So vielseitig Goethes Tätigkeiten und Entwürfe, Äußerungsformen und Themen auch sein mögen, so sind sie doch in vielfältiger Weise miteinander verknüpft. Sein Werk ist ein vollkommenes Beispiel dafür, dass nichts zutage tritt, was nicht bereits angelegt gewesen war, dass immer alles schon da ist, dass sich das Noch mit dem Schon, das Gegenwärtige mit dem Künftigen vereinigt. Die Beziehungsdichte stellt sich bei genauerer Betrachtung immer umfassender dar. Zwingender als der Nachweis der Stufenfolge von Dichten und Denken Goethes, der im Zentrum zahlreicher Studien steht, scheint aber die Konzentration auf das Zugleich, die "Dauer im Wechsel", denn nur dadurch werden Spannbreite und Vielbezüglichkeiten sichtbar. Denn dies ist vielleicht das Erstaunlichste an Goethe: dass dieser Proteus über alle Epochen hinweg im Grunde derselbe bleibt, dass alle Wandlungen seine Beständigkeit offenbaren, alle Widersprüche zuletzt die Einheit beglaubigen, die der Umsichtige immer neu entdeckt.