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Nobody knows where these boys go, or whether they are alive or dead, and without evidence the authorities claim they are simply runaways. He was involved in the cover-up of one boy's murder, and he believes all the boys have been killed.

Produktbeschreibung
Nobody knows where these boys go, or whether they are alive or dead, and without evidence the authorities claim they are simply runaways. He was involved in the cover-up of one boy's murder, and he believes all the boys have been killed.
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Autorenporträt
John Burnside was among the most acclaimed writers of his generation. His novels, short stories, poetry and memoirs won numerous awards, including the Geoffrey Faber Memorial, Saltire Scottish Book of the Year and, in 2023, he received the David Cohen Prize for a lifetime's achievement in literature. In 2011 Black Cat Bone won both the Forward and the T.S. Eliot Prizes for poetry.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2009

Das Evangelium nach St. John

Im Stromkreis der Verdammnis: In seinem ungeheuerlichen Roman "Glister" erzählt der schottische Schriftsteller John Burnside von Leben und Tod in den Ruinen der Zivilisation, von Schuld und Erlösung.

Graue Häuser, verseuchte Wälder, kranke, wahnsinnige oder einfach apathische Menschen. Innertown ist ein biblischer Ort, auch wenn Gott ihn offenbar schon lange vergessen hat. Sein geheimes Zentrum liegt außerhalb der Stadtgrenzen. Draußen auf der Landzunge stehen die verlassenen Hallen einer ehemaligen Chemiefabrik.

Über viele Jahre hinweg war die schottische Kleinstadt von der Fabrik abhängig. Als sie eines Tages zumachte, hinterließ sie nicht nur Arbeitslosigkeit und eine riesige Industriebrache. "Urplötzlich traten unerklärliche Häufungen seltener Krebserkrankungen auf. Kinder litten unter grässlichen Gebrechen und entwickelten seltsame Verhaltensstörungen. Außerdem verzeichnete man eine unerklärliche Zunahme an Depressionen, eine wahre Blütezeit dessen also, was in alter Zeit der reinste Irrsinn genannt worden wäre." Nicht nur die Menschen leiden, sondern auch die Natur: Innertown ist gesäumt von Alleen toter Bäume, Fischer berichten von mutierter Meeresfauna, und durch die letzten Wälder kreuchen bizarre Tiere mit übergroßen Köpfen und verrenkten Leibern.

Als die Menschen endlich begriffen, was vor sich ging, war es in vielen Fällen schon zu spät. Nur wenige haben die Kraft, wegzugehen: "Die Fabrik war ihr Leben, ihre beste Hoffnung gewesen." So lange haben sie sich eingeredet, dass die Anlage dem Ort, dem sie einst Arbeit und bescheidenen Wohlstand beschert hat, nicht mit vollem Wissen Schaden zufügen würde, dass sie alle Beweise des Gegenteils wie die Strafe einer höheren Macht erdulden: "Es war ein Glaubensakt, vollkommen pervers, doch deshalb, hofften sie, umso mächtiger."

Als erst einer, dann immer mehr Jungen der Stadt spurlos verschwinden, heißt es, sie seien wohl auf und davon, irgendwohin, wo es besser ist als in Innertown. Sie könnten also überallhin gegangen sein. Doch nicht jeder glaubt an diese harmlose Erklärung für die unheimlichen Abwesenheiten.

"Glister" heißt im Englischen so viel wie glitzern, funkeln, gleißen. Das tut dieser Roman - aus einer allumfassenden Finsternis heraus. Der Autor, der uns sehenden Auges in diese Düsternis lockt, heißt John Burnside und wurde 1955 im schottischen Dunfermline geboren. In Großbritannien ein gefeierter Dichter und für seine luzide Sprache so bewunderter wie wegen seiner krassen Themen gefürchteter Romancier, ist Burnside bei uns noch nahezu unbekannt. "Glister" ist nach der im vergangenen Jahr erschienenen "Spur des Teufels" erst sein zweiter Roman in deutscher Übersetzung. Tatsächlich aber ist "Glister" bereits John Burnsides siebter Roman. Sein ungeheuerliches Werk wird flankiert von bislang dreizehn Gedichtsammlungen und den markerschütternden Kindheitserinnerungen "A Lie About My Father", die 2001 in Großbritannien ein Bestseller waren und neben denen sich der Ire Frank McCourt mit "Die Asche meiner Mutter" wie ein Fliegengewicht ausnimmt.

Nach Wanderjahren in England und den Vereinigten Staaten und beruflichen Zwischenstationen als Landschaftsgärtner, Computerprogrammierer und Lehrer lebt John Burnside seit Mitte der neunziger Jahre wieder in County Fife, seiner Heimat. Als Lyriker hatte er sich da bereits einen Namen gemacht, doch erst mit der Rückkehr zu den Wurzeln begann er, Prosa zu schreiben.

Seit 1997 sein Prosadebüt "The Dumb House" erschien, die Geschichte eines Psychopathen, der auf der Suche nach dem Sitz der Seele seine Kinder grauenerregenden Experimenten unterzieht, mischt sich in die Bewunderung für Burnsides sprachliche Meisterschaft oft ein Unbehagen über seine Themen. Denn wo seine Gedichte philosophisch grundierte Epiphanien vom Aufgehen in der Natur sind, in denen Engel ebenso auftauchen können wie Geister der Vergangenheit, beschwören seine Romane die Extreme herauf. Da geht es dann nicht allein um Tod, sondern um Morde und Serienkiller, nicht allein um Besessenheit, sondern gleich um Psychopathen, nicht bloß um Abhängigkeit, sondern um schwersten Alkoholismus, mit dem sich überdies die bei männlichen Alkoholikern so häufig auftretende Verbindung von Gewalt und Sentimentalität illustrieren lässt.

Das darf man nicht missverstehen: Dieser Autor schwelgt keine Sekunde lang in Monstrositäten, im Gegenteil. John Burnside ist kein Zyniker. Vielmehr verfügt er über eine feinstmaschige, zutiefst moralische Aufmerksamkeit. Darum handeln seine Bücher neben dem Unerträglichen in der Welt immer auch von den hochempfindlichen Bindungen: der zur Natur, zur Heimat, jenen zwischen Männern und Frauen, Vätern und Söhnen. Die Komplexitäten mittlerer Zustände interessieren John Burnside nicht, der übrigens ein überaus freundlicher, bescheidener und höflicher Mensch ist. Sein Thema ist Schuld - und Vergebung. Kein Schriftsteller der Gegenwart sucht so intensiv und umfassend danach wie er.

Sein Kompass ist seine Moral, sein Weg die Sprache. Sie ist das größte Wunder dieses wundersamen Autors - und dank Bernhard Robbens Feingespür ist dies auch in der Übersetzung noch spürbar. John Burnside schreibt mit der natürlichen Autorität desjenigen, dem nicht nur ein scharfer Intellekt, sondern auch Klarheit zu Gebote steht. Aber er hütet sich, das Urteil vorwegzunehmen. Das wäre eine Anmaßung, die dem Menschen nicht zusteht. Er beschreibt, doch er wertet nicht. Dinge geschehen - es ist an jedem Einzelnen, sich seinen Reim darauf zu machen. Leonard, der knapp fünfzehnjährige Ich-Erzähler von "Glister", drückt es einmal so aus: "Ich glaube, dass die Geschichte und nicht der Erzähler unzuverlässig ist - außerdem glaube ich nicht, dass es überhaupt so etwas wie den einen Autor gibt. Es gibt nur eine Geschichte, die immer weitergeht. Ich glaube, jeder, der mag, kann das Erzählen übernehmen, doch hat das nicht den geringsten Einfluss auf den Verlauf der Geschichte."

Leonard ist intelligent, und er ist misstrauisch. Er glaubt an keinen der Gründe, die im allgemeinen Rätselraten um die verlorenen Jungen von Innertown genannt werden. Der erste Junge, Mark Wilkinson, ist an Halloween verschwunden, dem Tag, an dem die Geister der Toten mit den Lebenden Kontakt aufnehmen, wenn man sie lässt - ein für das Verständnis von John Burnsides Büchern überaus bedeutsamer Tag. Marks Freunde erzählen, es sei eine Mutprobe gewesen. Sie hatten den Teufel heraufbeschwören und ihm einmal in die Augen sehen wollen. Deswegen sei Mark in den vergifteten Wald gegangen - und nicht wiedergekommen. Morrison, der einzige Polizist des Ortes, geht der Sache nach - und wird fortan seines Lebens nicht mehr froh. Über das, was er im vergifteten Wald findet, kann er mit niemandem sprechen.

Weitere Jungen verschwinden, eines Tages auch Liam, Leonards bester Freund. Leonard ist sich sicher, dass Liam nicht weggelaufen ist, denn eigentlich wollten sie zusammen abhauen. "Er war gänzlich aus dieser Welt verschwunden. Verloren gegangen. Das wusste ich, weil ich es spüren konnte." Das Einzige, was ihn jetzt noch in Innertown hält, ist sein Vater, der an gebrochenem Herzen und Schlimmerem leidet, seit die Mutter die Familie vor einigen Jahren verlassen hat.

Wenn Leonard nicht in der Bibliothek sitzt und liest, was die Regale hergeben, am liebsten Dickens, Conrad und Proust - mit Trollope kann er nicht viel anfangen und findet, irgendjemand hätte Hemingway mal ein Wörterbuch kaufen sollen -, schläft er mit Elspeth. Sex ist für beide ein Zeitvertreib, keine Übung in zwischenmenschlicher Nähe, sondern das Lebendigste, was man an einem toten Ort wie Innertown machen kann. Am liebsten aber verbringt Leonard seine Zeit allein auf dem Gelände der Chemiefabrik. Er liebt das Gefühl, "Teil der Stille zu sein, außerhalb der Zeit, und - was noch schwerer in Worte zu fassen und jemandem anderen unmöglich zu vermitteln ist -, ein Gefühl der Ehrfurcht für diesen Ort", der "alles an Kirche ist, was wir haben".

Immer mehr wird die Industrieruine vom Schauplatz zum eigentlichen Protagonisten des Romans. Seinen Titel verdankt dieser einem dort installierten, bedrohlichen Apparat der Marke G. Lister, der am Ende eine entscheidende Rolle als Portal in eine andere Welt spielen wird. Auf dem Fabrikgelände, wohin sich kaum jemand verirrt, trifft Leonard auf eine Gang von Jugendlichen, die sich ihre Zeit mit der Jagd auf Schwächere, seien es deformierte tierische Kreaturen oder auch einmal ein Mensch, vertreiben. Als Leonard sich ihnen anschließt, hat der Leser allen Grund, um den gewitzten, neugierigen Jungen zu fürchten, dessen Art, etwas zu erzählen, weit mehr über ihn verrät als das, was er erzählt. Umgeben von Tod und Fäulnis, ist Leonard Wilson entschlossen zu leben.

Die zwei Teile des Romans, überschrieben "Das Buch Hiob" und "Die Feuerpredigt", geben zentrale Hinweise für das Verständnis dieses von religiösen Motiven getragenen Romans, der nichts weniger verhandelt als die Menschheitsfrage nach dem Sinn des Leidens. "Die Feuerpredigt" ist eine grandiose, in Prosa gefasste Antwort des Lyrikers Burnside auf den dritten Teil ("Die Brandparole") von T. S. Eliots Langgedicht "The Waste Land", in dem die Predigt Buddhas über die Chance, das Leid zu transzendieren und einen höheren, reinen Zustand zu erreichen, verhandelt wird.

Die Figuren in "Glister" hadern nicht mit Gott, ja sie hadern nicht einmal mit jenen, die ihnen die Chemiefabrik vor die Nase gesetzt haben. Wie Hiob die Prüfungen Gottes nehmen sie das Leid an, ohne einen Sinn darin zu suchen oder auf Gerechtigkeit zu hoffen. Einzig Leonard, und mit ihm der Leser, hofft auf Erlösung, auf einen Akt der Gnade für Innertown und seine Bewohner. Denn Schuld hat hier jeder auf sich geladen, durch "die Sünde der Unterlassung, die Sünde, unseren Blick abzuwenden und nicht zu sehen, was direkt vor unserer Nase geschieht. Die Sünde, nicht wissen zu wollen; die Sünde, alles zu wissen und nichts dagegen zu tun. Die Sünde, etwas auf Papier zu wissen, es aber nicht ins Herz vorlassen zu wollen."

John Burnside weiß, dass es nicht in seiner Macht liegt, Gnade zu gewähren. Der Barmherzige kann die Leiden nicht verhindern, aber er kann versuchen, sie zu stillen. Weil Burnside ein Autor voller Sorge ist, um die Seelen der Lebenden wie der Toten, die Umwelt und die Zukunft, zeigt er auf die Wunden, deren Sinn wir zwar nicht verstehen, doch deren Schmerz wir fühlen. Er schafft Figuren, die das Leiden auf sich nehmen, für uns Opfer bringen und um Vergebung suchen. Denn alles Erzählen dient dazu, denen zu vergeben, die in den Geschichten vorkommen - "auch mir selbst".

Das ist das Evangelium nach John Burnside. Es spricht nicht von Erlösung, sondern von Gnade und Vergebung. Und es verheißt die Möglichkeit des Übergangs in einen anderen Zustand, der Verwandlung durch die Literatur. Denn "alles wird, und dieses Werden ist die einzige Geschichte, die nie zu Ende geht". Sie führt an einen Ort mit vielen Namen. "Himmel, Hölle, Tir Na Nog oder Traumzeit. Dabei wissen alle, es ist weder dieses noch jenes, sondern nur der Ort, an dem die Geschichten beginnen und enden." Eingebettet in diesen ewigen Kreislauf, kann der Leser nichts Besseres tun, als am Ende sofort von neuem mit der Lektüre dieses ungeheuerlichen und tiefgründigen Romans zu beginnen.

John Burnside: "Glister". Roman. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Knaus Verlag, München 2009. 285 S., geb., 19,95 [Euro].

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A novel that pierces the heart of evil... Consume it at night. Turn out the lights and watch the walls glow Scotsman