Interventionen sind das Wundermittel unserer Zeit. Schnell rein, eingreifen, schnell raus. Große Wirkung mit wenig Aufwand. Im Krieg, in der Kunst, in der Stadtentwicklung, im therapeutischen Bereich. Doch hält die Intervention, was sie verspricht? Ist sie so wirkmächtig, wie ihr Mythos besagt? Das Glossar der Interventionen ist der Versuch, sich dem Wesen der Intervention in der Auseinandersetzung mit seiner begrifflichen Verwendung zu nähern. Denn der Begriff der Intervention, der vor allem im Völkerrecht, in der Politik und der Wirtschaft Verwendung fand, wird mittlerweile mit großer Selbstverständlichkeit in der Kunst, Architektur und Stadtplanung gebraucht. Und jedes Mal wird etwas Unterschiedliches, aber eben doch miteinander Verwandtes gemeint.Das Besondere ist dabei, und dies betrifft fast alle Disziplinen, dass sich der Begriff der Intervention durch eine mehrfache Ambivalenz auszeichnet: er ist nicht nur überverwendet, sondern auch unterbestimmt, aber gleichzeitig, je nach Verwendungskontext, ein extrem negativ besetzter Begriff, ein mit hohen Erwartungen aufgeladenes Versprechen oder auch nur eine leere Worthülse. Diese Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und sie kann auch nicht die eingangs gestellte Frage beantworten. Sie spiegelt vielmehr eine Suchbewegung wider und soll dazu anregen, über das Wesen des Intervenierens nach zudenken.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungSchneller Eingriff
Der Berliner Merve Verlag hat sich noch nie davor gescheut, seinen Lesern mit ungewöhnlichen Texten Kopfzerbrechen zu bereiten. Das Büchlein "Glossar der Interventionen" erfordert allerdings nicht allein auf intellektueller Ebene besondere Anstrengungen: Der beinahe seitensprengende Textsatz genügt schon rein optisch höchsten Ansprüchen der Unlesbarkeit. Aber auch hier gilt: Durchhalten lohnt sich. Eine Forschungsgruppe an der Hochschule für bildende Künste Hamburg hat dem Begriff "Intervention" nachgespürt, der "nicht nur überverwendet, sondern auch unterbestimmt" und "je nach Verwendungskontext ein extrem negativ besetzter Begriff, ein mit hohen Erwartungen aufgeladenes Versprechen oder auch nur eine leere Worthülse" sei. Herausgekommen ist ein Glossar, das von "aktivistische Intervention" bis "Zufallsintervention" eine ausführliche und interdisziplinäre Übersicht bietet. Die Darstellung enthält sich weitgehend wertender Stellungnahmen. So kann man sich etwa auch ein Bild von dem amerikanischen Reality-TV-Format "Intervention. Auf Entzug: Zurück ins Leben" machen, in dem Drogenabhängige publikumswirksam bekehrt werden. Durch seine Einreihung in die lange Liste verschiedener Verwendungen von "Intervention" wird bereits klar, wie schnell der Terminus mittlerweile zur Hand ist. Das Glossar ist ein guter Leitfaden, diese Tendenz näher in Augenschein zu nehmen. (Christian Hiller u.a.: "Glossar der Interventionen". Merve Verlag, Berlin 2012. 232 S., br., 17,- [Euro].) reus
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Der Berliner Merve Verlag hat sich noch nie davor gescheut, seinen Lesern mit ungewöhnlichen Texten Kopfzerbrechen zu bereiten. Das Büchlein "Glossar der Interventionen" erfordert allerdings nicht allein auf intellektueller Ebene besondere Anstrengungen: Der beinahe seitensprengende Textsatz genügt schon rein optisch höchsten Ansprüchen der Unlesbarkeit. Aber auch hier gilt: Durchhalten lohnt sich. Eine Forschungsgruppe an der Hochschule für bildende Künste Hamburg hat dem Begriff "Intervention" nachgespürt, der "nicht nur überverwendet, sondern auch unterbestimmt" und "je nach Verwendungskontext ein extrem negativ besetzter Begriff, ein mit hohen Erwartungen aufgeladenes Versprechen oder auch nur eine leere Worthülse" sei. Herausgekommen ist ein Glossar, das von "aktivistische Intervention" bis "Zufallsintervention" eine ausführliche und interdisziplinäre Übersicht bietet. Die Darstellung enthält sich weitgehend wertender Stellungnahmen. So kann man sich etwa auch ein Bild von dem amerikanischen Reality-TV-Format "Intervention. Auf Entzug: Zurück ins Leben" machen, in dem Drogenabhängige publikumswirksam bekehrt werden. Durch seine Einreihung in die lange Liste verschiedener Verwendungen von "Intervention" wird bereits klar, wie schnell der Terminus mittlerweile zur Hand ist. Das Glossar ist ein guter Leitfaden, diese Tendenz näher in Augenschein zu nehmen. (Christian Hiller u.a.: "Glossar der Interventionen". Merve Verlag, Berlin 2012. 232 S., br., 17,- [Euro].) reus
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