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Johann Wolfgang von Goethe ist schon in vielerlei Licht betrachtet worden: als Dichterfürst und Staatsdiener, als Naturwissenschaftler und Kunsttheoretiker - nur eine Rolle wird dabei meist ausgespart: die des aktiven Theatermannes. Dabei hat sich Goethe mit viel Eifer und Mühe mehrere Jahrzehnte lang als Intendant des Weimarer Theaters dieser Aufgabe gewidmet und beträchtliche Erfolge mit und auch auf »seiner« Bühne gefeiert.
Von Kämpfen mit Schauspielern (und vor allem mit Schauspielerinnen!), von der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller, die zur Freundschaft zwischen den so
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Produktbeschreibung
Johann Wolfgang von Goethe ist schon in vielerlei Licht betrachtet worden: als Dichterfürst und Staatsdiener, als Naturwissenschaftler und Kunsttheoretiker - nur eine Rolle wird dabei meist ausgespart: die des aktiven Theatermannes. Dabei hat sich Goethe mit viel Eifer und Mühe mehrere Jahrzehnte lang als Intendant des Weimarer Theaters dieser Aufgabe gewidmet und beträchtliche Erfolge mit und auch auf »seiner« Bühne gefeiert.

Von Kämpfen mit Schauspielern (und vor allem mit Schauspielerinnen!), von der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller, die zur Freundschaft zwischen den so unterschiedlichen Charakteren führte, vom Einfluß des Hofs und des Bürgertums, vom Neid der Kollegen und Hilfe eines Ifflands - hiervon, und von etlichem anderen berichtet Dietrich Fischer-Dieskau in seinem spannend zu lesenden Buch. Gerade die profunden musikalischen Kenntnisse des berühmten Sängers Fischer-Dieskau sorgen für einen ganz neuen Blick auf Goethes Schaffen, auf seine Bemühungen um das Libretto im speziellen und die deutsche Oper im allgemeinen. Portraits wichtiger Personen und Abbildungen von Theateraufführungen runden diesen besonderen Premium-Band ab.
Autorenporträt
Fischer-Dieskau, Dietrich
Prof. Dr. hc. Dietrich Fischer-Dieskau wurde am 28. Mai 1925 in Berlin geboren. Sein besonderes musikalisches Talent wurde schon in der Kindheit entdeckt und gefördert. In den fünfziger Jahren begann Fischer-Dieskau eine beispiellose Bariton-Karriere, die ihn zu einem weltbekannten Künstler machte. 1993 stellte er seine öffentliche Konzerttätigkeit ein, um seither als Dirigent, Regisseur, Lehrer und Buchautor und nicht zuletzt als Maler unermüdlich weiterzuwirken. Dietrich Fischer-Dieskau verstarb 2012.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2007

Man lache nicht
Dietrich Fischer-Dieskau beleuchtet Goethes theatralische Sendung

Im Januar 1910 entdeckt Gustav Billeter in Zürich Goethes fragmentarische Urform von "Wilhelm Meisters Lehrjahren", den 1777 begonnenen Entwurf mit dem Titel "Wilhelm Meisters theatralische Sendung". Es ist jener unabgeschlossene Theaterroman, der bereits den Kosmos aller Aspekte, Formen und Probleme des Theaters der Goethezeit enthält. Und der zugleich antizipiert, wie Goethe der fehlenden nationalen Einheit nachhelfen wollte: durch ästhetische Erziehung in Gestalt eines Nationaltheaters. 1825, achtundvierzig Jahre nach dem Entwurf dieses ehrgeizigen Dokuments seiner theatralischen Sendung protokolliert, Eckermann Goethes denkwürdiges Fazit: "Ich hatte wirklich einmal den Wahn, als sei es möglich, ein Deutsches Theater zu bilden . . . allein es regte sich nicht und rührte sich nicht und blieb alles wie zuvor."

Es hat sich seit Ludwig Tiecks Negativ-Urteil von 1828 über Goethes Schauspielarbeit in Weimar lange nichts mehr geregt und gerührt an Versuchen einer detaillierten Würdigung dieses Goetheschen Wahns, ein Deutsches Theater zu bilden.

Zum 175. Todesjahr Goethes haben sich nunmehr zwei engagierte Goethe-Liebhaber dieses Themas angenommen. Der Politologe Ekkehart Krippendorff hat nicht nur alle wichtigen theaterbezogenen Schriften und Reden Goethes neu ediert; er plädiert auch für eine erneute Beschäftigung mit den Ergebnissen der Goetheschen Theaterdirektion - ein dringliches Desiderat, das nun erfüllt wird von einem der größten musikalischen Goethe-Interpreten des zwanzigsten Jahrhunderts, Dietrich Fischer-Dieskau. Dessen eigenen Monographien über die Goethe-Liederkomponisten von Carl Friedrich Zelter bis Hugo Wolf ergänzt er mit dieser umfangreichen Intendanten-Biographie Goethes um ein reiches Kompendium der praktischen Arbeit Goethes als Theaterdirektor in der Zeit von 1791 bis zum April 1827. Und es ist jene längste und intensivste Amtszeit Goethes überhaupt, über die immerhin behauptet worden ist, sie sei "in Rang und Wirkung nur der eigenen Dichtung nachgeordnet" (Gero von Wilpert).

Eine Behauptung, die jedenfalls zu einer Neubewertung der Goetheschen Theaterpraxis einlädt und für deren Richtigkeit sich bei Fischer-Dieskau zahlreiche Indizien finden lassen. Es ist vor allem das Verdienst dieser seit Jahrzehnten materialreichsten Darstellung, dass Fischer-Dieskau immer wieder den Blick lenkt auf Goethes Bemühen um das Musiktheater. Nicht zufällig zählt bereits 1794 Weimar zu jenen ersten Bühnen, auf denen Mozarts "Zauberflöte" außerhalb Wiens gegeben wird. In Goethes Hoftheater wird allerdings auch überraschend substantiell eingegriffen in das Libretto. Es gilt, die Oper repertoirefähig zu machen. Goethe favorisiert daher kurzerhand eine dreiaktige Fassung und lässt Schikaneders Freimaurer-Text in eine Familiensaga Sarastros transformieren, in welcher der Untergang seiner Schwägerin (die Königin der Nacht!) konzilianterweise entfällt. Diesen Untergang holt Goethe dann jedoch nach in seinem eigenen Fortsetzungs-Fragment zur "Zauberflöte": "Der Zauberflöte II. Teil."

Diese Eskapaden schildert Fischer-Dieskau besonders eindringlich. Hierzu gehören jene minutiösen Regieanweisungen Goethes, die inzwischen, Anfang dieses Jahres, aus Privatbesitz dem Landesmusikarchiv in Weimar übergeben wurden, darunter Goethes Hinweise zur Ausstattung jenes Drachens, der publikumswirksam in Weimar die Schlange zu Beginn der Zauberflöte zu ersetzen hatte: "Daß der Drache hinten eine Art von Schwanz bekomme, damit er besser aussehe".

Auch dass Goethe als detailversessener Opernintendant ähnliche Sorgfalt dem Theater zukommen lässt, wird von Fischer-Dieskau ausführlich erörtert. So etwa die Schilderung der Goetheschen Pläne zur Erweiterung des alten (ständisch orientierten) Zuschauerraums, der 1798 zum Rangtheater mit demokratischer Sitzordnung mutiert und seine Premiere mit "Wallensteins Lager" von Schiller feiert. Fischer-Dieskau gewährt zugleich überraschende Einblicke in die Innenwelt der Außenwelt dieses neuen Theaters, das unter Goethes Ägide den Rang eines vorbildlichen Sprechtheaters auf höchstem Niveau erreicht; dies verbunden mit einer entschiedenen Förderung der ästhetischen Urteilskraft des Publikums.

Fischer-Dieskau verschweigt auch nicht den erstaunlichen Rigorismus, den Goethe hierbei an den Tag legt: "Wie jetzt meist, sitzt Goethe dann bei der Vorstellung in ausverkauftem Theater auf einem erhöhten Sessel mitten im Parkett, um im Notfall sowohl das Publikum als auch die Bühne zu beeinflussen." Um dann auch tatsächlich - im Fall der Aufführung des "Ion" von Euripides in der Bearbeitung August Wilhelm Schlegels - dem unbotmäßigen Publikum entgegenzudonnern: "Man lache nicht!" Ein Machtwort, das in Weimar nach 1827 von Kennern schmerzlich vermisst wird. Man hatte erfolgreich Goethes Bitte um Entlassung provoziert; gegen sein Verbot war ein dressierter Hund auf der Bühne erschienen.

Mit Goethes Rücktritt fiel denn auch das Weimarer Theater rasch wieder zurück auf das Niveau provinzieller Mittelmäßigkeit. Geblieben ist gleichwohl Goethes Einsicht: "Nichts ist trauriger als der Schlendrian . . . aber auf dem Theater ist es das Allerschlimmste, weil hier augenblickliche Wirkung verlangt wird."

MANFRED OSTEN

Dietrich Fischer-Dieskau: "Goethe als Intendant". Theaterleidenschaften im klassischen Weimar. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006. 464 S., 20 Abb., br., 15,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überaus gelungen findet Dieter Borchmeyer diese Monografie des Theatermannes Goethes, die Dietrich Fischer-Dieskau vorgelegt hat. Die Arbeit des Sängers bietet seines Wissens die "umfassendste Darstellung" von Goethes Theaterleben seit vielen Jahrzehnten. Borchmeyer unterstreicht den Ansatz Fischer-Dieskaus, der nicht den Anspruch erhebe, neue Quellen entdeckt oder im eigentlichen Sinne geforscht zu haben, auch wenn er die entsprechende Forschungsliteratur hervorragend kenne. Das Interesse des Autors scheint Borchmeyer "weniger ein analytisches als ein narratives." Entstanden ist so eine "große Erzählung". Besonders hebt er Fischer-Dieskaus Interesse an Goethes musiktheatralischen Ambitionen und seine Mozart-Affinität hervor. Dabei räume er auch das Vorurteil aus, Goethe habe nicht allzu viel von Musik verstanden.

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