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Was bedeutet im Kontext der Globalisierung das europäische Sozialmodell? Wie wirken sich ihre Erscheinungsformen auf die entstehende europäische Sozialstaatlichkeit aus? Der Band analysiert im ersten Abschnitt die sozialpolitischen Herausforderungen in der EU: Soziale Sicherungssysteme, Zuwanderung, Reformbedarfe der Bildungsinstitutionen, Gestaltungsansätze gegen Armut und Arbeitslosigkeit sowie neue Wege in der Familienpolitik. Über die Sachanalyse hinaus betrachten die Autoren die Rezeption von "Globalisierung" auf den Politikebenen der EU und die zentralen Akteure der…mehr

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Produktbeschreibung
Was bedeutet im Kontext der Globalisierung das europäische Sozialmodell? Wie wirken sich ihre Erscheinungsformen auf die entstehende europäische Sozialstaatlichkeit aus?
Der Band analysiert im ersten Abschnitt die sozialpolitischen Herausforderungen in der EU: Soziale Sicherungssysteme, Zuwanderung, Reformbedarfe der Bildungsinstitutionen, Gestaltungsansätze gegen Armut und Arbeitslosigkeit sowie neue Wege in der Familienpolitik. Über die Sachanalyse hinaus betrachten die Autoren die Rezeption von "Globalisierung" auf den Politikebenen der EU und die zentralen Akteure der Modernisierungsdebatte. Im zweiten Abschnitt hinterfragen sie die Chancen, durch Standardisierung im sozialen Bereich auf internationaler Ebene gerechtere Konkurrenzbedingungen zu schaffen: Kann dies dem europäischen Gesellschaftsmodell nützen und Modernisierungsprozesse begünstigen?
Das Buch wendet sich an Praktiker und Beobachter europäischer Politikprozesse aus Verwaltungen, Verbänden, Kirchen, Unternehmen, Wissenschaft und Publizistik. Es bietet eine große Bandbreite an Fakten und Ideen, die ein vertieftes Verständnis der sozialpolitischen Agenda unter dem Einfluss der Globalisierung vermitteln.
Die Herausgeber:
Christoph Linzbach, Unterabteilungsleiter in der Abteilung Familie, Wohlfahrtspflege und Bürgerschaftliches Engagement im BMFSFJ Uwe Lübking, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes Dr. Stephanie Scholz, Europareferentin beim Diakonischen Werk der EKD Dr. Bernd Schulte, Wissenschaftlicher Referent beim Max-Planck-Insitut für ausländisches und internationales Sozialrecht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2008

Umstrittene Globalisierung
Ein Sammelband erwähnt vor allem ihre Vorzüge

Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen die mit der Globalisierung einhergehenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen. Dabei wird die Frage nach den Auswirkungen auf das europäische Sozialmodell aufgeworfen. Allerdings geschieht dies weniger in globalisierungskritischer Absicht. Vielmehr betonen die Herausgeber, ohne negative Erscheinungsformen zu verschweigen, die positiven Effekte der Globalisierung: "Dieser Prozess hat in allen Teilen der Welt erhebliche Zuwächse an Einkommen, Qualifikationen und Lebensqualität erzeugt, was erst durch die sukzessive - und in ihrer Zielsetzung nicht abgeschlossene - Liberalisierung des Handels ermöglicht wurde. Gerade zahlreiche Länder Asiens, Lateinamerikas und Afrikas konnten durch Öffnung ihrer Märkte und Eingliederung in den Welthandel große Wohlfahrtsgewinne erzielen."

Das hat Rückwirkungen auf die reichen Industrieländer. Ob des demographischen und ökonomischen Wandels geraten deren Sozialsysteme unter Druck. So stellt sich in der Europäischen Union mancher die Frage: Kann die Etablierung internationaler sozialer Standards womöglich Abhilfe leisten? Stephanie Scholz, Bernd Schulte, Christoph Linzbach und Uwe Lübking bejahen dies. Sie verweisen auf die weitverbreitete Argumentation, wonach einheitliche Sozialstandards sowohl die heimische Wirtschaft vor unliebsamer ausländischer Konkurrenz schützen als auch in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen beitragen.

Dagegen äußern Norbert Berthold und Michael Neumann Zweifel an der Nützlichkeit internationaler Mindeststandards. Die beiden Volkswirte sprechen sich für eine großangelegte Bildungsoffensive aus und damit für eine Investition in Humankapital. "Davon hätten langfristig sowohl die ärmeren Länder als auch die Industriestaaten Europas Vorteile, wird doch mit wachsendem weltweitem Humankapital der produzierte Kuchen größer und die Handelsspezialisierung weiter zunehmen. Damit aber werden die Weltmarktpreise weiter fallen, und der europäische Konsument profitiert hiervon ebenfalls."

Auch Klaus Schrader erweist sich als entschiedener Befürworter einer stetigen Akkumulation von Humankapital, weil sich in Folge der Globalisierung die Anforderungen an die Arbeitnehmer verändert hätten. Gefragt seien heute, so der Mitarbeiter am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, gut ausgebildete, selbständige und flexible Beschäftigte.

Den im Zusammenhang mit der Forderung nach internationalen Sozialstandards als Sanktionsinstrument ins Spiel gebrachten Handelsbeschränkungen kann Schrader gar nichts abgewinnen. Protektionistische Maßnahmen würden gerade jenen schaden, denen angeblich geholfen werden sollte. Der Autor plädiert für den Freihandel, weil nur eine Öffnung der Märkte sichert, "Aufholprozesse in Gang zu setzen, welche die materiellen Grundlagen für eine Überwindung sozialer Missstände schaffen".

Und wie ist es um die Auswirkungen der Globalisierung auf die Arbeitsmärkte in der Europäischen Union bestellt? Diesem Komplex widmet sich Martin Schulte, der zu dem Ergebnis kommt, dass die nordeuropäischen Staaten die Herausforderung der Globalisierung besser bewältigen als die west- und südeuropäischen. Das zeigt sich beispielsweise an der niedrigeren Arbeitslosen- und der höheren Beschäftigungsquote in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern. Der Verfasser, der am Institut für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG) in Bonn tätig ist, führt dies auf anpassungsfähigere Arbeitsmärkte, ein höheres Qualifikationsniveau, geringere gesamtwirtschaftliche Regulierung, niedrigere Abgabenbelastung der Arbeitseinkommen sowie beschäftigungsfördernde Sicht- und Verhaltensweisen zurück.

Besonderes Interesse verdienen die Ausführungen von Heiner Keupp, die den Sammelband beschließen und einen Blick in die Zukunft werfen. Der Autor betont statt der "Fürsorge" in einem "Versorgungssystem" die Bedeutung der "Selbstsorge" und der Eigeninitiative. Während Erstere den Klienten quasi zu einem auf lebenslange Hilfe angewiesenen Objekt degradiert, ihn in eine passive Konsumentenhaltung zwingt, aktiviert Letztere in Form einer "Empowermentperspektive" die verborgenen Ressourcen und Potentiale des Einzelnen, der als Subjekt und in seiner Menschenwürde wahrgenommen wird. Dies bedeutet nicht zuletzt Hilfe zur Selbsthilfe, so dass der Grundsatz der Subsidiarität zum Tragen kommt. Keupp zielt mit "Empowerment" auf die "Gewinnung oder Wiedergewinnung von Kontrolle über die eigenen Lebensbedingungen". Insbesondere im bürgerschaftlichen Engagement sieht er ein ausbaufähiges "Empowermentpotential".

RALF ALTENHOF

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