Goethes naturwissenschaftliche Schriften wurden oft vernachlässigt oder voreilig aktualisiert, aber kaum im Kontext ihrer Zeit wahrgenommen. Diese Studie beseitigt Mißverständnisse und vermittelt einen spannenden Einblick in die Projekte einer zu Unrecht vergessenen Wissenschaftsepoche. Sie untersucht Goethes Anteil an einem Naturmodell, dessen Wirksamkeit von Aristoteles über Leibniz bis zu Darwin reichte. Es verbindet den Menschen mit den Tieren, Pflanzen und Steinen, aber auch mit den Bewohnern höherer Welten. Popularisiert wurde der Glaube an diese Scala Naturae im 18. Jahrhundert durch Ch. Bonnet und J. G. Herder. Goethe begegnete ihr bereits in der alchimistischen Lektüre seiner Jugendzeit. Mit der Entwicklung seines Begriffs der Morphologie trat Goethe später jedoch in kritische Distanz zu diesem Naturmodell.