Man hatte ihn missverstanden, verdächtigt, diffamiert. Nun wollte er beweisen, dass er sich an den großen Erzählern seiner Zeit messen lassen konnte. Es sind sensible Geschichten über das Ungewöhnliche im Alltäglichen, die Werner Bräunig nach den Auseinandersetzungen um seinen Roman "Rummelplatz" schrieb. Dabei blieb er seinem Milieu treu, schilderte Bauarbeiter, Fernfahrer, Leute, die die Kneipen bevölkern und gebraucht werden wollen. Diesmal ging es um schlichte Liebesgeschichten, um Selbstfindung in unheroischen Lagen und um "jene freundliche Sorte Alltag, die selten vorkommt". Dazwischen blitzt es jedoch merklich auf: Der Autor und seine Helden müssen ihre Sehnsüchte und Unruhe im Zaum halten, Außenseiter behaupten sich, und die Helden der Arbeit sind nur glücklich, wenn es Schwierigkeiten gibt.
"Dieser Autor bolzt Sätze raus, die so kraftvoll sind, dass man sich wundert, dass es sie zwischen Buchdeckeln hält." Berliner Zeitung
"Hätte Bräunig weitergearbeitet, wäre er neben Grass, Walser, Böll angekommen." Süddeutsche Zeitung
"Hätte Bräunig weitergearbeitet, wäre er neben Grass, Walser, Böll angekommen." Süddeutsche Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Als "Zeugnis der Anpassung" hat Rezensent Stefan Mahlke diesen Erzählband gelesen, der 1968 in der DDR zuerst erschienen ist. Der Roman Werner Bräunigs , "Rummelplatz", war zuvor verboten worden. Als "Bewährung" habe er sich dann als Journalist vom Bau betätigen sollen, und das Material der Recherchen bildet den Informationen des Rezensenten zufolge nun auch die Grundlage dieser Kurzprosa. Zwar erzähle Bräunig auch hier wie in seinem Roman aus der Perspektive der Figuren im Duktus der gesprochenen Sprache. Dennoch fallen die Geschichte deutlich auktorialer aus als der Roman, schreibt der Rezensent, dem deshalb in den Geschichten der Drive fehlt, "jene Eigenbewegung des Materials", das für ihn realistisches Erzählen ausmacht. So wirken die Erzählungen auf ihn letztlich "wie Angeschautes", fehlt ihnen aus seiner Sicht Fleisch und Wirklichkeit. Auch die Form der Kurzprosa funktioniert hier für den Rezensenten nicht, erscheint ihm zu bändigend. Nur manchmal bewegt Mahlke darin der "lakonische Ton der Desillusionierung", in dem er auch "den kommenden Christoph Hein" anklingen hört.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Nach seiner Wiederentdeckung vor rund 15 Jahren firmiert Werner Bräunig heute völlig zu Recht als moderner Klassiker der deutschen Literatur. Zeigt sich [...] in dem Erzählband 'Gewöhnliche Leute' doch eindrücklich, dass sozialistischer Realismus auch ohne unterschwellige Didaktik oder schablonenhafte Figuren auskommt.« ZEIT online 20220714