Die klassische Embryologie beschreibt die Entstehung und Änderung von Formen und Strukturen im Verlauf der Entwicklung eines Organismus. Sie richtet damit ihr Hauptaugenmerk auf die Morphogenese. Die Prozesse der Formentste hung und des Formwandels haben aber auch einen stoffwechselmäßigen Aspekt. Mit den Methoden der Histochemie lassen sich durch den Nachweis von Stoffen (Substrate, Enzyme, Produkte) und deren Zuordnung zu morphologischen Ele menten gewisse Einblicke in die örtliche und zeitliche Stoffwechselsituation im embryonalen Organismus gewinnen. Auf diese Weise kann die überwiegend statische Betrachtungsweise der beschreibenden Embryologie in funktioneller Richtung erweitert werden. Erste Versuche, chemisch definierte Substanzen auch im embryonalen Orga nismus zu lokalisieren, sind früh unternommen worden; so konnte beispielsweise mit der Jodmethode Glykogen in verschiedenen embryonalen Geweben nachge wiesen werden (BERNARD, 1859, u. a. ). Doch blieben solche Untersuchungen wegen der ungenügenden technischen Möglichkeiten lange Zeit problematisch und die Ergebnisse unbefriedigend. Erst in neuerer Zeit wurden die Methoden entwickelt, die zu der bemerkenswerten Entfaltung der heutigen histochemischen Forschung geführt haben. Doch ist die moderne Histochemie im Gegensatz zu ihrer An wendung auf Gewebe erwachsener Organismen in der Embryologie wegen vieler damit verbundener Schwierigkeiten (spezielle Methodik, Untersuchungsmaterial, technischer Aufwand) erst in relativ geringem Umfang eingesetzt worden. Doch können gerade durch die Anwendung histochemischer Methoden auf das prä-und postnatale Entwicklungsgeschehen - über die morphologische Deskription hin aus - wertvolle Einblicke auch in die Funktionsentwicklung gewonnen werden. 11.
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