Ein faszinierender Blick in die Vergangenheit Graubündens, in die Welt des 16. Jahrhunderts zwischen Liberalität, Inquisition und Hexenverfolgungen: Martin Bundis Studie gilt der Frage, wie im Raum des demokratisch verfassten Dreibünde-Freistaats die frühe Proklamation (1526) einer relativen Religionsfreiheit (beschränkt auf Katholiken und Reformierte) zustande kam und auf welche Schwierigkeiten deren praktische Umsetzung stiess.
Vor allem in den bündnerischen Untertanenlanden südlich der Alpen traf der Freistaat auf den Widerstand von Rom und Spanien/Mailand. Diese konservativen Mächte versuchten, jedes Vordringen von Reformation, Liberalität und Demokratie am Südfuss der Alpen, wohin sich zahlreiche italienische Glaubensverfolgte und Freigeister geflüchtet hatten, zu verhindern: mit gegenreformatorischen Programmen und Massnahmen, mit der Inquisition, mit Hexenprozessen. Dem Dreibündestaat gelang es während des 16. Jahrhunderts, die meisten dieser Angriffe erfolgreich abzuwehren. Um 1620 jedoch, nach dem Mord an der reformierten Veltliner Bevölkerung und dem vorübergehenden Verlust des Veltlins, vermochte die gegenreformatorische Bewegung die Gewissensfreiheit und Toleranz im Tal zu ersticken. Gleichzeitig griffen die südlich der Alpen praktizierten und von der Inquisition unterstützten Hexenverfolgungen mit ihren Massenprozessen auf einen Teil der nordbündnerischen Kerngebiete über, Intoleranz und Zwietracht traten an die Stelle eines früheren friedlichen Zusammenlebens.
Vor allem in den bündnerischen Untertanenlanden südlich der Alpen traf der Freistaat auf den Widerstand von Rom und Spanien/Mailand. Diese konservativen Mächte versuchten, jedes Vordringen von Reformation, Liberalität und Demokratie am Südfuss der Alpen, wohin sich zahlreiche italienische Glaubensverfolgte und Freigeister geflüchtet hatten, zu verhindern: mit gegenreformatorischen Programmen und Massnahmen, mit der Inquisition, mit Hexenprozessen. Dem Dreibündestaat gelang es während des 16. Jahrhunderts, die meisten dieser Angriffe erfolgreich abzuwehren. Um 1620 jedoch, nach dem Mord an der reformierten Veltliner Bevölkerung und dem vorübergehenden Verlust des Veltlins, vermochte die gegenreformatorische Bewegung die Gewissensfreiheit und Toleranz im Tal zu ersticken. Gleichzeitig griffen die südlich der Alpen praktizierten und von der Inquisition unterstützten Hexenverfolgungen mit ihren Massenprozessen auf einen Teil der nordbündnerischen Kerngebiete über, Intoleranz und Zwietracht traten an die Stelle eines früheren friedlichen Zusammenlebens.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Rezensent Peter Stadler hält dieses Buch für sehr nützlich, weil es eine komplizierte historische Periode, die auch den meisten Schweizern allenfalls "episodisch" bekannt ist, gebündelt wiedergibt. Dazu wartet er auch noch mit einigen neuen Ergebnisse zu den religiösen Entwicklungen und Auseinandersetzung im Bündner Land auf, zum Beispiel dass es schon vor dem "reformatorischen Durchbruch" von 1526 Tendenzen in diese Richtung gab. In Stadlers faktenreichen und detaillierten Rezension kann der Leser sich jedenfalls schon einmal in die Thematik einlesen. Nach Meinung des Rezensenten merkt man dem Autor seinen "reformierte Standpunkt" deutlich an, was Stadler aber nicht negativ bewertet. Er hofft vielmehr, dass sich eine Wissenschaftler mit einem katholischen Standpunkt sich in Reaktion darauf dieses vernachlässigten Stückes Geschichte annimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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