Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: "Ich bin nicht zum tragischen Dichter geboren, da meine Natur konziliant ist" - so formuliert Goethe am 31. Oktober 1831 gegenüber Zelter seine Einstellung zum "Meisterstück der Dichtung", dem Drama. Zuvor hatte er schon einmal geäußert, jeder Versuch, eine "wahre Tragödie" abzufassen, komme gar einer Selbstzerstörung gleich. So ist sein Faust auch daseinzige Werk, das von ihm als Tragödie gekennzeichnet ist. Dennoch ist so manches Spielstück, vom übrigen Werk einmal ganz abgesehen, durchaus tragisch, auch wenn die Vorstellungen über die Klassifizierung oft auseinandergehen: man denke etwa an Clavigo, Egmont, Torquato Tasso. Und eine Instanz wie Schiller attestierte schon am 12. Dezember 1797 allen seinen Dichtungen "die ganze tragische Gewalt und Tiefe, wie sie zu einem vollkommenen Trauerspiel hinreichen würde".An weiteren Äußerungen des Meisters bezüglich seiner theoretischen Betrachtungsweise mangelt es nicht; seine produktionsästhetischen Reflexionen sind zwar seltener, aber keineswegs unerheblich. Insofern kann vielleicht als neuerlicher Versuch, Goethes dramatische Dichtungen zu beleuchten, die Perspektive des theoretisch-praktischen Vergleichs eingenommen werden. Wie lassen sich die eloquenten Forderungen nach Dichtkunst, Ästhetik und Wahrheit interpretieren, besonders im Hinblick auf ihre praktische Verwirklichung? Wie wirkt die Kritik und Aufnahme vergangener sowie aktueller Theorie und Praxis auf den Schaffensprozess ein?Will man diese Fragen zufriedenstellend beantworten, ist keineswegs geraten, die Aussagen durchweg auf ihre praktische Applizierung herunter zu biegen. Vielmehr sollten bei der Betrachtung von Entwicklungslinien Geniestreiche und Irrwege gleichermaßen beachtet werden, auch wenn sie sich bei der Analyse manchmal als störrisch erweisen. Nur wenn manaus diesem Spannungsfeld den Konsens erarbeitet, ergibt sich das geniale Substrat, welches ästhetischen und theoretischen Anspruch verbindet: Goethes "organisch gewachsene Einheit", sein "harmonisches Ganzes in der Mannigfaltigkeit, die das Einzelne bruchlos bindet".
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