Spannend und mitreißend erzählt, wie Frauen damals ihre Träume verfolgt
Manchmal, wenn ich historische Romane aus Zeiten lese, als Gleichberechtigung noch ein Fremdwort war, dann kann ich gar nicht glauben, dass es mal anders war als heute. Man nimmt es so selbstverständlich, dass Frauen wählen
dürfen, nicht mehr von ihrem Mann die Erlaubnis einholen müssen und dass sie auch den Sport machen…mehrSpannend und mitreißend erzählt, wie Frauen damals ihre Träume verfolgt
Manchmal, wenn ich historische Romane aus Zeiten lese, als Gleichberechtigung noch ein Fremdwort war, dann kann ich gar nicht glauben, dass es mal anders war als heute. Man nimmt es so selbstverständlich, dass Frauen wählen dürfen, nicht mehr von ihrem Mann die Erlaubnis einholen müssen und dass sie auch den Sport machen dürfen, den sie selbst wählen. Ich brauche dann immer ein bisschen, um mich in die Gepflogenheiten der Zeit, in der das Buch spielt, einzufinden und vor allem einzufühlen. So ging es mir auch, als ich die Protagonistinnen Lulu, Elsa und Fanny sowie ihre Freundin Änny dieses historischen Romans kennengelernt haben. Sie stehen leidenschaftlich für ihren Traum vom Medizinstudium ein und versuchen alles Erdenkliche, um ihn doch noch in die Tat umzusetzen. Das beeindruckt.
Dieses Buch erzählt aus wechselnden Perspektiven der hauptsächlich drei Frauen. Sie alle lassen uns teilhaben an ihrem Alltag und ihren Lebensumständen. Sie alle hegen eine Liebe zur Medizin, die ihnen auf unterschiedlichsten Wegen nähergebracht wurde. Doch gemeinsam haben sie, dass ihnen der offizielle Weg zur Universität versperrt bleibt. Spannend zu verfolgen ist für uns als Leser, wie sie dagegen aufbegehren und sich Gedanken machen, wie sie es doch schaffen und wie sie vor allem mehr Selbstbestimmung nicht nur beruflich erlangen können. Dabei lernen wir sie sehr gut kennen und fühlen mit ihnen mit. Elsa, die Tochter aus gutem Hause, deren Vater sie ins Medizinstudium bringen wollte, was die Mutter aber nach seinem Tod zu verhindern versuchte, sodass Elsa sich mit verschiedenen Jobs über Wasser halten muss, um zumindest in München bleiben zu können. Fanny, die eigentlich als bessere Haushaltshilfe für ihren Bruder nach München geschickt wurde und die sich dann aber den Studienplatz ihres faulen Bruders mithilfe eines Tricks einverleibt. Und schließlich Lulu, die als jüngstes Kind vom Klinikleiter von Ranke, eigentlich so schnell wie möglich verheiratet werden soll, aber gar nicht daran denkt, das Mithelfen im Hospital gegen Herd und Ehemann einzutauschen. Und obwohl sie so verschieden sind, entwickelt sich zwischen ihnen eine richtige Freundschaft, die sie durch die ein oder andere Tiefe bringt.
Die Erlebnisse der drei Frauen fand ich sehr spannend. Ich war neugierig nicht nur auf die gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten der Zeit, sondern auch darauf, wie es den jungen Frauen mit ihren Träumen ergeht. Man kann sehr gut mit ihnen mitfühlen und fiebert nach jedem Perspektivwechsel mit, wie es wohl für die eine oder andere weitergeht, bis endlich wieder ein Kapitel aus ihrer Sichtweise geschrieben ist. Das hat mir sehr gefallen. Auch der Schreibstil und die zeitweisen bayrischen Dialekte mochte ich sehr. Lediglich beim Ende war ich zunächst etwas enttäuscht, weil ich selbst bei dem Band eine Triologie zumindest einen abgeschlossenen Erzählstrang erwartet hätte. Da meine Neugier hier leider nicht befriedigt wurde, muss ich einen Stern abziehen und mich noch mehr auf die Auflösung im Folgeband freuen.