Die Glamour-Fotografie ist die höchste Form der Fotografie als angewandte Kunst. Sie ist ein Teilbereich der Portraitfotografie, der Aktfotografie und der Modefotografie. Für einen ausgewählten Kreis an Auftraggebern (und Kunden) betreibt sie allergrößten schöpferischen und technischen Aufwand, um exzellente Ergebnisse zu erzielen, sei es für die Weltstars des Films und der Politik, sei es für die Gattung der erotischen Fotografie, die sich mit dem Zeitgeist dauernd verwandelt, oder für die Höchstleistungen der Modeschöpfer und Couturiers der jeweiligen Epoche. Das ist so, seit es die Fotografie gibt.Die Glamour-Fotografie arbeitet mit speziellen Fachkräften neben den Fotografen: mit Haarkünstlern, Visagisten, Stilisten und Stilistinnen, Ausstattern und Beleuchtern jedweder Art. So gesehen ist sie auch eine Unterabteilung der Werbung für exzentrische Persönlichkeiten und ebensolche Produkte. Die Schönheitsindustrie ist sozusagen ein Auftraggeber mit unbegrenzten materiellen Mitteln und entsprechenden ästhetischen Ergebnissen.Unsere Anthologie zeigt die schönsten Bilder, die mir bei der Verlagsarbeit unter die Augen gekommen sind und die ich für meine private Sammlung, aber auch für die Umschlaggestaltung künftiger Schirmer/Mosel-Bücher sichern wollte. Insgesamt versammelt dieses Buch 80 berühmte Fotografien von 46 Fotografen. Schriftsteller, Kunsthistoriker, Ausstellungskuratoren, Modedesigner, Journalisten - Fachleute jeder Couleur - haben für die meisten dieser Bilder so unterhaltsame wie kenntnisreiche literarische Miniaturen verfasst.Isabella Rossellini, selbst Fotomodell, Filmstar, Mode-Ikone und Freundin, hat einen kleinen, persönlichen Essay zur Sammlung geschrieben, in der sie und ihre Freundin Madonna häufig vorkommen. Mein Text erläutert die Motive und Spielarten dieser Sammlung. Viele Celebrities, von Andy Warhol über Cindy Sherman bis Marilyn Monroe, grüßen mit einem Augenzwinkern. Lothar Schirmer
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Freddy Langer freut sich über die Schmuckstücke aus der Kunstssammlung des Verlegers Lothar Schirmer. Der Rezensent hat den Eindruck, hier in eine "Familienfeier" geraten zu sein, bei der sich die Teilnehmenden mit ihren Geschichten zu übertrumpfen versuchen: Jedes Bild erzählt eine, freut sich Langer, beziehungsweise, jeder der fünfundvierzig Künstler hinter der Kamera mutiert zum Erzähler. Die Fotos sicherte sich Schirmer für potentielle Buchcover, was heißt, dass sie allesamt "Hingucker" sind, die Stars, von Madonna über Marylin Monroe bis Isabella Rosselini zeigen. Der Rezensent ist begeistert von so viel "Anmut, Schönheit und Erotik" in einem Band.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2023Später spricht man dann von Ikone
Wo Männer zu Helden werden und Frauen zu Göttinnen: Der Verleger Lothar Schirmer präsentiert die Schmuckstücke seiner Glamour-Sammlung, und fünfzig Autoren springen ihm zur Seite.
Von Freddy Langer
Von Freddy Langer
Es ist kein Geheimnis, dass Lothar Schirmer sammelt. Um seine Arbeiten von Joseph Beuys beneidet ihn mehr als nur ein Museum. Und mit seinem Konvolut von Fotografien der Bechers sowie deren prominentesten Schülern kann er ganze Ausstellungen bestücken. Aber manchmal, so hat er es bei Gelegenheit formuliert, sammeln sich Dinge auch einfach an. Mag sein, dass er damit die Fotografien gemeint hat, die er jetzt zwischen zwei Buchdeckeln als die "Glamour Collection Lothar Schirmer" präsentiert.
Im englischen Begleittext wird das Buch als "catalogue for an exhibition" bezeichnet, im deutschen ist vom "Katalog einer Sammlung" die Rede - aber gleichsam als Wasserzeichen schimmert dahinter ein weiterer Titel auf: "Auktionskatalog". Es ist noch gar nicht lange her, da hatte Lothar Schirmer beschlossen, sich von ebendiesen Bildern zu trennen. Oder wie man auch sagen könnte: die Kinder höflich aus dem Haus zu bitten.
Denn während sich Sammler sonst mit Eifer ihre eigene Welt gestalten und zusammenstellen, glaubt man bei der "Glamour Collection", in eine Familienfeier geraten zu sein. Es ist, als hätten sich die Kinder des Verlegers um eine riesige Tafel versammelt - vielleicht anlässlich des fünfzigsten Jahres von Lothar Schirmer als Programmgestalter im eigenen Verlag - und versuchten nun, sich mit ihren Erinnerungen und Anekdoten wechselseitig zu überbieten. Jedes Bild wird zur je eigenen Geschichte, nein: jeder und jede der fünfundvierzig Fotografen und Fotografinnen wird zum Erzähler oder zur Erzählerin. Allen von ihnen hat Lothar Schirmer im vergangenen halben Jahrhundert mindestens ein Buch, meist jedoch gleich mehrere Bücher gewidmet - mal waren es Monographien, mal Themenbände am Schnittpunkt von Mode, Akt und Porträt, dort also, wo Männer zu Helden werden und Frauen zu Göttinnen.
Bei den Bildern, schreibt Lothar Schirmer, handele es sich um Fotos, die er sich für die Umschlaggestaltung künftiger Bücher hatte sichern wollen - um Hingucker, könnte man sagen, um Aufnahmen also, die den Blick auf sich lenken, ihn packen und möglichst nie wieder loslassen, sondern sich einbrennen in die Erinnerung, als wären sie Teil des eigenen Lebens. Und nichts anderes war die Absicht, als sich unter der Regie der Fotografen bisweilen riesige Teams mit Requisiten und Lichtanlagen, Kleiderständern voller Haute Couture und Koffern voller Kosmetik daranmachten, Mensch und Umgebung herzurichten für das, wofür später die Vokabel Ikone verwendet werden sollte.
Lauter alte Bekannte also. Fünfundvierzig Künstler hinter der Kamera, darunter Peter Lindbergh und Jeanloup Sieff, Anton Corbijn und Robert Mapplethorpe. Einundfünfzig Stars davor, von Madonna und Marilyn Monroe bis Charlotte Rampling und Isabella Rossellini, die zugleich ein wunderbares Vorwort geschrieben hat, in dem sie analytisch präzis beschreibt, wie Lothar Schirmer sich im Leben ebenso vor wie mit der Kunst rettet.
Die Bilder in diesem Buch nennt Schirmer "daseinfreudige Spielarten der kulturellen Gegenwart". Die vielfältigen Möglichkeiten dieser Spielarten ließ er von fünfzig Autoren erfassen, die mit großen Emotionen oder sehr penibel die Bilder betrachtet haben und seltener entschlüsselten oder entzauberten, als dass sie sich selbst forttragen ließen von so viel Anmut und Schönheit, Erotik und Eleganz. Wim Wenders begann gar zu träumen und begegnet in New York Andy Warhol beim Einkauf von Stahlwolle und Tomatensuppe in Dosen. Ganz bodenständig und zugleich ganz glamourös zwischen den Regalen eines Supermarkts.
Lothar Schirmer: "Glamour Collection".
Schirmer/Mosel Verlag, München 2023. 224 S., Abb., geb.,
49,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wo Männer zu Helden werden und Frauen zu Göttinnen: Der Verleger Lothar Schirmer präsentiert die Schmuckstücke seiner Glamour-Sammlung, und fünfzig Autoren springen ihm zur Seite.
Von Freddy Langer
Von Freddy Langer
Es ist kein Geheimnis, dass Lothar Schirmer sammelt. Um seine Arbeiten von Joseph Beuys beneidet ihn mehr als nur ein Museum. Und mit seinem Konvolut von Fotografien der Bechers sowie deren prominentesten Schülern kann er ganze Ausstellungen bestücken. Aber manchmal, so hat er es bei Gelegenheit formuliert, sammeln sich Dinge auch einfach an. Mag sein, dass er damit die Fotografien gemeint hat, die er jetzt zwischen zwei Buchdeckeln als die "Glamour Collection Lothar Schirmer" präsentiert.
Im englischen Begleittext wird das Buch als "catalogue for an exhibition" bezeichnet, im deutschen ist vom "Katalog einer Sammlung" die Rede - aber gleichsam als Wasserzeichen schimmert dahinter ein weiterer Titel auf: "Auktionskatalog". Es ist noch gar nicht lange her, da hatte Lothar Schirmer beschlossen, sich von ebendiesen Bildern zu trennen. Oder wie man auch sagen könnte: die Kinder höflich aus dem Haus zu bitten.
Denn während sich Sammler sonst mit Eifer ihre eigene Welt gestalten und zusammenstellen, glaubt man bei der "Glamour Collection", in eine Familienfeier geraten zu sein. Es ist, als hätten sich die Kinder des Verlegers um eine riesige Tafel versammelt - vielleicht anlässlich des fünfzigsten Jahres von Lothar Schirmer als Programmgestalter im eigenen Verlag - und versuchten nun, sich mit ihren Erinnerungen und Anekdoten wechselseitig zu überbieten. Jedes Bild wird zur je eigenen Geschichte, nein: jeder und jede der fünfundvierzig Fotografen und Fotografinnen wird zum Erzähler oder zur Erzählerin. Allen von ihnen hat Lothar Schirmer im vergangenen halben Jahrhundert mindestens ein Buch, meist jedoch gleich mehrere Bücher gewidmet - mal waren es Monographien, mal Themenbände am Schnittpunkt von Mode, Akt und Porträt, dort also, wo Männer zu Helden werden und Frauen zu Göttinnen.
Bei den Bildern, schreibt Lothar Schirmer, handele es sich um Fotos, die er sich für die Umschlaggestaltung künftiger Bücher hatte sichern wollen - um Hingucker, könnte man sagen, um Aufnahmen also, die den Blick auf sich lenken, ihn packen und möglichst nie wieder loslassen, sondern sich einbrennen in die Erinnerung, als wären sie Teil des eigenen Lebens. Und nichts anderes war die Absicht, als sich unter der Regie der Fotografen bisweilen riesige Teams mit Requisiten und Lichtanlagen, Kleiderständern voller Haute Couture und Koffern voller Kosmetik daranmachten, Mensch und Umgebung herzurichten für das, wofür später die Vokabel Ikone verwendet werden sollte.
Lauter alte Bekannte also. Fünfundvierzig Künstler hinter der Kamera, darunter Peter Lindbergh und Jeanloup Sieff, Anton Corbijn und Robert Mapplethorpe. Einundfünfzig Stars davor, von Madonna und Marilyn Monroe bis Charlotte Rampling und Isabella Rossellini, die zugleich ein wunderbares Vorwort geschrieben hat, in dem sie analytisch präzis beschreibt, wie Lothar Schirmer sich im Leben ebenso vor wie mit der Kunst rettet.
Die Bilder in diesem Buch nennt Schirmer "daseinfreudige Spielarten der kulturellen Gegenwart". Die vielfältigen Möglichkeiten dieser Spielarten ließ er von fünfzig Autoren erfassen, die mit großen Emotionen oder sehr penibel die Bilder betrachtet haben und seltener entschlüsselten oder entzauberten, als dass sie sich selbst forttragen ließen von so viel Anmut und Schönheit, Erotik und Eleganz. Wim Wenders begann gar zu träumen und begegnet in New York Andy Warhol beim Einkauf von Stahlwolle und Tomatensuppe in Dosen. Ganz bodenständig und zugleich ganz glamourös zwischen den Regalen eines Supermarkts.
Lothar Schirmer: "Glamour Collection".
Schirmer/Mosel Verlag, München 2023. 224 S., Abb., geb.,
49,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main