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Viele Volkswirtschaften sind mit dem rasanten Tempo der Globalisierung nicht fertig geworden. Einige wurden überfordert, andere verwundbarer und krisenanfälliger gemacht. Dazu beigetragen haben auch diverse Fehlentwicklungen der Globalisierung. Dies hat inzwischen zu einer derart massiven Kritik geführt, dass darüber die positiven Wirkungen der Globalisierung aus dem Blickfeld zu geraten drohen. Der vorliegende Band analysiert die Grundlagen der ökonomischen Globalisierung und die von ihr besonders betroffenen Nationen, Bereiche und Märkte. Überprüft wird die Stichhaltigkeit der gegen die…mehr

Produktbeschreibung
Viele Volkswirtschaften sind mit dem rasanten Tempo der Globalisierung nicht fertig geworden. Einige wurden überfordert, andere verwundbarer und krisenanfälliger gemacht. Dazu beigetragen haben auch diverse Fehlentwicklungen der Globalisierung. Dies hat inzwischen zu einer derart massiven Kritik geführt, dass darüber die positiven Wirkungen der Globalisierung aus dem Blickfeld zu geraten drohen.
Der vorliegende Band analysiert die Grundlagen der ökonomischen Globalisierung und die von ihr besonders betroffenen Nationen, Bereiche und Märkte. Überprüft wird die Stichhaltigkeit der gegen die Globalisierung vorgebrachten hauptsächlichen Kritikpunkte. Aus dem heterogenen und vielstimmigen Chor der Befürworter und Kritiker wird versucht, die wirklich maßgeblichen Auffassungen herauszufiltern. Dabei wird den Anliegen der Attac-NGO ein separates Kapitel gewidmet. Neben den internationalen Aspekten wird speziell für Deutschland das brennende Problem der Produktions- und Arbeitsplatzverlagerungen ins Ausland umfassend diskutiert. Vorgestellt wird ein neuer Ansatz zur Abschätzung der deutschen Job-Exporte.
Das Fazit: Deutschland hat die Globalisierungsfolgen für den Arbeitsmarkt nicht bewältigt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2006

Rund um den Globus
Die internationale Verflechtung in der ökonomischen Abwägung

Mode gibt's, Modeworte auch. Was seit jeher internationale Verflechtung hieß, nennt man heute Globalisierung. Begonnen hat sie als schlichter Freihandel. Daraus geworden ist eine erdumspannende ("globale") Vernetzung nahezu aller nationalen Produkt-, Faktor- und Finanzmärkte, die auch noch nicht abgeschlossen ist. Wanderten anfangs fast nur Rohstoffe und Fertigwaren, später noch Dienstleistungen über Ländergrenzen hinweg, sind es nun längst auch Vorleistungen, Kapital, Arbeitskräfte sowie technisches und anderes Wissen, die ausgetauscht werden. Mit dieser Arbeitsteilung durch immer mehr grenzüberschreitende Transaktionen ist unter den Staaten auch ein starker Standortwettbewerb entstanden.

Wie der Speyerer Ökonom Dieter Duwendag einleitend schreibt, ist dieses Globalisierungsgeschehen der vergangenen Jahrzehnte über rein ökonomische Effekte inzwischen weit hinausgegangen: Es zieht tiefe Spuren auch im gesellschaftlichen und politischen Leben. Viele Volkswirtschaften seien mit den Kräften der Globalisierung nicht fertig geworden, einige habe das rasante Tempo überfordert, andere seien verwundbarer und krisenanfälliger gemacht worden, und in manchen Bereichen habe die Globalisierung zu Fehlentwicklungen geführt. Darum sei die Globalisierung mit ihren Auswirkungen immer heftiger ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. In seinem Buch überprüft Duwendag diese Kritik auf ihre Stichhaltigkeit - begrenzt aber auf die ökonomische Globalisierung und einige ihrer zentralen Aspekte. Bei aller Kritik, vielen kontroversen Fragen und noch offenen Streitpunkten dürften auch die positiven Auswirkungen nicht aus dem Blick geraten, mahnt er; Politik und Medien zeichneten oft ein einseitiges oder verzerrtes Bild.

Duwendags Ausführungen beziehen sich auf die Globalisierungsphase 1985 bis 2003. Ihr Kernstück sind zum einen die drei zentralen Aspekte der Kritik auf internationaler Ebene: die Gewinner und Verlierer der Globalisierung, die "gravierenden" Defizite in Regelwerk und Politik von Welthandelsorganisation (WTO), Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank sowie die Krisenverstärkungsgefahr durch die Liberalisierung der Finanzmärkte. Zum anderen sind es die Verlagerungen von Produktionsstätten und Arbeitsplätzen ins Ausland. Anfangs erfährt der Leser etwas über Indikatoren und Epochen der Globalisierung, über ihre Triebkräfte und Schrittmacher sowie über globalisierungskritische Bewegungen wie Attac, Greenpeace und viele Nichtregierungsorganisationen (NGO) mit ihren Vorstellungen und Vorwürfen.

Einige der dann präsentierten Ergebnisse lauten: Die empirische Evidenz stützt vorerst die These, daß Teilnahme an der Globalisierung Wachstum und Wohlfahrt steigert. Die pauschale Kritik der Globalisierungsgegner geht bis auf weiteres an den empirischen Tatsachen vorbei, nicht aber die Kritik in konkreten Punkten. Es steht außer Frage, daß die Liberalisierung und Globalisierung der Finanzmärkte die Verwundbarkeit des internationalen Finanzsystems und auch die der nationalen Systeme erheblich verschärft hat. Angesichts der vielen ungeklärten Fragen und der erheblichen Zweifel an der Wirksamkeit ist eine "Tobin-Steuer" (auf Devisenumsätze) kein konstruktiver Baustein für die "Neue Globale Finanzarchitektur"; ihre Nachteile überwiegen klar, doch wird sie weiterhin ein Streitthema bleiben. Die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland und der steigende Import von Vorleistungen haben in Deutschland zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten geführt (von 1990 bis 2001 rund 1,1 Millionen). Diese Verluste sind (anders als in Amerika und England) nicht durch neugeschaffene Stellen in anderen deutschen Wirtschaftszweigen kompensiert worden. Deutschland hat die Folgen der Globalisierung nicht gemeistert. Aber ohne die Globalisierung wäre die Arbeitslosigkeit noch höher. Der positive Beitrag des globalen "Outsourcing" liegt gerade darin, daß es Schlimmeres verhindert hat.

Duwendag schreibt mit seinen meist kurzen Sätzen leserfreundlich. Die Sprache ist klar und angenehm nüchtern, die Darstellung abgewogen und sachlich, fern ideologisch motivierter Aufgeregtheit. Man liest das Buch mit informativem und argumentativem Gewinn. Aber es liegt wohl in der Natur der Menschen, daß das Buch alle, die ihren Arbeitsplatz als Globalisierungsfolge verloren haben, und alle, die fürchten, daß auch sie ihn verlieren werden, schwerlich überzeugen und trösten kann. Bei ihnen haben Globalisierungsgegner leichtes Spiel.

KLAUS PETER KRAUSE.

Dieter Duwendag: Globalisierung im Kreuzfeuer der Kritik. Gewinner und Verlierer - Globale Finanzmärkte - Supranationale Organisationen - Job-Exporte. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2006, 162 Seiten, 34 Euro.

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