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Am 17. Februar 1600 wurde Giordano Bruno als Ketzer in Rom öffentlich verbrannt. Der spektakuläre Tod haftet dem Philosophen bis heute an, und er genießt "nicht so sehr aufgrund der Unerhörtheit eines denkerischen Entwurfs der Renaissance Berühmtheit, sondern vielmehr als symbolische Gestalt, als Heldenfigur für Trittbrettfahrer, als pantheistischer Omnibus". Dieses Lesebuch enthält wesentliche Passagen aus seinem Werk, darunter einige seiner lateinischen Texte, die von der Herausgeberin erstmals ins Deutsche übersetzt wurden.

Produktbeschreibung
Am 17. Februar 1600 wurde Giordano Bruno als Ketzer in Rom öffentlich verbrannt. Der spektakuläre Tod haftet dem Philosophen bis heute an, und er genießt "nicht so sehr aufgrund der Unerhörtheit eines denkerischen Entwurfs der Renaissance Berühmtheit, sondern vielmehr als symbolische Gestalt, als Heldenfigur für Trittbrettfahrer, als pantheistischer Omnibus". Dieses Lesebuch enthält wesentliche Passagen aus seinem Werk, darunter einige seiner lateinischen Texte, die von der Herausgeberin erstmals ins Deutsche übersetzt wurden.
Autorenporträt
Giordano Bruno (1548 - 1600) war Philosoph, Astronom, Dichter und Priester. Nach einem Studium trat er 1565 in den Dominikanerorden ein, geriet aber immer wieder mit den Ordensregeln in Konflikt. 1576 wurde er zum ersten Mal der Ketzerei beschuldigt und musste aus Neapel, später aus Rom, fliehen. Seit dieser Zeit führte er ein unstetes Leben mit Aufenhalten u. a. in Frankreich, England, Deutschland und der Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach Italien wurde er schließlich von seinem einstigen Gönner Zuane Mocenigo denunziert und aufgrund dessen verhaftet. Sieben Jahre sollte er in Gefangenschaft in Rom verbringen, bis er schließlich 1600 auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Bis zu seinem Tod hielt er an der Behauptung der Unendlichkeit des Universums und der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi fest.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.1996

Jetzt oder nie: Philosophie!
Autodidakten der Weisheitsliebe erhalten Stoff: Von Platon bis Sartre

Es ist bekannt: Philosophie ist ein schwieriges Geschäft. Wenn nun der Diederichs-Verlag mit dem Schlachtruf "Philosophie Jetzt!" eine Lesebuchreihe zum Thema startet, ist das immerhin mutig; er setzt sich damit an die Spitze eines Trends, sich nach Ausflügen in exotisch ferne Gedankenwelten wieder den Herausforderungen der eigenen Tradition zu stellen.

Das Projekt ist anspruchsvoll: Bis 1997 sollen - unter Federführung von Peter Sloterdijk - zwanzig Bände erscheinen, die jeweils (mit Ausnahme von zwei Bänden zur mittelalterlichen Philosophie) einem Philosophen gewidmet sind. Zusammen sollen sie einen Abriß der Geschichte der Philosophie vermitteln. Angefangen mit Platon und Aristoteles, über Augustinus, "Mittelalter I und II", Bruno und Descartes, liegt der Schwerpunkt der Reihe mit Leibniz, Kant, Fichte, Hegel, Schelling, Marx, Schopenhauer, Kierkegaard, Nietzsche, Husserl, Wittgenstein, Adorno und Sartre vor allem auf der deutschen, insbesondere der idealistischen Philosophie. Die französische Aufklärung und der englische Empirismus erscheinen so lediglich im Lichte deutscher Reflexionen.

Die einzelnen Bände der Reihe werden von verschiedenen Herausgebern, ausgewiesenen Wissenschaftlern und Publizisten, gestaltet. Sie folgen im Aufbau einem einheitlichen Schema: Auf eine meist sprühende Vorbemerkung Peter Sloterdijks folgt ein einleitender Essay des Herausgebers, ein tabellarischer Lebenslauf, Originaltexte in Ausschnitten, Anmerkungen, Literaturangaben und Register. Mit rund vierhundert Seiten nehmen die Textausschnitte den größten Raum ein. Die Reihe bietet Lesestoff für Autodidakten der Philosophie oder solche, die es werden wollen.

Die bisher erschienenen sechs Bände (zu Platon, Aristoteles, Bruno, Schelling, Schopenhauer, Sartre) erlauben eine erste Einschätzung. Alle Bände präsentieren dem Leser Auszüge aus den wichtigsten Schriften des jeweiligen Philosophen; er findet in ihnen gewissermaßen die Highlights der entscheidenden Debatten versammelt; die einleitenden Essays führen ihn in den Kontext dieser Debatten ein, hier mehr an der Biographie (Rüdiger Safranski über Schopenhauer, Thomas H. Macho über Sartre), da mehr an Themen und Werk orientiert (Rafael Ferber über Platon, Annemarie Pieper über Aristoteles, Elisabeth von Samsonow über Bruno, Michaela Boenke über Schelling), einmal eher im Konversationston (Sartre, Schopenhauer, Aristoteles, Platon), dann wieder in einer Sprache, die den Leser die Anstrengung des Begriffs gelegentlich deutlich spüren läßt (Bruno und Schelling).

Der von Elisabeth von Samsonow herausgegebene Band über Giordano Bruno ragt heraus, weil in ihm zwei grundlegende Schriften Brunos zum ersten Mal ins Deutsche übertragen worden sind. Die Herausgeberin selbst hat Ausschnitte aus "De magia" (Über Magie) und "De vinculis in genere" (Über fesselnde Kräfte im allgemeinen) aus dem Lateinischen übersetzt. In ihrem Essay charakterisiert Elisabeth von Samsonow Bruno als einen Philosophen der Transformation, der den Übergang des Einen ins Viele, der Welt (der Materie) ins Bewußtsein und umgekehrt zu erfassen sucht. Die Einverleibung des Wahrgenommenen ins Gedächtnis geht den Weg der phantasievermittelten Anverwandlung. In seiner Gedächtniskunst bedient sich Bruno quasimagischer Topoi, archetypischer Bilder, geometrischer Figuren (Kreis, Pentagramm) und Zahlen (Einheit, Fünfheit, Zehnheit). Die Einsicht in die unendliche Vervielfältigbarkeit der Topoi habe Bruno die Vorstellung unendlicher beseelter Welten eingegeben, weniger ein kosmologisches Interesse. Sein Pantheismus sei eher ein "PanMnemismus".

Leider hat Elisabeth von Samsonow die italienischen Zitate in ihrem Essay und auch die lateinischen Passagen in den Schriften Brunos nicht übersetzt. Sie beendet ihren Essay mit einem Überblick über die Wirkungs- und Lebensgeschichte Brunos. Während die Wirkungsgeschichte recht umfangreich ausfällt, erfährt der Leser nur im Telegrammstil, welche Einflüsse auf Bruno selbst gewirkt haben.

Da nicht alle bedeutenden Philosophen glänzende Schriftsteller waren, dürfte es einem weniger bewanderten Leser leichter fallen, seinen Einstieg über Dichter-Philosophen wie Sartre und Schopenhauer zu nehmen, zumal auch die in ihr Werk einführenden Essays sehr ansprechend geschrieben sind; er könnte sich dann in der Geschichte der Philosophie zurückarbeiten über Schelling zu Bruno (auch er ein glänzender Stilist) und zurück zu den Anfängen - sofern er es nicht vorzieht, gleich mit dem Problem des Anfangs bei Platon anzufangen. MECHTHILD LEMCKE

"Aristoteles". Ausgewählt und vorgestellt von Annemarie Pieper. 494 S.

"Giordano Bruno". Ausgewählt und vorgestellt von Elisabeth v. Samsonow. 494 S.

"Platon". Ausgewählt und vorgestellt von Rafael Ferber. 512 S.

"Schelling". Ausgewählt und vorgestellt von Michaela Boenke. 511 S.

"Schopenhauer". Ausgewählt und vorgestellt von Rüdiger Safranski. 576 S.

"Sartre". Ausgewählt und vorgestellt von Thomas H. Macho. 592 S.

Die Bände erscheinen in der Reihe "Philosophie Jetzt!" und werden von Peter Sloterdijk herausgegeben. Verlag Diederichs, München 1995. Je Band 48,- DM.

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"Zwar finde ich bisweilen die Empörung Wilsons über den Anteil Goethes an Maßnahmen zum Schutz des spätabsolutistischen Weimar etwas naiv, aber andererseits zeigt die sehr unsouveräne Reaktion vieler deutscher Germanisten auf Wilsons Studien und Thesen doch, bei wievielen Goethe-Forschern der - zum Teil vielleicht sogar unbewußte - Drang zu Idealisierung oder doch wenigstens Schönung Goethes noch immer sehr stark ausgeprägt ist."Jörg Drews, 'Der Tagesspiegel'"Der in Berkeley lehrende Germanist Wilson hat ein grundgelehrtes, auf zähem Archivstudium gegründetes Werk vorgelegt. Er konnte unbekannte Dokumente zu Tage fördern. Seine Vorwürfe gegen eine Germanistik, die Goethe und Weimar idealisiert hat, sind mehr als berechtigt. Andererseits kann Wilson nicht widerstehen, Indizien zu entlarvenden Fakten umzudeuten. Und er muß sich auch fragen lassen, ob denn jemand angenommen hat, daß Goethe außerhalb seiner Kunst ein Beglücker der Menschheit war. Das politische Geschäft verband sich schon damals mit persönlichen Interessen."Joachim Dyck, Vorsitzender der Goethegesellschaft in Oldenburg, 'Nordwest-Zeitung'"Schwere Kaliber, die W. Daniel Wilson hier ausgerechnet im Goethe-Jahr auffährt. In den Bastionen der institutionalisierten Goehte-Forschung verbarrikadiert man sich indes. Aus dem Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar war zu hören: 'Was würden die Amis sagen, wenn wir Weimarer eine die Wahrheit erheischende Untersuchung zur Ausrottung der Indianer vorlegen würden?' Klingt etwas hilflos und vor allem im Vergleich völlig danebengegriffen."Bernhard Setzwein, 'Passauer Neue Presse'"Wilson entlarvt das Bild des 'liberalen' klassischen Weimars als Legende. Soldatenhandel, Bespitzelung, Zensur und Frondienste für Bauern gehörten zum Alltag. Und Goethe spielte mit seinen Funktionen eine maßgebliche Rolle."Wolfgang Tichy, 'Oberhessische Presse'"Lesenswert, weil auf intensiven Quellenstudien beruhend."Harald Asel, 'InfoRadio Berlin'"Wenn sie von W. Daniel Wilsons Buch hören, winken die einen verächtlich ab, die anderen - wie ein Kolumnist der Weimarer Lokalzeitung - empören sich drüber, daß ein Germanist aus dem Todesstrafen-Staat USA Goethes Unterschrift wagt zu kritisieren, die dieser als Politiker des Herzogtums Weimar vor mehr als 200 Jahren unter ein Todesurteil gesetzt hat. Und der ostdeutsche Schriftsteller Peter Hacks plädiert in der Zeitschrift 'Konkret' dafür, W. Daniel Wilson in der Ilm, also dem Flüßchen, das durch Weimar fließt, zu ertränken!"Jürgen Heilig, 'SWR'…mehr