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Westliche Gesellschaften sind in eine Schweblage der Uneindeutigkeit geraten. Die Säkularisierung geht weiter, ebenso wie die Individualisierung der Lebensstile; zugleich mehren sich Rufe nach neuer Sittlichkeit und regt sich eine religiöse Suche nach Lebenssinn. Allerdings brechen auch überwunden geglaubte Muster des Fundamentalen wieder hervor, bei Frommen wie Agnostikern kehren gescheiterte Rezepte der Wirklichkeitsflucht wieder. Die Gesellschaft verliert ihre ideelle Mitte, sieht sich in parallelen Sozialräumen. Beamtinnen, die ihr Haupt unbedingt verhüllen wollen, die aggressive Wut gegen…mehr

Produktbeschreibung
Westliche Gesellschaften sind in eine Schweblage der Uneindeutigkeit geraten. Die Säkularisierung geht weiter, ebenso wie die Individualisierung der Lebensstile; zugleich mehren sich Rufe nach neuer Sittlichkeit und regt sich eine religiöse Suche nach Lebenssinn. Allerdings brechen auch überwunden geglaubte Muster des Fundamentalen wieder hervor, bei Frommen wie Agnostikern kehren gescheiterte Rezepte der Wirklichkeitsflucht wieder. Die Gesellschaft verliert ihre ideelle Mitte, sieht sich in parallelen Sozialräumen. Beamtinnen, die ihr Haupt unbedingt verhüllen wollen, die aggressive Wut gegen Karikaturen, die religiöse Gefühle verletzen können, die Suche nach neuer Spiritualität in fernöstlichen Religionen, die neuen weltlichen Formen der Askese im Trainieren und Pflegen des eigenen Körpers, das Wiederaufleben schon totgesagter kirchlicher Gemeinden inmitten einer allgemeinen Erosion des Gemeindelebens. Zu den Kinderkrankheiten der Aufklärung gehört die rigide Ablehnung der Religion. Man kann auch an Gott und Vernunft zugleich glauben, wenn man kein eindimensionales Bild unserer Kultur gewinnt.
Autorenporträt
Udo Di Fabio, Jurist und Sozialwissenschaftler. Professor für Öffentliches Recht der Universität Bonn. Seit 1999 Richter des Bundesverfassungsgerichts. Autor des Buches "Die Kultur der Freiheit". Bei BUP erschienen "Gewissen, Glaube, Religion" (2. Auflage 2009), Wachsende Wirtschaft und steuernder Staat (2010).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie die Bewerbung für eine Stelle am Bundesverfassungsgericht liest sich Patrick Bahners? ganzseitige Rezension des neuen Buches des konservativen Verfassungsrichters Udo di Fabio. Diese Besprechung ist auf gar keinen Fall unterkomplex. Worum es geht, ist noch relativ leicht gesagt: die Trennung von Kirche und Staat. Darum auch, dass, so di Fabio, eine definitiv unterkomplexe Aufklärung erster Ordnung - als deren Vertreterin tritt immerhin Justizministerin Brigitte Zypries auf - das Kind der Religion mit dem Bade der staatlich gewährten Religionsfreiheit auszuschütten droht, etwas vereinfachend, wenn nicht unterkomplex gesagt. Die von der Verfassung geforderte Neutralität bedeutet in Wahrheit, so di Fabio, dass der Staat seinen Bürgern auch und gerade die "Werteordnung des Grundgesetzes" nicht einfach so aufnötigen darf. Er braucht, dies der Geist eben dieser Ordnung, nicht stur Verfassungsgläubige, sondern "eine Pluralität von Bekenntnissen". Natürlich sind damit aber keine Fundamentalisten gemeint, sondern all jene, die ihren Glauben in Richtung rechtsstaatlicher Werte wenden und somit sowohl fundamental-religiösen wie auf der anderen Seite zivilreligiösen Anwandlungen wehren. Am Ende seiner Dissertation zu di Fabios Streitschrift gibt sich der Rezensent "begeistert": ob des vom Autor demonstrierten "Spaßes am Streit", seiner "Eloquenz" und "Klugheit" in der Verteidigung des Glaubens gegen seine allzu neutralitätsbeflissenen Verächter wie seine allzu strengen Verfechter.

© Perlentaucher Medien GmbH
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