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Jeder Mensch schafft sich Vorbilder, Heilige, Götter - und Widersacher. Wehe nur, wenn sie sich selbständig machen und das Regiment übernehmen. R. R., eine junge Frau Mitte der sechziger Jahre in Westberlin, wird eines Tages von Stimmen heimgesucht, die sie aus der Bahn werfen. Wie in einer Art Geisteskrankheit hört sie »ihre Götter« Tag und Nacht sprechen, hört sie streiten, räsonieren, lachen, sie auslachen; sie kann sich nicht vor ihnen retten. Damit gerät sie in eine kaum erträgliche Isolation. Erst allmählich merkt sie, dass es in den Gesprächen und Monologen um ihre eigenen…mehr

Produktbeschreibung
Jeder Mensch schafft sich Vorbilder, Heilige, Götter - und Widersacher. Wehe nur, wenn sie sich selbständig machen und das Regiment übernehmen.
R. R., eine junge Frau Mitte der sechziger Jahre in Westberlin, wird eines Tages von Stimmen heimgesucht, die sie aus der Bahn werfen. Wie in einer Art Geisteskrankheit hört sie »ihre Götter« Tag und Nacht sprechen, hört sie streiten, räsonieren, lachen, sie auslachen; sie kann sich nicht vor ihnen retten.
Damit gerät sie in eine kaum erträgliche Isolation.
Erst allmählich merkt sie, dass es in den Gesprächen und Monologen um ihre eigenen Befindlichkeiten zu gehen scheint: wenn zum Beispiel John Lennon und Emily Bronte über Einsamkeit sprechen und wie man sie aushält. Wenn Virginia Woolf und Robert Walser sich gegenseitig ihre »Verrücktheiten« vorrechnen. Wenn Dylan Thomas die Unfruchtbarkeit der heutigen Dichter verflucht (so dass die Geschichten sich von selbst werden fortpflanzen müssen). Und wenn Marilyn Monroe und Che Guevara um »wirkliches Leben« streiten.
Dabei fallen dieses Gespräche im Himmel der Literatur wesentlich schärfer, böser, doch auch leidenschaftlicher aus als die altbekannten des Lukian, und R. R. begreift, dass es nicht darauf ankommt, »sich von den Göttern retten oder unterhalten zu lassen, sondern sie weiterzudenken«.
Autorenporträt
Reinshagen, GerlindGerlind Reinshagen wurde am 4. Mai 1926 in Königsberg geboren. Nach ihrem Abitur in Halberstadt und einer anschließenden Apothekerlehre studierte sie von 1946 bis 1949 Pharmazie in Braunschweig. 1953 begann sie ein Studium an der Hochschule der Künste in Berlin, das sie 1956 beendete. Seitdem war sie freie Schriftstellerin und veröffentlichte zahlreiche Romane, Theaterstücke und Hörspiele. Zuletzt lebte sie in Berlin und war Mitglied des PEN-Zentrums und der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste. Gerlind Reinshagen ist am 8. Juni 2019 in Berlin verstorben.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Im letzten Absatz seiner Rezension verrät Ludwig Harig, wie es zu dem Titel des Reinshagen-Buchs gekommen ist: eine Anspielung auf Lukians "Göttergespräche", die von der Autorin in verwandelter Form weitergeführt würden. Auch Reinshagen hält Zwiesprache mit den Göttern, sagt Harich, nämlich den selbsternannten Göttern und Idolen der 68er Generation, die sich teilweise als falsche Götter erwiesen haben. Die dialogische Götterspeisung ist Teil des Genesungsprozesses einer jungen Frau, die wieder zu sich und aus dem Westberliner Intellektuellenmilieu der 70er Jahre heraus finden muss. Der Rezensent schwärmt von der eleganten und sinnlichen Sprache der Autorin, der es in diesem Roman gelungen sei, "eine Poetik des Redens über das Reden" zu kreieren.

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