, der 1932 des Hochverrats angeklagt wurde, weil sein Blatt über die illegalen Waffenversuche der Reichswehr in der Sowjetunion berichtet hatte. Diese Artikel stehen in einer Linie mit den Enthüllungen von Leo Lania (ein Pseudonym übrigens für den österreichischen Kommunisten Lazar Herman), der in seinen Milieustudien aus dem deutschen Militarismus nachwies, wie munter die alten Eliten sich um die Revision der Beschränkungen des Versailler Vertrags bemühten. "Gewehre auf Reisen" enthält diesbezüglich köstliche Schilderungen, und der ganze Wahnwitz jener Zeit wird deutlich, wenn mitten im Ruhrkampf die Reichstreuhandgesellschaft zwanzigtausend Gewehre "zur metallurgischen Ausnützung" anbietet, die dann tatsächlich zum Schrottpreis an einen Abnehmer gelangen, der gewiß anderes als Alteisen in den Waffen sah: die Reichswehr. Und um all diese Schmuggeleien und Mauscheleien gruppiert Lania ein Panoptikum von Kriegsgewinnlern, Parvenüs, Aufsteigern und Fanatikern, die derart munter mit wirklichen und imaginären Gewehren handeln, daß alsbald die Lieferanten betonen müssen, daß ihrem Angebot reale Bestände zugrunde liegen ("alles nur Sachen, die tatsächlich vorhanden sind"). Es war eine Art New Economy des Waffenhandels. Daß wir auch diesen Blick auf die "Goldenen Zwanziger" noch einmal werfen dürfen, ist hoch erfreulich. Möchte doch noch mehr von solcher bibliophiler Konterbande am gängigen Programm vorbei in unsere Regale geschmuggelt werden.

ANDREAS PLATTHAUS

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