Frontmatter -- Vorwort -- Gliederung -- Schaubildverzeichnis -- Abkürzungsverzeichnis -- 1. Einleitung: Globalisierung - veränderte Relevanz des Themas? -- 2. Almanach der Kritikpunkte an Globalisierung -- 3. Almanach der Reformvorschläge von Globalisierungskritikern -- 4. Synopse -- 5. Die Rolle der nationalen Wirtschaftspolitik in den Entwicklungs- und Schwellenländern -- 6. Literaturverzeichnis -- 7. Stichwortverzeichnis -- Backmatter
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2004Die Hintergründe der Kritik
Noch mehr Irrtümer
Juergen B. Donges/Kai Menzel/Philipp Paulus: Globalisierungskritik auf dem Prüfstand. Ein Almanach aus ökonomischer Sicht. Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 2003, 262 Seiten, 36 Euro.
Globalisierungskritiker argumentieren häufig aus dem gutmenschlichen Bauch heraus. Es ist eine ungeklärte Frage, ob, wer es in der Diskussion mit ihnen aufnehmen will, besser ebenfalls von vornherein emotional argumentieren soll - oder ob es zielführender ist, das Thema zunächst sachlich anzugehen, es sauber zu strukturieren, die Begrifflichkeiten zu klären und dann in falsifizierbaren Kategorien abzuwägen. Wissenschaftler neigen zu letzterem Verfahren und vergessen dabei mitunter, daß der Rezipient ihrer Ausführungen nicht zwangsläufig bereit ist, sich auf logische Stringenz einzulassen. Doch einen Versuch ist es wert, dürften sich die Kölner Ökonomen Juergen B. Donges, Kai Menzel und Philipp Paulus gedacht haben. In ihrem Buch, das aus einer Studie für das Bundesfinanzministerium hervorgegangen ist, greifen sie die herkömmlichen Kritikpunkte und Reformvorschläge der Globalisierungsgegner auf und sortieren sie, um sie dann systematisch im Detail abzuhandeln, in der Hoffnung, wenigstens einige der vielen Wissenslücken zu stopfen, die den Diskurs erschweren.
Zunächst widmen sie sich der "Fundamentalkritik", der grundsätzlichen Ablehnung eines marktwirtschaftlichen Systems auf globaler Ebene. Dann folgen vier Kapitel zum internationalen Handel, zu den Finanzmärkten, zur Umweltproblematik und zur Furcht vor dem Verlust nationaler Souveränität und vor mangelnder demokratischer Legitimation. Jedesmal werden einzelne Sorgen ernst genommen, profunde erörtert und letztlich nach aufgeklärter ökonomischer Analyse eben doch widerlegt: beispielsweise die gängigen Zweifel an den positiven Wachstumseffekten, die sich tatsächlich aus der Handelsliberalisierung ergeben, die Befürchtung einer wachsenden Ungleichheit, die Angst vor einer Aushöhlung von Sozialstandards in Industrieländern und vor einer Ausbeutung von Arbeitskräften in Entwicklungsländern. Auch die klassischen Reformforderungen werden akribisch durchdekliniert, von Kapitalverkehrskontrollen und Schuldenerlaß bis zu Tobin-Steuer und Sozialstandards.
Abschließend fügen die Autoren diesem wertvollen Nachschlagewerk für die Globalisierungsdiskussion noch ihre eigenen Grundsätze an, nach denen Industrieländer handeln sollten, um zu einer funktionierenden Ordnung in der Globalisierung beizutragen: rationale Wirtschaftspolitik zu Hause plus Marktöffnung nach außen. Es wäre so einfach.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Noch mehr Irrtümer
Juergen B. Donges/Kai Menzel/Philipp Paulus: Globalisierungskritik auf dem Prüfstand. Ein Almanach aus ökonomischer Sicht. Verlag Lucius & Lucius, Stuttgart 2003, 262 Seiten, 36 Euro.
Globalisierungskritiker argumentieren häufig aus dem gutmenschlichen Bauch heraus. Es ist eine ungeklärte Frage, ob, wer es in der Diskussion mit ihnen aufnehmen will, besser ebenfalls von vornherein emotional argumentieren soll - oder ob es zielführender ist, das Thema zunächst sachlich anzugehen, es sauber zu strukturieren, die Begrifflichkeiten zu klären und dann in falsifizierbaren Kategorien abzuwägen. Wissenschaftler neigen zu letzterem Verfahren und vergessen dabei mitunter, daß der Rezipient ihrer Ausführungen nicht zwangsläufig bereit ist, sich auf logische Stringenz einzulassen. Doch einen Versuch ist es wert, dürften sich die Kölner Ökonomen Juergen B. Donges, Kai Menzel und Philipp Paulus gedacht haben. In ihrem Buch, das aus einer Studie für das Bundesfinanzministerium hervorgegangen ist, greifen sie die herkömmlichen Kritikpunkte und Reformvorschläge der Globalisierungsgegner auf und sortieren sie, um sie dann systematisch im Detail abzuhandeln, in der Hoffnung, wenigstens einige der vielen Wissenslücken zu stopfen, die den Diskurs erschweren.
Zunächst widmen sie sich der "Fundamentalkritik", der grundsätzlichen Ablehnung eines marktwirtschaftlichen Systems auf globaler Ebene. Dann folgen vier Kapitel zum internationalen Handel, zu den Finanzmärkten, zur Umweltproblematik und zur Furcht vor dem Verlust nationaler Souveränität und vor mangelnder demokratischer Legitimation. Jedesmal werden einzelne Sorgen ernst genommen, profunde erörtert und letztlich nach aufgeklärter ökonomischer Analyse eben doch widerlegt: beispielsweise die gängigen Zweifel an den positiven Wachstumseffekten, die sich tatsächlich aus der Handelsliberalisierung ergeben, die Befürchtung einer wachsenden Ungleichheit, die Angst vor einer Aushöhlung von Sozialstandards in Industrieländern und vor einer Ausbeutung von Arbeitskräften in Entwicklungsländern. Auch die klassischen Reformforderungen werden akribisch durchdekliniert, von Kapitalverkehrskontrollen und Schuldenerlaß bis zu Tobin-Steuer und Sozialstandards.
Abschließend fügen die Autoren diesem wertvollen Nachschlagewerk für die Globalisierungsdiskussion noch ihre eigenen Grundsätze an, nach denen Industrieländer handeln sollten, um zu einer funktionierenden Ordnung in der Globalisierung beizutragen: rationale Wirtschaftspolitik zu Hause plus Marktöffnung nach außen. Es wäre so einfach.
KAREN HORN
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Recht angetan zeigt sich Rezensent Christian Winiker von diesen Band von Jürgen B. Donges, Kai Menzel und Philipp Paulus, der sich kritisch mit der Globalisierungskritik auseinandersetzt. Wie Winiker berichtet, zeigen die Autoren unter anderem auf, dass die realen ökonomischen Zusammenhänge weitaus komplexer sind, als von vielen Kritikern angenommen, dass monokausale Erklärungen oft zu kurz greifen, und dass die Thesen der Globalisierungskritik häufig nicht auf objektiven Daten und verlässlichen Quellen fußen. Allerdings hebt Winiker auch hervor, dass die Autoren mit den Kritikern in einer Reihe von Punkten durchaus überein stimmen. Überzeugend findet er den didaktisch geschickten Aufbau des Buches: Nach einer Einführung behandelt es zunächst Kritikpunkte an der Globalisierung, würdigt dann Reformvorschläge der Kritiker zu diesen Punkten, um im Synopsekapital einen Überblick über die behandelte Kritik, die politökonomische Dimension der Debatte zu geben und alternative Konzepte anzubieten. Das Resümee des Rezensenten: für Befürworter wie Kritiker der Globalisierung gleichermaßen empfehlenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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