Produktdetails
- Verlag: Pocket
- Seitenzahl: 729
- Erscheinungstermin: Mai 2012
- Französisch
- Abmessung: 177mm x 108mm x 35mm
- Gewicht: 352g
- ISBN-13: 9782266219976
- ISBN-10: 2266219979
- Artikelnr.: 35649836
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2012Ein Roman ist ein Roman
Europa-Kulturtage (2): Bernard Minier
Ein kleines, enges Tal in den Pyrenäen. Eiseskälte. Ein grausam inszenierter Pferdekadaver an einer Bergstation, der wie ein böses Omen auf das kleine Örtchen Saint-Martin herabblickt. Schon auf den ersten Seiten von Bernard Miniers Roman "Glacé" wird Frankreichs dunkle Seite sichtbar. Für die Europa-Kulturtage der Europäischen Zentralbank ist der neue Shootingstar am französischen Thriller-Himmel in das Literaturhaus Frankfurt gekommen. "Schwarzer Schmetterling" ist Miniers erster Roman, als Anfänger möchte man ihn jedoch nicht bezeichnen. Schon als Zehnjähriger habe er Kartons vollgeschrieben, erinnert sich der Schriftsteller, der nach dem Erfolg des Debüts seinen Job beim Schweizer Zollamt aufgab. Ihm sei es gegangen wie Grand in Camus' Pest: Die Suche nach der Perfektion im ersten Satz habe ihn immer wieder an der Qualität seiner Werke zweifeln und zahlreiche Projekte verwerfen lassen.
So musste "Glacé" zuerst seinen schärfsten Kritiker - den Autor selbst - überzeugen, bevor er nach seiner Veröffentlichung 2011 zum Bestseller werden und den renommierten Prix Polar erhalten konnte. Nun ist der Roman in deutscher Übersetzung bei Droemer erschienen. Die Wahl der langjährigen Tatort-Darstellerin Anke Sevenich für die Lesung des deutschen Thriller-Textes wirkte durchaus passend. Seine Bücher begännen immer mit einem Ort, sagt Minier. "Ich hatte einen Anfang und ein Ende, was in der Mitte passieren würde, wusste ich noch nicht." Erst nach einigen Seiten sei ihm klargeworden, dass er einen Thriller schreibe. Minier orientiert sich an literarischen Vorbildern, unter ihnen Thomas Bernhard und Vladimir Nabokov, will ihnen jedoch nicht nacheifern. Literatur werde zu oft in Kategorien eingeteilt, doch "ein Roman ist ein Roman".
Er wuchs am Fuß der Pyrenäen auf, seine Kindheitserinnerungen verleihen dem fiktiven Örtchen Saint-Martin besondere Lebendigkeit. So existiert sogar eine Karte der Umgebung, die Minier während des Schreibens zeichnete. Für seinen zweiten Roman "Le Cercle" konnte er diese jedoch nicht nutzen: Die Hauptfiguren aus "Glacé", Servaz, Espérandieu und Irène Ziegler, ermitteln diesmal in einer kleinen Universitätsstadt im Süden Frankreichs.
JULIA KERN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Europa-Kulturtage (2): Bernard Minier
Ein kleines, enges Tal in den Pyrenäen. Eiseskälte. Ein grausam inszenierter Pferdekadaver an einer Bergstation, der wie ein böses Omen auf das kleine Örtchen Saint-Martin herabblickt. Schon auf den ersten Seiten von Bernard Miniers Roman "Glacé" wird Frankreichs dunkle Seite sichtbar. Für die Europa-Kulturtage der Europäischen Zentralbank ist der neue Shootingstar am französischen Thriller-Himmel in das Literaturhaus Frankfurt gekommen. "Schwarzer Schmetterling" ist Miniers erster Roman, als Anfänger möchte man ihn jedoch nicht bezeichnen. Schon als Zehnjähriger habe er Kartons vollgeschrieben, erinnert sich der Schriftsteller, der nach dem Erfolg des Debüts seinen Job beim Schweizer Zollamt aufgab. Ihm sei es gegangen wie Grand in Camus' Pest: Die Suche nach der Perfektion im ersten Satz habe ihn immer wieder an der Qualität seiner Werke zweifeln und zahlreiche Projekte verwerfen lassen.
So musste "Glacé" zuerst seinen schärfsten Kritiker - den Autor selbst - überzeugen, bevor er nach seiner Veröffentlichung 2011 zum Bestseller werden und den renommierten Prix Polar erhalten konnte. Nun ist der Roman in deutscher Übersetzung bei Droemer erschienen. Die Wahl der langjährigen Tatort-Darstellerin Anke Sevenich für die Lesung des deutschen Thriller-Textes wirkte durchaus passend. Seine Bücher begännen immer mit einem Ort, sagt Minier. "Ich hatte einen Anfang und ein Ende, was in der Mitte passieren würde, wusste ich noch nicht." Erst nach einigen Seiten sei ihm klargeworden, dass er einen Thriller schreibe. Minier orientiert sich an literarischen Vorbildern, unter ihnen Thomas Bernhard und Vladimir Nabokov, will ihnen jedoch nicht nacheifern. Literatur werde zu oft in Kategorien eingeteilt, doch "ein Roman ist ein Roman".
Er wuchs am Fuß der Pyrenäen auf, seine Kindheitserinnerungen verleihen dem fiktiven Örtchen Saint-Martin besondere Lebendigkeit. So existiert sogar eine Karte der Umgebung, die Minier während des Schreibens zeichnete. Für seinen zweiten Roman "Le Cercle" konnte er diese jedoch nicht nutzen: Die Hauptfiguren aus "Glacé", Servaz, Espérandieu und Irène Ziegler, ermitteln diesmal in einer kleinen Universitätsstadt im Süden Frankreichs.
JULIA KERN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main