Von Jonathan, Joram, und Ruthi, von Tintenbären, Schokoladenbrüdern und Häusern mit Guavenduft...
Ruthis Papa trägt ein Bündel auf dem Arm, das unter einem Handtuch versteckt ist. Das Bündel strampelt und kichert. Papa sieht nach, was unter dem Handtuch ist. Vielleicht eine Giraffe? Aber seit wann haben Giraffen 5 kleine menschliche Zehen? Ist es vielleicht doch Ruthi? Von Jonathan, Joram, und Ruthi, von Tintenbären, Schokoladenbrüdern und Häusern mit Guavenduft erzählt David Grossman in seinen Geschichten - einst verfasst für seine eigenen Kinder und Enkel.
Ruthis Papa trägt ein Bündel auf dem Arm, das unter einem Handtuch versteckt ist. Das Bündel strampelt und kichert. Papa sieht nach, was unter dem Handtuch ist. Vielleicht eine Giraffe? Aber seit wann haben Giraffen 5 kleine menschliche Zehen? Ist es vielleicht doch Ruthi? Von Jonathan, Joram, und Ruthi, von Tintenbären, Schokoladenbrüdern und Häusern mit Guavenduft erzählt David Grossman in seinen Geschichten - einst verfasst für seine eigenen Kinder und Enkel.
Die für seine eigenen Kinder und Enkel verfassten Gute Nacht-Geschichten und die herrlichen Illustrationen sind eine große Bereicherung für jede Familie. borromaeusverein.de 20210316
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2018Albtraumteufel
Die Gutenachtgeschichten des
David Grossman
Wenn Ruthis Papa Räubern begegnet, dann sagt er, sie sollen einmal hinter sich schauen. Tun sie dies, dann läuft er schnell weg. Und eine Hexe kann ihn nicht verzaubern, weil er immer mit einem Fuß auf dem Gehweg und mit dem anderen auf der Straße geht. Ruthis Papa ist auf alle Gefahren vorbereitet, und das ist entscheidend, denn Ruthi wartet auf ihn, weil er ihr die vergessene Brotdose in den Kindergarten bringen wird.
„Keine Sorge, Ruthi!“ heißt die kurze Geschichte, in der der israelische Autor David Grossman auf träumerische Weise Kinderalltag und Kinderfantasie miteinander verbindet. Ende der Neunzigerjahre ist „Keine Sorge, Ruthi!“ erstmals erschienen. Nun hat der Hanser Verlag sie mit dreizehn weiteren Kindergeschichten von Grossman in einem Band zusammengefasst, den Henrike Wilson mit ebenso fantasiereich hingetupften Illustrationen ergänzt hat. „Giraffe und dann ab ins Bett!“, ist eine Sammlung, die zeigt, wie schön es ist, wenn ein Autor seinem Kinderpublikum vertraut. Grossman erfand die Geschichten für seine eigenen Kinder und Enkelkinder – dies dürfte einen Teil ihrer liebevollen Wirkung ausmachen.
Der Autor ist einem internationalen Publikum natürlich für Bücher wie „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ oder „Kommt ein Pferd in die Bar“, für seine politischen Essays und in Deutschland auch als Friedenspreisträger bekannt. Doch bei seinen Gutenachtgeschichten geht es um den vermeintlich nur kleinen, in Wirklichkeit jedoch riesigen Kinderkosmos. Manch Erwachsener wird sich bei der Lektüre von „Uris besondere Sprache“ (1989) daran erinnern, dass Grossmans Sohn Uri 2006 bei einem Militäreinsatz in Libanon getötet wurde.
Diese Gutenachtgeschichte gesellt sich mit ihrem ruhigen, augenzwinkernden Ton zu den anderen hinzu. Etwa zu „Joram und der schwarze Zauberhut“, in der Joram seinen Vater in Affe, Wolf und Hahn verzaubert – ihn aber am Ende doch wiederhaben will. Oder zu „Joram, der Traumfänger“, in der Vater und Sohn eine Falle für Jorams Albtraumteufelchen bauen. Oder zu der titelgebenden Geschichte „Giraffe und dann ab ins Bett!“, die von einem Abendritual zwischen Papa und Ruthi erzählt.
In „Uris besondere Sprache“ fängt der Kleine gerade an zu sprechen, nur sein älterer Bruder Jonathan kann ihn verstehen. So dolmetscht er Sätze wie „A-inten-ährt-oßer-uss“, der bedeutet: „Da hinten fährt ein großer Bus.“ Wichtig und lustig ist
jedoch, dass Jonathan für die Erwachsenen ein Rätsel lösen muss. Wenn Grossman Uri also sagen lässt „Lo-ich-ähl-euch-ichte“, dann sollte man sich freuen. Denn es bedeutet : „Hallo, ich erzähl euch jetzt eine Geschichte.“ (ab 3 Jahre)
YVONNE POPPEK
David Grossman: Giraffe und dann ab ins Bett! Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer und Mirjam Pressler. Mit Illustrationen von Henrike Wilson. Hanser Verlag 2018. 112 Seiten, 15 Euro.
Illustrationen aus David Grossman / Henrike Wilson: Giraffe und dann ab ins Bett.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Die Gutenachtgeschichten des
David Grossman
Wenn Ruthis Papa Räubern begegnet, dann sagt er, sie sollen einmal hinter sich schauen. Tun sie dies, dann läuft er schnell weg. Und eine Hexe kann ihn nicht verzaubern, weil er immer mit einem Fuß auf dem Gehweg und mit dem anderen auf der Straße geht. Ruthis Papa ist auf alle Gefahren vorbereitet, und das ist entscheidend, denn Ruthi wartet auf ihn, weil er ihr die vergessene Brotdose in den Kindergarten bringen wird.
„Keine Sorge, Ruthi!“ heißt die kurze Geschichte, in der der israelische Autor David Grossman auf träumerische Weise Kinderalltag und Kinderfantasie miteinander verbindet. Ende der Neunzigerjahre ist „Keine Sorge, Ruthi!“ erstmals erschienen. Nun hat der Hanser Verlag sie mit dreizehn weiteren Kindergeschichten von Grossman in einem Band zusammengefasst, den Henrike Wilson mit ebenso fantasiereich hingetupften Illustrationen ergänzt hat. „Giraffe und dann ab ins Bett!“, ist eine Sammlung, die zeigt, wie schön es ist, wenn ein Autor seinem Kinderpublikum vertraut. Grossman erfand die Geschichten für seine eigenen Kinder und Enkelkinder – dies dürfte einen Teil ihrer liebevollen Wirkung ausmachen.
Der Autor ist einem internationalen Publikum natürlich für Bücher wie „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ oder „Kommt ein Pferd in die Bar“, für seine politischen Essays und in Deutschland auch als Friedenspreisträger bekannt. Doch bei seinen Gutenachtgeschichten geht es um den vermeintlich nur kleinen, in Wirklichkeit jedoch riesigen Kinderkosmos. Manch Erwachsener wird sich bei der Lektüre von „Uris besondere Sprache“ (1989) daran erinnern, dass Grossmans Sohn Uri 2006 bei einem Militäreinsatz in Libanon getötet wurde.
Diese Gutenachtgeschichte gesellt sich mit ihrem ruhigen, augenzwinkernden Ton zu den anderen hinzu. Etwa zu „Joram und der schwarze Zauberhut“, in der Joram seinen Vater in Affe, Wolf und Hahn verzaubert – ihn aber am Ende doch wiederhaben will. Oder zu „Joram, der Traumfänger“, in der Vater und Sohn eine Falle für Jorams Albtraumteufelchen bauen. Oder zu der titelgebenden Geschichte „Giraffe und dann ab ins Bett!“, die von einem Abendritual zwischen Papa und Ruthi erzählt.
In „Uris besondere Sprache“ fängt der Kleine gerade an zu sprechen, nur sein älterer Bruder Jonathan kann ihn verstehen. So dolmetscht er Sätze wie „A-inten-ährt-oßer-uss“, der bedeutet: „Da hinten fährt ein großer Bus.“ Wichtig und lustig ist
jedoch, dass Jonathan für die Erwachsenen ein Rätsel lösen muss. Wenn Grossman Uri also sagen lässt „Lo-ich-ähl-euch-ichte“, dann sollte man sich freuen. Denn es bedeutet : „Hallo, ich erzähl euch jetzt eine Geschichte.“ (ab 3 Jahre)
YVONNE POPPEK
David Grossman: Giraffe und dann ab ins Bett! Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer und Mirjam Pressler. Mit Illustrationen von Henrike Wilson. Hanser Verlag 2018. 112 Seiten, 15 Euro.
Illustrationen aus David Grossman / Henrike Wilson: Giraffe und dann ab ins Bett.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de