Er ist in Japan geboren, in Japan aufgewachsen, trägt einen japanischen Namen, spricht Japanisch wie ein Japaner. Aber er hat die nordkoreanische Staatsbürgerschaft. Er ist Ausländer. Und die japanische Gesellschaft lässt ihn das spüren, Tag für Tag: Schüler, Lehrer, die Umwelt, die Obrigkeit. Doch Sugihara weiß sich zu wehren: Trainiert von seinem Vater, einem ehemaligen Boxprofi, lässt er bei jeder Gelegenheit die Fäuste fliegen.
Nachdem Sugiharas Eltern die südkoreanische Staatsangehörigkeit angenommen haben, um nach Hawaii reisen zu können, beschließt ihr Sohn, jetzt ebenfalls Südkoreaner und in der Minderheitenschule, die er besucht, als "Verräter" gebrandmarkt, auf eine öffentliche japanische Oberschule zu wechseln. Dort verliebt er sich in das Mädchen Sakurai. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Sugihara erzählt seiner Freundin erst nichts von seiner koreanischen Abstammung, doch als sie in einem Hotel ihre erste Nacht verbringen wollen, gesteht erihr seine Identität. Er will keine Geheinmnisse vor ihr haben. Sakurai ist enttäuscht und aufgebracht, denn sie ist von ihrem Vater dazu erzogen worden, Koreaner und Chinesen als minderwertig anzusehen ...
Nachdem Sugiharas Eltern die südkoreanische Staatsangehörigkeit angenommen haben, um nach Hawaii reisen zu können, beschließt ihr Sohn, jetzt ebenfalls Südkoreaner und in der Minderheitenschule, die er besucht, als "Verräter" gebrandmarkt, auf eine öffentliche japanische Oberschule zu wechseln. Dort verliebt er sich in das Mädchen Sakurai. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Sugihara erzählt seiner Freundin erst nichts von seiner koreanischen Abstammung, doch als sie in einem Hotel ihre erste Nacht verbringen wollen, gesteht erihr seine Identität. Er will keine Geheinmnisse vor ihr haben. Sakurai ist enttäuscht und aufgebracht, denn sie ist von ihrem Vater dazu erzogen worden, Koreaner und Chinesen als minderwertig anzusehen ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.10.2011Romeo aus Tokio
Es ist die alte, bekannte und doch immer wieder gern gelesene Coming-of-Age-Geschichte des Underdogs, des Ausgegrenzten, der sich in das schönste Mädchen des Ortes verliebt. In diesem Fall ist der Romeo ein junger Japaner, für seine Umgebung aber nicht so ganz, denn er gilt, obwohl geboren und aufgewachsen in Japan, als "in Japan lebender Koreaner": ein "Zainichi-Koreaner". Damit aber hat sich die Identitätsverwirrung noch nicht, denn Sugiharas Vater, ein Exboxer, musste sich nach dem Krieg, in dem er - aus der koreanischen Kolonie stammend - noch als Japaner galt, für eine der beiden koreanischen Staatsbürgerschaften entscheiden und nahm zunächst die nordkoreanische an, wechselte aber schließlich zur südkoreanischen. Mit vierzehn Jahren ist der Held also plötzlich Exil-Südkoreaner, was ihm anerkennungstechnisch nichts bringt. Sugihara nimmt die absurde Situation, wie sie ist: "Ich lebte einfach in einer Welt, in der es keine Wahl gab." Er perfektioniert stattdessen seine Schlagfertigkeit, ganz konkret. Aus den Schulkämpfen geht er stets als Sieger hervor. Nur eine Schlacht kann er nicht gewinnen: Sakurai, die Angebetete, die ihm bezaubernd wie Jean Seberg erscheint, wendet sich von ihm ab, kaum dass er ihr während der ersten Nacht seine Herkunft gebeichtet hat: "Mein Vater sagt, Koreaner und Chinesen hätten unreines Blut." Sugihara will nicht glauben, tatsächlich in Shakespeares Tragödie gelandet zu sein. Das rasante, stilsichere, in Japan mit einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnete Debüt verhandelt ein heikles Thema so leichthändig und optimistisch, dass es Schullektüre werden sollte. (Kazuki Kaneshiro: "Go!" Roman. Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Cass Verlag, Löhne 2011. 208 S., geb., 17,80 [Euro].)
oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es ist die alte, bekannte und doch immer wieder gern gelesene Coming-of-Age-Geschichte des Underdogs, des Ausgegrenzten, der sich in das schönste Mädchen des Ortes verliebt. In diesem Fall ist der Romeo ein junger Japaner, für seine Umgebung aber nicht so ganz, denn er gilt, obwohl geboren und aufgewachsen in Japan, als "in Japan lebender Koreaner": ein "Zainichi-Koreaner". Damit aber hat sich die Identitätsverwirrung noch nicht, denn Sugiharas Vater, ein Exboxer, musste sich nach dem Krieg, in dem er - aus der koreanischen Kolonie stammend - noch als Japaner galt, für eine der beiden koreanischen Staatsbürgerschaften entscheiden und nahm zunächst die nordkoreanische an, wechselte aber schließlich zur südkoreanischen. Mit vierzehn Jahren ist der Held also plötzlich Exil-Südkoreaner, was ihm anerkennungstechnisch nichts bringt. Sugihara nimmt die absurde Situation, wie sie ist: "Ich lebte einfach in einer Welt, in der es keine Wahl gab." Er perfektioniert stattdessen seine Schlagfertigkeit, ganz konkret. Aus den Schulkämpfen geht er stets als Sieger hervor. Nur eine Schlacht kann er nicht gewinnen: Sakurai, die Angebetete, die ihm bezaubernd wie Jean Seberg erscheint, wendet sich von ihm ab, kaum dass er ihr während der ersten Nacht seine Herkunft gebeichtet hat: "Mein Vater sagt, Koreaner und Chinesen hätten unreines Blut." Sugihara will nicht glauben, tatsächlich in Shakespeares Tragödie gelandet zu sein. Das rasante, stilsichere, in Japan mit einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnete Debüt verhandelt ein heikles Thema so leichthändig und optimistisch, dass es Schullektüre werden sollte. (Kazuki Kaneshiro: "Go!" Roman. Aus dem Japanischen von Nora Bierich. Cass Verlag, Löhne 2011. 208 S., geb., 17,80 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sehr gefesselt ist Ludger Lütkehaus von Kazuki Kaneshiros Romandebüt, der ihn bei allem Ernst seines Sujets mit sarkastischem Witz erfreut. Der koreanisch-japanische Autor hat sich in seinem Erstling, der, wie uns der Rezensent informiert, sogleich einen wichtigen japanischen Literaturpreis erhielt, ein schwieriges Thema ausgesucht: Der vierzehnjährige Sugihara leidet, obwohl in Japan geboren und aufgewachsen, als Sohn koreanischer Eltern unter Diskriminierung und Ausgrenzung. Seine Liebe zu einem japanischen Mädchen zerbricht beinahe durch Vorurteile und übernommene Ideologien, erklärt uns Lütkehaus. Was leicht zum Manifest "diskriminierungskritischen "Gutmenschentums"" hätte mutieren können, findet der erleichterte Rezensent dann streckenweise richtig witzig, und er kann sich auch am glücklichen Ende der jede Menge tragisches Potential enthaltenden Geschichte erfreuen. Und so kommt auch Lütkehaus zu dem Urteil, dass Kaneshiro mit diesem Roman den Naoki-Preis absolut "verdient hat".
© Perlentaucher Medien GmbH
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