Im 19. Jahrhundert erweist sich die Figur der Giftmörderin als sehr präsent in literarischen oder künstlerischen Darstellungen. Hugo, Balzac, Flaubert oder Dumas stellen sie in den Vordergrund - ob real, imaginär oder in der Fantasie. Doch während die berühmten Giftfälle gut bekannt sind, gilt dies nicht für die "gewöhnlichen" Giftmörder. Die eingehende Untersuchung von zwanzig Schwurgerichtsverfahren zwischen 1813 und 1892 gibt Einblick in den Alltag der ländlichen Gesellschaft Frankreichs mit ihren inneren Spannungen, ihrer Lebensweise, ihren Worten und ihrer Solidarität. Sie zeigt auch, dass diese "Waffe der Armen", auch wenn sie meist dazu dient, Familienstreitigkeiten zu schlichten, mehrheitlich ein männliches Verbrechen bleibt. Im Laufe des Jahrhunderts lassen sich die Fortschritte der Toxikologie und der Gerichtsmedizin ebenso beobachten wie das Aufkommen von "faits divers" in der Presse.