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Die Revolution der westlichen Wissenschaft, die im frühen 17. Jahrhundert mit Galileo einsetzte, und ihre Wechselbeziehung mit der Revolution der Kunst - von Giotto in der Renaissance bereits dreihundert Jahre früher auf den Weg gebracht - bildet den Kern von Edgertons Analyse. Er belegt die entscheidende Rolle, die Malerei, Bildhauerei und Architektur der italienischen Renaissance für die "moderne Wissenschaft" spielte. So war die Kunst nicht Symptom, sondern Katalysator der veränderten Wahrnehmung, die im 14. Jahrhundert im Westen einsetzte. Diese neue Repräsentation der Wirklichkeit legte…mehr

Produktbeschreibung
Die Revolution der westlichen Wissenschaft, die im frühen 17. Jahrhundert mit Galileo einsetzte, und ihre Wechselbeziehung mit der Revolution der Kunst - von Giotto in der Renaissance bereits dreihundert Jahre früher auf den Weg gebracht - bildet den Kern von Edgertons Analyse. Er belegt die entscheidende Rolle, die Malerei, Bildhauerei und Architektur der italienischen Renaissance für die "moderne Wissenschaft" spielte. So war die Kunst nicht Symptom, sondern Katalysator der veränderten Wahrnehmung, die im 14. Jahrhundert im Westen einsetzte. Diese neue Repräsentation der Wirklichkeit legte mit den einzigartigen Renaissancewerkzeugen der Perspektive und des Chiaroscuro den Grundstein für die moderne Wissenschaftspraxis. Aus dem Inhalt 1 Sicut haec figura docet: Die Erfindung der dritten Dimension in der frühmittelalterlichen Abbildungstechnik 2 Die Geometrisierung des Bildraums: Der Meister der zweiten gemalten Mutuluseinfassung in Assisi 3 Die Geometrisierung des Übernatürlichen: Fra Lippo Lippis Londoner Verkündigung 4 Die Geometrisierung des irdischen Raums: Die Erfindung von Bildkonstruktionen 5 Bild und Wort in den gedruckten Technikbüchern des 16. Jahrhunderts 6 Die Geometrisierung des Himmelsraums: Raffaels Disputa 7 Die Geometrisierung des astronomischen Raums: Galilei, das florentinische disegno und die "seltsamen Flecken des Mondes". 8 Geometrie und die Jesuiten im Fernen Osten
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Autorenporträt
Samuel Y. Edgerton ist Professor für Kunstgeschichte am Williams College, Massachusetts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.1995

Das Giotto-Gefühl oder Wagnis Intuition

Giotto oder nicht Giotto? Diese Frage wird angesichts der Isaak-Szenen, in der Oberkirche von Assisi auf die nördliche Wand des dritten Jochs al fresco aufgetragen, seit nunmehr hundert Jahren debattiert. Wo Thode, Toesca und Berenson versichern, kein anderer als Giotto könne diese perspektivistischen Finessen, diese Differenziertheit der Gesten, diesen Variantenreichtum an Mimik, dieses Höchstmaß an Psychologisierung zuwege gebracht haben, da spricht Coletti von einem nicht eindeutig zu identifizierenden Isaak-Meister. Romanini plädiert gar für die Autorschaft des Arnolfo. Um so mehr durfte man auf die Stellungnahme von Francesca Flores d'Arcais gespannt sein, die an der Universität von Verona Kunstgeschichte mit den Schwerpunkten Mittelalter und Moderne lehrt. Soeben hat sie einen reich bebilderten Band zur Bedeutung der Malerei Giottos vorgelegt. Der Klappentext verspricht eine kritische Würdigung der bisherigen Forschungsliteratur sowie eine Klärung der Zuschreibungsproblematik anhand von restauratorischen Befunden.

Doch leider verläßt sich Francesca Flores d'Arcais mehr auf ihr Empfinden als auf Röntgenergebnisse und stringente Argumentationen. Blumig beschreibt sie ihre persönlichen Eindrücke und äußert vage Vermutungen. Ihrer Intuition vertraut sie in einem solchen Maße, daß sie nicht davor zurückschreckt, Werke auf der Grundlage von Fotografien dem Meister zu- oder abzuschreiben. Ganz sicher ist sie sich auch, daß die "wunderschöne Isaakgeschichte" von Giotto stammen muß: Faltenwurf, Komposition, perspektivischer Aufbau, das "reine Profil" der Figuren, ja überhaupt die Gestaltung, seien den Werken, die nachweisbar von Giotto stammen, so überaus ähnlich.

Auch im Falle der "Madonna mit Kind", die sich im Ashmolean Museum von Oxford befindet, gilt die Autorenschaft als umstritten. Auch hier weiß Francesca Flores d'Arcais Rat. Zwar zeuge das "reizende Tafelbildchen in der Gebärde des Kindes und in der Haltung der Mutter von liebevoller Zärtlichkeit", doch könne es sich hier keinesfalls um ein genuines Werk Giottos handeln: Dazu sei die Zeichnung zu unsicher, die Hand der Madonna zu groß.

Unbeirrt läßt sich die Autorin vom Bild des genialen, saturnischen Künstlers leiten, dem seine Meisterschaft bereits in die Wiege gelegt wurde. Fehler können Giotto somit gar nicht unterlaufen sein. Die Kunsthistorikerin beruft sich auf Vasari, der in seinen Viten behauptet, Giotto, der Sohn eines einfachen Bauern, habe beim Hüten der Herde seines Vaters einzelne Tiere auf Steine und in den Sand gezeichnet. Cimabue, der just des Weges kam, erkannte sogleich die außergewöhnliche Begabung des Jungen. Was Ernst Kris und Otto Kurz schon 1934 als Stereotyp der Legende vom Künstler entlarvten, nimmt Francesca Flores d'Arcais nach wie vor für bare Münze. So orientieren sich ihre Ausführungen ausschließlich am Lebenslauf Giottos und zeichnen die Stationen seines künstlerischen Schaffens gewissenhaft nach. Mit dem Tode Giottos und seinem "Staatsbegräbnis" endet denn auch ihr letztes Kapitel.

Da die Autorin mit solcher Ausschließlichkeit auf die Persönlichkeit des Künstlers fixiert ist, konnte sie auf die Rekonstruktion theologischer Debatten, auf Materialanalysen, Interpretationen von Bildprogrammen sowie auf Grundrisse der mit Fresken ausgestatteten Kirchen verzichten. Wer sich auf eine Italien-Reise vorbereiten oder einfach an den großformatigen, qualitätvollen Farbabbildungen erfreuen will, dem sei das Buch dennoch empfohlen. Unsere Abbildung zeigt ein Detail aus der "Predigt vor Honorius III.", einem Deckengemälde in der oberen Basilika von San Francesco zu Assisi. (Francesca Flores d'Arcais: "Giotto". Aus dem Italienischen übersetzt von August Berz. Metamorphosis Verlag, München 1995, 384 S., 305 Abb., geb., 298,- Mark.) ANNETTE TIETENBERG

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