Musik ist dieses Buch, inhaltlich, formal, sprachlich. Der Schlagzeuger Sämi tourt mit einer Band durch die USA, "die ganz wält taktet", wenn ihr Van über die Highways braust. Sämis Wahrnehmungs- und Gedankenloops takten, der Text taktet in seinen Episoden und Refrains, und es takten auch die Wörter in ihrer phonetischen Schreibung. In ironischem Kontrast zu unserem Lese- und Hörvergnügen erlebt Sämi Enttäuschung und Verdruss. Das ersehnte "On the road" wird ihm zur schalen Routine, "e trättmüli /es laufrad". Er setzt der voranstürmenden Tour Rückwärtsbewegungen entgegen, spult seine Reise und sein Leben zurück wie in seinen Videos und geht rückwärts, bis sogar die Band rückwärts spielt. Durch die sich dabei ergebenden Slapstick-Kapriolen gewinnt der Text über die präzisen Bilder der vorbeirauschenden Szenen hinaus auch filmische Qualität. Zugleich erweist sich Sämis rückspulende Rebellion als tragikomische Demontage des amerikanischen Traums.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ohne Punkt und Komma schreibt der Schweizer Musiker Dominic Oppliger sein zweites Buch in Mundart, lässt Rezensent Matthias Niederberger wissen. Der Schlagzeuger Sämi macht mit seiner Band eine desaströse Tournee durch die USA - kein Wunder, dass sich diese Geschichte für den Rezensenten wie ein Songtext liest. Anders als bei Jack Kerouacs "On the Road", klärt der Rezensent auf, geht es Opplinger aber nicht um Sehnsüchte, sondern um einen Alptraum, in dem Sämis Beobachtungen und Gedanken um die eine Frage kreisen: Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Dass der Autor die Welt, über die er schreibt, aus eigener Erfahrung kennt, kommt dem Buch unbedingt zugute, findet Niederberger, weil jeglicher Mythos an die Wand gefahren wird. Andererseits hat die ermüdende Routine der Tour auch den Rezensenten ein wenig eingeschläfert. Wer der Mischung aus Zürcher und Aargauer Dialekt zu folgen versteht, kann am Sprachspiel Spaß haben, versichert der Rezensent, auf den der Dialekt manchmal allerdings zu selbstreferentiell wirkt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH