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Vielleicht nicht ein europäischer Dichter des 20. Jahrhunderts, kaum einer weltweit, hatte und hat in seinem Land bis auf den heutigen Tag ein Echo wie der Ungar Endre Ady (1877-1919). Seine dichterische Stimme ist dabei von der epochalen Kraft, wie sie der Amerikaner Walt Whitman und die Franzosen Baudelaire oder Rimbaud verkörpern. Mit ihnen begannen neue Zeitrechnungen und mit Ady auch - in Ungarn. Verehrung und Ehrfurcht, Faszination und Bewunderung standen dabei lange Verachtung und Anfeindung, Mißdeutung und Argwohn gegenüber. Erst heute ist sein Rang als größter Lyriker der ungarischen…mehr

Produktbeschreibung
Vielleicht nicht ein europäischer Dichter des 20. Jahrhunderts, kaum einer weltweit, hatte und hat in seinem Land bis auf den heutigen Tag ein Echo wie der Ungar Endre Ady (1877-1919). Seine dichterische Stimme ist dabei von der epochalen Kraft, wie sie der Amerikaner Walt Whitman und die Franzosen Baudelaire oder Rimbaud verkörpern. Mit ihnen begannen neue Zeitrechnungen und mit Ady auch - in Ungarn. Verehrung und Ehrfurcht, Faszination und Bewunderung standen dabei lange Verachtung und Anfeindung, Mißdeutung und Argwohn gegenüber. Erst heute ist sein Rang als größter Lyriker der ungarischen Moderne zusammen mit Attila József unbestritten.Faszination und Fatalität umlagerten seinen Namen. Das galt nicht nur für das Feld der Politik, sondern für alle Lebensbereiche: für das Erotische und die Revolte, für die Liebe und das Geld, für Heimweh und Lebenshunger, für Gott und die Welt. Sein Leben, zuerst durch die Erfahrung des jüdischen Bürgertums der Metropole Nagyvárad (heute das rumänische Oradea) geprägt, wurde zur Legende und zum Inbegriff eines Bohémiens: Adys Lebensmittelpunkt in Budapest war das Wirtshaus Három Holló (Drei Raben); seine Schreiborte in den Cafés von Paris wurden vom weltberühmten André Kertesz später photographisch nachgestellt.Adys Gedichte gehören zu den größten Geheimnissen der Weltliteratur. Von Kundigen begeistert gerühmt, ist es trotz vieler Anstrengungen bisher nicht gelungen, sein Werk europäisch oder gar weltweit sichtbar zu machen. Dabei wäre gerade Ady mit seiner leidenschaftlichen Dichtung ein möglicher Schlüssel, die Eigenartigkeiten seines kleinen Landes, dieses exotischen und immer wieder irritierenden Volkes mitten in Europa, zu entdecken und verständlicher zu machen. Dieser Band will neue Wege öffnen, den großen Klassiker der ungarischen Moderne dem europäischen Diskurs zu nähern und auf die besondere Aktualität seiner Abgelegenheit aufmerksam zu machen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Musikalische Verse von schrecklicher Schönheit" hat Rezensentin Ilma Rakusa in Endre Adys Gedichtband "Gib mir deine Augen" gelesen. Zu verdanken hat die Kritikerin dies Wilhelm Droste, dem es in diesem zweisprachigen Band nicht nur gelungen sei, einen repräsentativen Querschnitt durch das lyrische Werk des bedeutenden ungarischen Dichters zu geben, sondern - bis auf wenige Ausnahmen - auch die erste adäquate Übersetzung der magischen, zwischen "Lied und Leid", "Sehnsucht und Provokation" oszillierenden Verse des modernistischen Lyrikers vorzulegen. Und so lässt sich die Kritikerin von den in ihrer Intensität und Leidenschaft beinahe körperlich spürbaren Gedichte in den Bann ziehen und erlebt Adys Zerrissenheit zwischen "Liebesbedürftigkeit und prophetischem Zorn", "Glauben und Unglauben" und "Hochmut und Verzweiflung", die sich in den melodischen und emotionalen Gedichten über Liebe, Tod, Heimat und Gottsuche immer wieder offenbare und zu deren Entdeckung sie dringend rät.

© Perlentaucher Medien GmbH