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Der Deutsche Bundestag verabschiedete im Jahr 2002 einstimmig das "Gesetz zur Zahlbarmachung von Beschäftigungszeiten in einem Ghetto". Damit sollte eine Lücke bei der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts geschlossen und Holocaust-Überlebenden der Bezug einer Rente für Arbeit im Ghetto ermöglicht werden. Die Umsetzung des Gesetzes erwies sich indes als problematisch. Weit über 90 Prozent der rund 70.000 Anträge wurden von den Rentenversicherungsträgern abgelehnt. Tausende von Prozessen vor Sozialgerichten sind die Folge, in denen nicht zuletzt komplexe historische Aspekte…mehr

Produktbeschreibung
Der Deutsche Bundestag verabschiedete im Jahr 2002 einstimmig das "Gesetz zur Zahlbarmachung von Beschäftigungszeiten in einem Ghetto". Damit sollte eine Lücke bei der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts geschlossen und Holocaust-Überlebenden der Bezug einer Rente für Arbeit im Ghetto ermöglicht werden. Die Umsetzung des Gesetzes erwies sich indes als problematisch. Weit über 90 Prozent der rund 70.000 Anträge wurden von den Rentenversicherungsträgern abgelehnt. Tausende von Prozessen vor Sozialgerichten sind die Folge, in denen nicht zuletzt komplexe historische Aspekte beurteilt werden müssen. Der vorliegende Band vereint Beiträge von Historikern und Juristen, die die vielschichtige Problematik aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Mit Noach Flug, dem Präsidenten des Internationalen Auschwitzkomitees und Vorsitzenden des Dachverbands der Holocaust-Überlebenden in Israel, kommt auch ein Betroffener und hochrangiger Repräsentant der Opferverbände zu Wort.
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Autorenporträt
Jürgen Zarusky ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin. Redakteur der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Redakteur der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Lehrbeauftragter an der Katholischen Universität Eichstätt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.08.2010

Ghettorente
Holocaust-Überlebende

Im April 2008 veranstaltete das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München eine Tagung zum Thema "Ghettorenten und historische Forschung". Sozialrichter, Historiker und Praktiker der "Wiedergutmachung" kamen zusammen, um Probleme bei der Anwendung des "Gesetzes zur Zahlbarmachung von Renten in einem Ghetto" (ZRBG) auszuloten. Das 2002 vom Bundestag einstimmig verabschiedete Gesetz sah vor, dass die in einem Getto geleistete Arbeit unter bestimmten Voraussetzungen einen Rentenanspruch begründe. Damit sollte eine Lücke bei der "Wiedergutmachung" nationalsozialistischen Unrechts geschlossen und auch Holocaust-Überlebenden in Osteuropa der Bezug einer Rente ermöglicht werden. Die Umsetzung bereitete indes erhebliche Probleme. Etwa 70000 Anträge gingen bei den Rentenversicherungsträgern ein - 90 Prozent wurden abgelehnt. Opferverbände und Anwälte klagten gegen die restriktive Handhabung vor Sozialgerichten, die in vielen Prozessen mit komplexen Sachverhalten konfrontiert wurden, insbesondere bei der Abgrenzung zwischen Entschädigungsleistungen aus Zwangsarbeit und Rentenansprüchen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.

Die Erträge der Tagung liegen jetzt vor in einem Sammelband, der Beiträge zu den juristischen und historischen Dimensionen der Gettorenten-Problematik vereint. Jan-Robert von Renesse, Richter am Landessozialgericht von Nordrhein-Westfalen, schildert ausgewählte Probleme bei der Anwendung des ZRBG. Jürgen Zarusky und Andrea Löw (beide IfZ) beschreiben das Verhältnis von Arbeit und Zwang unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitsverhältnisse für Juden im Ghetto. Ihre Artikel reflektieren die Differenzen zwischen dem historischen Erkenntnisstand und den juristischen Auslegungen. Dirk Langner vom Bundesministerium der Finanzen fasst die Geschichte der "Wiedergutmachung von NS-Unrecht" zusammen und erläutert die neue Richtlinie zur Gettoarbeit. Über "Schoa und Entschädigung" berichtet aus persönlicher Erfahrung Noach Flug, der das Getto Lodz und mehrere Konzentrationslager überlebte. Mit ihm, dem Präsidenten des Internationalen Auschwitzkomitees und Vorsitzenden des Dachverbands der Holocaust-Überlebenden in Israel, kommt ein besonders legitimierter Repräsentant der Opferverbände zu Wort. Sein Fazit zur Politik der Entschädigung: viel Bürokratie, zu wenig Empathie.

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

Jürgen Zarusky (Herausgeber): Ghettorenten. Entschädigungspolitik, Rechtsprechung und historische Forschung. R. Oldenbourg Verlag, München 2010. 127 S., 16,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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