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From the astonishingly talented writer of "The Accidental "and "Hotel World "comes Ali Smith's brilliant retelling of Ovid's gender-bending myth of Iphis and Ianthe, as seen through the eyes of two Scottish sisters. "Girl Meets Boy "is about girls and boys, girls and girls, love and transformation, and the absurdity of consumerism, as well as a story of reversals and revelations that is as sharply witty as it is lyrical. Funny, fresh, poetic, and political, "Girl Meets Boy "is a myth of metamorphosis for a world made in Madison Avenue's image, and the funniest addition to the "Myths" series from Canongate since Margaret Atwood's "The Penelopiad."…mehr

Produktbeschreibung
From the astonishingly talented writer of "The Accidental "and "Hotel World "comes Ali Smith's brilliant retelling of Ovid's gender-bending myth of Iphis and Ianthe, as seen through the eyes of two Scottish sisters. "Girl Meets Boy "is about girls and boys, girls and girls, love and transformation, and the absurdity of consumerism, as well as a story of reversals and revelations that is as sharply witty as it is lyrical. Funny, fresh, poetic, and political, "Girl Meets Boy "is a myth of metamorphosis for a world made in Madison Avenue's image, and the funniest addition to the "Myths" series from Canongate since Margaret Atwood's "The Penelopiad."
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.08.2008

Die Machenschaften der Phallokratie
Neue Liebesunordnung: Ali Smith’ Roman „Girl meets boy”
Was für ein schräges kleines Buch. Es kommt ganz harmlos daher, mit einem neckisch gewöhnlichen Titel, einer Unzahl gelehrter Motti und einem ersten, mit „Ich” überschriebenen Kapitel, dessen aufgekratzter Ton Schlimmstes befürchten lässt. Doch bald merkt man, dass hier alles ganz anders ist. Das Buch der 1962 geborenen Schottin Ali Smith, geschrieben für das Mythen-Projekt, das rund 30 internationale Verlage gemeinsam ins Leben gerufen haben, gehört keineswegs zur Gattung der Böse-Mädchen-Prosa. Sich wild gebärden und am Ende doch nur ein bisschen gegen den Stachel löcken, das ist Ali Smith’ Sache nicht. Sie geht aufs Ganze. „Girl meets boy” ist ein sarkastisches Porträt der gegenwärtigen Hochleistungs-Gesellschaft, eine sprachgewandte Parodie auf den übertourten Slang der Werbebranche und ein feurig-scharfer Abgesang auf die dubiosen Machenschaften der Phallokratie.
Ali Smith nimmt den Mythos von Iphis, den Ovid im neunten Kapitel der „Metamorphosen” erzählt, nicht besonders ernst. Sie bürstet ihn kräftig gegen den Strich, aber beileibe nicht mit dem Aufwand, den etwa Autorinnen wie Margaret Atwood oder Christa Wolf bei der weiblichen Neuinterpretation alter Mythen betreiben. Sie nimmt sich, was sie brauchen kann, und macht ansonsten eine groteske kleine Binnenerzählung daraus, über die sich zwei junge Frauen nach dem Sex höchst befriedigt amüsieren. Die Sage spielt auf Kreta. Iphis kommt als Mädchen zur Welt und wird von der Mutter als Junge ausgegeben, damit der Vater, der sich ein Mädchen nicht leisten zu können glaubt, das Kind nicht tötet. Als Heranwachsende verliebt sie sich in Ianthe, die ihre Gefühle erwidert, aber natürlich unter der Annahme, Iphis sei ein Knabe. Die Hochzeit steht bevor und Iphis packt das Grauen, weniger weil sie sich vor der Entdeckung des Geheimnisses fürchtet, als davor, die Geliebte nicht befriedigen zu können. Selbst Pasiphae, die Tochter des Sonnengotts, hat immerhin einen Stier geliebt, ein männliches Wesen! Wie aber soll eine Frau eine Frau lieben? Da betet die Mutter zu Isis, der Göttin, die ihr im Traum kurz vor der Niederkunft eingegeben hatte, sie solle das Kind, egal, was es werde, einfach als Knaben ausgeben, und siehe da: Iphis verwandelt sich, gerade noch rechtzeitig, in einen Mann. Der ehelichen Vereinigung steht nichts mehr im Wege.
Die Zoten der Männer
Dass Frauen Frauen lieben können, hat sich mittlerweile herumgesprochen, auch wenn dumme Scherze, wie Ali Smith sie in einer Kneipenszene parodiert, immer noch an der Tagesordnung sein dürften: „Schon unter Männern, ich meine bei Schwuchteln, ist es ja ganz schön eklig und führt zu schwuler Pädophilie und so, aber es ist wenigstens richtiger Sex, was die haben. Aber Frauen! Ich meine, wie soll das gehen? Ich kapier’s nicht. Das ist doch ein Witz, sagt Dominic. Ja, sagt Norman, aber es ist trotzdem gut, wenn du zusiehst und sie alle beide fickbar sind. Schon, aber die richtigen sind meistens eigentlich total unfickbar, das musst du zugeben, sagt Dominic.” Die beiden sind keineswegs allein, eine Frau ist dabei, die große Schwester des „Mängelwesens”, über das sie gerade herziehen. Wie Ali Smith die Panik der jungen Frau beschreibt, die sich weder gegen die Zoten der Männer wehren kann, noch gegen den Aufruhr, der in ihrem Inneren tobt, seit sie weiß, dass ihre Schwester eine Frau liebt, gehört zu den Glanzstücken dieser Prosa. Ali Smith handhabt ihre rhetorischen Mittel ganz nach Bedarf: mal erzählt sie recht konventionell, mal schnoddert und rotzt sie, mal wird sie poetisch, blumig und faunisch, mal schreibt sie atemlose Klammer-Monologe, wenn Imogen, die große Schwester, sich noch dünner joggt, während ihre Gedanken in heller Panik um die kleine Schwester kreisen.
Die neue Liebesunordnung, die keiner mehr so recht auf Begriffe bringen kann, lässt sich ganz unterschiedlich beschreiben. Ali Smith, von der auf Deutsch bisher zwei Romane erschienen sind, „Die Zufällige” (2006) und „Im Hotel” (2007), hat nicht unbedingt den Königsweg gefunden, aber die Stimmenvielfalt ihrer Prosa ist eine Möglichkeit, das Chaos der Gegenwart zu beschreiben, ohne ihm Ordnungsmuster überzustülpen, die es in Wirklichkeit nicht gibt.
Die Werbeindustrie hat eine der Aufgaben des Mythos übernommen: Ordnung zu stiften im Meer des Unübersichtlichen. Der Sinn aber, den sie produziert, ist vorgetäuscht. Es geht um nichts als Geld und die Beherrschung des Markts. Ali Smith lässt die ältere Schwester nicht umsonst in einer Werbeagentur arbeiten, in der die Jüngere nur ein kurzes Gastspiel gibt. Sie hat schon am ersten Tag die Schnauze voll, durchschaut das männliche Machtgehabe und schließt sich begeistert der Graffiti-Aktivistin an, die, als Knabe verkleidet, ihre Befreiungsbotschaften auf alle Wände sprüht. Imogen braucht etwas länger, bis auch sie genug hat. Die Erektion ihres Chefs, die er ihr, zwar in der Hose, aber absichtsvoll vor die Nase hält, während er die Sitzende mit „Du-kannst-das”-Slogans traktiert, gibt ihr den Rest. Am Ende sind beide Schwestern glücklich verliebt, die eine in eine Frau, die andere in einen Mann. „Girl meets boy” ist ein anarchisches Buch, das keine neuen Mythen in die Welt setzt. MEIKE FESSMANN
Ali Smith: Girl meets boy. Der Mythos von Iphis. Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Berlin Verlag, Berlin 2007. 142 Seiten, 19,90 Euro.
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