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Zervas' Modell eines Fairhandelssystems soll hemmungsloses Sozial- und Ökodumping weltweit verhindern und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands fördern. Detailliert wird erläutert, wie ein wirksames globales Fair Trade-System funktioniert: Wesentliche Forderungen sind u. a.: - Soziale und ökologische EU-Standards in Unternehmen durchsetzen - Prüfung der Unternehmen durch international anerkannte Institute - Ausstellung von zeitlich begrenzten Zertifikaten verbunden mit dem Recht, Produkte mit dem Global Fair Trade-Label auszuzeichnen als Signal und Kaufanreiz für den Verbraucher -…mehr

Produktbeschreibung
Zervas' Modell eines Fairhandelssystems soll hemmungsloses Sozial- und Ökodumping weltweit verhindern und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands fördern. Detailliert wird erläutert, wie ein wirksames globales Fair Trade-System funktioniert: Wesentliche Forderungen sind u. a.: - Soziale und ökologische EU-Standards in Unternehmen durchsetzen - Prüfung der Unternehmen durch international anerkannte Institute - Ausstellung von zeitlich begrenzten Zertifikaten verbunden mit dem Recht, Produkte mit dem Global Fair Trade-Label auszuzeichnen als Signal und Kaufanreiz für den Verbraucher - Periodische Überprüfungen der Unternehmen, regelmäßiger Nachweis der Einhaltung der Standards
Autorenporträt
Georgios Zervas geb. 1956 in Griechenland, Studium an der Universität Stuttgart, Dipl. Ing. Bereich Umwelttechnik, seit 1981 selbständiger Unternehmensberater im Bereich Qualitätsmanagement. Erfahrung im internationalen Handel. Georgios Zervas lebt in Stuttgart.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2008

Wie sich das Steuer rumreißen lässt

Was muss passieren, damit unser Welthandelssystem gerechter wird? Der Unternehmensberater Georgios Zervas fordert mehr Transparenz.

Das Problem des Welthandels, schreibt Georgios Zervas in seinem Buch "Global Fair Trade", sei keine Frage der Legalität, sondern der Fairness. "Was heute im Welthandel abläuft, ist, von den berühmten ,schwarzen Schafen' abgesehen, völlig legal und trotzdem absolut unfair. Wir wissen, dass sich das Vermögen der Reichen in wenigen Jahren mehr als verdoppelt hat und dass etwa zwei Drittel der Menschen in der Welt mit weniger als zwei Euro pro Tag auskommen müssen." Schuld daran seien aber nicht die Reichen, sondern das Welthandelssystem, schreibt Zervas.

Bisher gibt es keine globalen Rahmenbedingungen, die sämtliche Unternehmen zwingen, grundlegende soziale und ökologische Standards einzuhalten. Und die bisherigen Standards unterliegen keiner wirksamen Kontrolle. Den Unternehmen ist es freigestellt, ob sie sich zertifizieren lassen oder nicht, und nur wenige Firmen machen davon bisher Gebrauch. Der Anteil der Produkte am internationalen Markt, die das Siegel "Bio" und "Fair Trade" tragen, ist deshalb im Vergleich zu konventionellen Gütern verschwindend klein.

Der Unternehmensberater Zervas schlägt aus diesem Grund ein neues "Fairhandelsystem" mit transparenten Regeln vor, um Öko- und Sozialdumping auf globaler Ebene zu verhindern. Der Handel, schreibt er, vergrößere die Kluft zwischen Arm und Reich. Die Verantwortung liege aber nicht allein bei den Unternehmern. Das Kaufverhalten der Konsumenten entscheide genauso darüber, ob Produkte, die zum Beispiel von Kindern hergestellt wurden oder die Umwelt zerstören, Abnehmer finden. Auch die Europäische Union gehört zu den "Mittätern" - sie regelt den Import solcher Produkte.

Zervas fordert ein stärkeres Eingreifen der Politik in die Weltwirtschaft. "Es müsse endlich Transparenz für faire Handelsstandards geben", schreibt er und schlägt vor, schrittweise ökosoziale Rahmenbedingungen für alle, die am Welthandel teilnehmen, einzuführen. Dafür bedarf es wirksamer Kontrollen, die sich durch die Schaffung eines globalen Fair-Trade-Systems sicherstellen lassen könnten. Der Handel mit der Europäischen Union wäre demnach nur noch für jene zulässig, die einen Zertifizierungsprozess durchlaufen haben. Mit einer Wirtschaftsmacht von etwa fünfzig Prozent am Welthandel könnte der Europäischen Union dabei eine Vorreiterrolle zufallen.

Zwar richtet sich Zervas' Buch vor allem an Politiker und Führungskräfte der Wirtschaftswelt, doch auch für jene, die die Mechanismen unseres Welthandels durchschauen möchten, ist die Lektüre sehr zu empfehlen. Was ist Wettbewerbsneutralität, was Corporate Social Responsibility? Wie unterscheidet sich ein Social Entrepreneur von einem herkömmlichen Unternehmer? Und ist es überhaupt möglich, die Globalisierung in eine andere Bahn zu lenken?

Zervas gibt sich fest überzeugt, dass sein Konzept in der nahen Zukunft dazu führen kann, dass alle Menschen am Wohlstand teilhaben können. Der Schlüssel dazu: Unabhängig von den Interessen einzelner Nationen oder Unternehmen müsse das System vor allem auf Wettbewerbsneutralität ausgerichtet sein. Dies sei "eine Ausfahrt aus einer nicht mehr funktionstauglichen Autobahn des Partikularinteressenstreits und das Eingangstor in eine steuerungsfähige globale ökosoziale Weltwirtschaft", kommentiert Peter Spiegel vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft die Ausführungen des Unternehmensberaters. Zervas' Vorschlag zur Global-Fair-Trade-Zertifizierung könnte tatsächlich einen Beitrag dazu leisten, dass die Welt ein klein wenig gerechter wird.

ANNE BOGDANSKI.

Georgios Zervas: "Global Fair Trade". Transparenz im Welthandel. Der Weg zum gerechten Wohlstand. Patmos Verlag, Düsseldorf 2008. 188 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Anne Bogdanski stimmt die Lektüre hoffnungsfroh. Die Vorschläge des Unternehmensberaters Georgios Zervas in Sachen Global-Fair-Trade hält sie zusammen mit dem Autor für aussichtsreich. Das Welthandelssystem auf Fairness zu trimmen, soziale und ökologische Standards und Kontrollmechanismen zu etablieren, scheint ihr ein Weg, die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich auf lange Sicht zu schließen. Weil Zervas dazu die Politik, die Wirtschaft, aber auch die Konsumenten zur Verantwortung ruft, möchte Bogdanski den Band nicht nur der Führungselite auf den Nachttisch legen, sondern auch all denjenigen, die den Welthandel besser verstehen wollen.

© Perlentaucher Medien GmbH